Sein linker Mittelfinger blutet, doch Fingerhakler Hermann Dreher scheint das gar nicht zu spüren. Der 60-jährige aus Bernbeuren (Ostallgäuer) vom Gau Auerberg ist gerade deutscher Meister geworden. In der Klasse Senioren 2 über 55 Jahre hat er in Stötten bei der 52. deutschen Meisterschaft im Fingerhakeln seinen Heimvorteil genutzt.
Im entscheidenden Kampf zog er Franz Freisl vom Ammergau vor 1000 Zuschauern über den Tisch. Insgesamt kämpften 158 Jugendliche und Männer, davon 60 Hakler vom gastgebenden Gau Auerberg, in fünf Alters- und vier Gewichtsklassen um die Titel. >, freute sich Dreher nach dem Endkampf, in dem ihn seine Vereinsfreunde mit >-Rufen nach vorne gepeitscht hatten. Der 60-Jährige hatte heuer und voriges Jahr bereits die alpenländische Meisterschaft in Österreich gewonnen, 2009 ist er in seiner Klasse bayerischer Meister geworden.
Dreher hakelt schon seit 45 Jahren und ist auch sonst ein Vorzeigesportler in traditionellen bayerischen Disziplinen: So wurde er 1972 Weltmeister im Steinheben, als bei den Olympischen Spielen in München in einem Rahmenprogramm auch bayerisch gesportelt wurde.
Keine Schmerzen
Bei so viel Routine ist ein blutender Finger für Dreher natürlich nur eine kleine Blessur auf der großen Bühne. >, sagte er nach dem Endkampf lachend.
Den Titel widmete Dreher seinem Bruder Michael, der am Vortag der Meisterschaft beerdigt wurde. >, erzählte Dreher. Für den Fingerhakler war deshalb bereits im Vorfeld klar, dass er bei der deutschen Meisterschaft auch für seinen Bruder antreten würde.
Eine andere Auerberger Titelhoffnung erfüllte sich indes nicht. Der deutsche Meister von 2010, Werner Hindelang, unterlag bei den Senioren 1 (bis 80 Kilogramm) dem Vorjahreszweiten Georg Ruhdorfer (Ammergau).
Zweiter mit der Mannschaft
Doch immerhin zog der Gau Auerberg in einer Klasse am stärksten und errang mit der Mannschaft den zweiten Platz - punktgleich mit dem Ersten Ammergau. Dieser hatte lediglich mehr erste Einzelplätze erreicht. Der traditionelle Männersport Fingerhakeln lockte in Stötten im Übrigen viele Interessierte an, die miterlebten, was Hermann Dreher meint, wenn er sagt: >