Mountainbiker Manfred Reis aus Niederstaufen kann zum ersten Mal seit seinem schweren Motorradunfall im August 2010 eine komplette Saison in Angriff nehmen. Doch die ganz große Attacke auf den Radsport wird der deutsche Meister von 2009 nicht fahren können: 'Meine Schulter lässt es immer noch nicht zu. Und wenn der Körper nicht zu 100 Prozent fit ist, macht es keinen Sinn bei Weltcups zu starten', sagt der 21-Jährige.
Im Mai letzten Jahres hatte 'Manne', wie er genannt wird, eine groß angelegte Schulter-Operation, bei der die letzte Baustelle nach dem Unfall fertiggestellt werden sollte. 'Leider hat die Operation nicht viel geholfen. Die Kraft in der Schulter fehlt mir immer noch', erzählt er enttäuscht. Ohne die im Mountainbike dringend benötigte Stabilität im Arm, die vor allem in Abfahrten unabdingbar ist, konnte er keine Cross Country Rennen fahren.
Doch Manfred Reis gab nicht auf und absolvierte dafür umso mehr Trainingskilometer auf dem Rennrad.
Und seine Mühe wurde belohnt: Gegen Ende der vergangenen Saison konnte Reis bei kleineren Rennen an den Start gehen und sicherte sich Sieg um Sieg, beispielsweise bei der deutschen Hobbymeisterschaft 2011, bei einem Marathon-Rennen im Montafon und beim City-Sprint in Bregenz.
Wieder in der Backstube
Dennoch muss der gelernte Bäcker Abstriche im Sport machen – und seine Konzentration liegt nicht mehr nur auf dem Radsport allein: 'Seit Dezember bin ich wieder Vollzeit angestellt in der Bäckerei Bürklin & Hörger in Schlachters, und im September werde ich nach München auf die Meisterschule gehen', berichtet Reis.
Ebenfalls seit Ende letzten Jahres engagiert er sich in seinem Heimatverein, dem TSV Niederstaufen, als Mountainbike-Abteilungsleiter, um die Kinder von seinen Erfahrungen profitieren zu lassen.
Für die Saison 2012 hat er trotz allem große Pläne, wenn es auch nicht die ganz großen sind. Nach einer guten Vorbereitung sieht sich Reis auf einem hohen Level. 'Bei der Staffel im Wintertriathlon in Oberstaufen hatte ich ein super Gefühl. Ich konnte mich gut gegen die starke Konkurrenz durchsetzen.'
'Es war ungewohnt für mich, in der Vorbereitung nicht in Australien zu sein', scherzt Reis. 'So konnte ich aber viel Alternativtraining wie Schwimmen oder Langlauf machen, das war ideal für die Schulter.'
Was die Rennen angeht, so möchte er sich auf die kleineren und regionalen fokussieren, was seinen neuen Teammanager Stefan Schubert vom Team Stevens Schubert Racing Team sicher freuen wird.
Bundesliga 'kein Muss'
'Ich habe zwar eine Lizenz und dürfte rein theoretische bei Weltcup-Rennen an den Start gehen, doch es wäre ein zu hohes Risiko für meine Schulter', spricht Reis. Wenn es ihm einmal 'reinpasst', wird er auch bei Bundesliga-Rennen an den Start gehen. 'Aber es ist kein Muss', definiert er ganz klar. Wer den 21-Jährigen kennt, weiß aber, dass er ein Kämpfer ist und immer das Maximum herausholen will: 'Ich werde trotzdem Vollgas geben. Wer weiß, vielleicht heilt die Zeit meine Schulter und ich kann in zwei bis drei Jahren wieder voll angreifen.'
Mountainbiker Manfred Reis aus Niederstaufen geht trotz der Nachwehen seines Unfalls positiv an die neue Saison heran. Foto: Kevin Krause