Kater Findus lässt sich das Interview nicht entgehen. Immer wieder schmiegt sich der gemütliche Vierbeiner an Tessa Wötzel heran und lässt sich an seinem dicken Fell kraulen, während die 14-jährige Schülerin davon erzählt, wie sie zu ihrem großen Hobby, dem Skibergsteigen (Skitouren in Wettkampfform), gekommen ist. Rolf Schlachter, der Vater ihrer Freundin Annika, hat sie vor zwei Jahren einfach mal mit auf die Piste genommen und im Kaunertal mit ihr die ersten Gehversuche unternommen. Dass das Wetter nicht so gut war und sie deshalb nicht sonderlich weit gekommen sind, hat die Lindenberger nicht gestört. 'Es hat Spaß gemacht – da bin ich eben dabei geblieben', erzählt sie.
Inzwischen hat es die Gymnasiastin, deren Lieblingsfach Erdkunde ist, in der Jugendklasse bis in die nationale Spitze geschafft. Bei der deutschen Meisterschaft 2011, die im Rahmen der Hochgrat-Skirallye ausgerichtet worden war, belegte sie Platz 3. Am kommenden Sonntag findet das Rennen erneut statt. Tessa ist wieder am Start. 'Wenn ich wieder Dritte werde, wäre ich sehr zufrieden', sagt sie. Mit ihren 14 Jahren ist sie in der Jugendklasse eine der jüngsten. Eigentlich wäre sie noch zu jung dafür. Damit sie starten kann, benötigt sie eine schriftliche Erlaubnis der Eltern.
Was das Skibergsteigen angeht, ist der Hochgrat ihre Lieblingsstrecke. 'Da kennt man am meisten Leute.' Der 1834 Meter Hausberg von Oberstaufen sei außerdem 'ganz gut zum Laufen'. Nicht allzu steil, viele Flachpassagen, eine abschließende Tragepassage zwischen Staufner Haus und Bergstation, wo die Teilnehmer ihre Skier abschnallen, sie am Rucksack befestigen und einige Meter zu Fuß bewältigen. Für die Zuschauer ist es die vielleicht interessanteste Stelle, denn dort kann viel passieren. 'Manchmal kommt man schwer wieder in die Bindung rein', sagt Tessa. Bei einem Rennen in der Schweiz sei ihr das einmal passiert. Zwei Streckenposten haben ihr schließlich geholfen und sie in die Bindung regelrecht hineingedrückt.
Für den Aufstieg bei der Kurzdistanz (etwa 1000 Höhenmeter) benötigt die 1,80 Meter große Sportlerin, die nebenbei Volleyball beim TV Lindenberg spielt und Mountainbike für den Tri-Club fährt, nach eigener Schätzung etwa eineinhalb Stunden. Die Zwischenstationen mit Müsliriegeln, Tee und Trockenfrüchten steuert sie dabei auch an. 'Ich lass mir da schon immer Zeit.' Sie kann es sich leisten, denn der Aufstieg zählt zu ihren Stärken. Bei der anschließenden Abfahrt tut sie sich schwerer. 'Das kann ich nicht so gut', räumt sie ein. Unterm Strich kommt die Läuferin vom Alpenverein Lindenberg dennoch meist unter zwei Stunden ins Ziel.
Vielleicht gelingt ihr heuer sogar eine noch bessere Platzierung. Für einen Pokal wäre im Regal neben der Goldmedaille von der Sportlerehrung der Stadt Lindenberg – ihre erste Auszeichnung überhaupt – noch viel Platz. Kater Findus ist auf jeden Fall schon gespannt.
Rennen: 7. Hochgrat-Skirallye am Sonntag, 15. Januar, ab 9.45 Uhr mit Wertung zur deutschen Meisterschaft. Siegerehrung ab 13.30 Uhr an der Bergstation. Ausrichter ist die DAV-Sektion Oberstaufen-Lindenberg. Näheres unter www.skirallye.de