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Stadionverbot für Zündler

Eishockey

Stadionverbot für Zündler

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    Stadionverbot für Zündler
    Stadionverbot für Zündler Foto: dpa

    Seit einem Jahr sind Philippe Bader und Manuel Ort die Fanbeauftragten des Eishockey-Zweitligisten ESV Kaufbeuren. Vor den beiden Partien heute zu Hause gegen den SC Riessersee (19.30 Uhr) und am Sonntag bei den Dresdner Eislöwen (18 Uhr) haben wir uns mit den beiden unterhalten.

    Sie sind seit einem Jahr die Fanbeauftragten des ESVK: Wie fällt die erste Bilanz aus?

    Ort: Die Zusammenarbeit mit den Fanklubs ist sehr zufriedenstellend. Wir denken, dass wir uns bei den Anhängern ein hohes Maß an Akzeptanz erarbeitet haben. Mittlerweile sind wir soweit, dass die Fans offen auf uns zugehen und uns ansprechen, wenn sie Anregungen oder Sorgen haben. Ab und zu würden wir uns wünschen, dass der ein oder andere Fan noch mehr selbst mit anpackt. Die Zusammenarbeit mit dem Verein ist auch einwandfrei, hier herrscht ein sehr gutes Verhältnis, und wir können immer wieder unsere Ideen einbringen – ein großer Dank geht dafür an die Mitglieder des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit.

    Was waren die wichtigsten Aufgaben?

    Bader: Die schönste, aber auch anstrengendste Aufgabe war natürlich im Februar die Aktion 'Kaufbeuren gibt Vollgas', als wir gegen Schwenningen ein super Rahmenprogramm auf die Beine stellen konnten. Was sich auch ausgezahlt hat, da wir über 4000 Zuschauer im Stadion hatten. Zudem wollten wir unbedingt die Kommunikation zwischen Verein und Fans verbessern und die Beziehung zwischen Mannschaft und Fans intensivieren, zum Beispiel mit dem wieder eingeführten Fanstammtisch und Autogrammstunden, wie am Samstag, 3. Dezember, um 17 Uhr auf dem Kaufbeurer Weihnachtsmarkt.

    Wie viel Zeit investieren Sie pro Woche?

    Ort: Unter zehn Stunden in der Woche, jeweils für beide von uns, liegt die investierte Zeit sicher nicht. Hinzu kommt, dass wir noch andere Aufgaben im Verein haben.

    Wenn Sie die Stimmung erleben, die die ESVK-Fans machen: Welche Schulnote würden Sie geben?

    Bader: Welch gemeine Frage. Zu Hause ist die Stimmung schon immer recht gut. Ich denke mit einer 2- oder 3+ wären wir ganz gut bewertet. Auswärts kommt es natürlich immer auf die Menge der ESVK-Fans an. Aber wir würden mindestens eine 2 geben. Gerade die Spiele in Landshut, Rosenheim, Garmisch, Ravensburg oder beim Buskonvoi nach Heilbronn: Da gehören die ESVK-Fans sicherlich zu den lautesten und besten der Liga.

    Wenn Sie das Verhalten – vor allem auswärts – benoten müssten, dürfte die Bewertung schlechter ausfallen. Immer wieder fällt eine kleine Gruppe aus dem Rahmen, wie zuletzt mit idiotischer Zündelei in Rosenheim. Das kann Ihnen nicht gefallen, oder?

    Ort: Nein. Natürlich nicht. Wir verurteilen dies aufs Schärfste und können es ebenso wenig nachvollziehen wie der Großteil der Fans. Es ist wirklich eine Schande, dass solche Aktionen die Fanszene eines ganzen Vereins in den Dreck ziehen und damit im Endeffekt uns allen schaden. Gerade vergangenen Freitag war die Stimmung nach dem wichtigen Sieg in Rosenheim für unsere Verhältnisse ziemlich schlecht, weil eben wieder Pyrotechnik gezündet wurde. Mal abgesehen davon, dass es verboten und gefährlich ist, ist es auch ein Stimmungskiller.

    Wir hoffen, dass innerhalb der Fans eine Trotzreaktion einsetzt und diesen Leuten einfach nicht mehr zugestanden wird, dass sie uns mit Ihren Aktionen repräsentieren. Das können nur alle Fans gemeinsam schaffen. Nachdem der Zündler aus Rosenheim eindeutig identifiziert wurde, kann man nun handeln. Dies hat der Verein in Rücksprache mit uns gemacht. So hat der Zündler in Kaufbeuren – und so viel wir wissen auch in Rosenheim – Stadionverbot erhalten.

    Haben Sie als Fanbeauftragte Möglichkeiten, auf die Chaoten mäßigend einzuwirken?

    Bader: Wir versuchen immer wieder, den Dialog mit den Personen zu suchen, bei denen wir wissen, in welche Richtung ihre 'Unterstützung' teilweise tendiert. Nur weil wir sagen 'Ihr sollt nicht zündeln', lässt sich aber keiner davon abhalten. Auch in Rosenheim gab es vor, während und nach dem Spiel mehrere Gespräche mit dem ein oder anderen Herren. Man muss festhalten, dass sich alle Fans, egal welcher Gruppierung sie angehören, klar von der Pyrotechnik distanziert haben. Man war sich auch einig, dass die Zündelei absolut überflüssig war – und wenn man den Aussagen glauben darf, nicht in dem Ausmaß von den jeweiligen geplant war. Sondern, dass es eben einzelne Personen einfach übertrieben haben.

    Wie kann es denn sein, dass auf der gemeinsamen Seite aller Fanklubs (www.joker-on-tour.de) der Fanklub Extended Voice seine Fahrten präsentieren kann – ausgerechnet also die Gruppierung, deren Mitglieder vor zwei Jahren versucht haben, den Schwenninger Sonderzug zu stürmen? Und die stolz auf ihrer Homepage gewisse Pyrotechnik-Aktionen mit Fotos präsentiert, unter anderem auch die Zündelei in Rosenheim …

    Ort: Wir müssen mal eines vorab klarstellen, da immer wieder falsche Interpretationen auftauchen: Joker-on-Tour ist kein offizielles Organ des ESVK, sondern ein Zusammenschluss von Fanklubs, um allen eine bessere Plattform zu bieten und um gewisse Dinge besser planen zu können.

    Das wir da prinzipiell erst einmal niemanden ausschließen wollen, sollte klar sein. Auch wenn es damals diese Geschichte mit Schwenningen gab, so hat jeder eine zweite Chance verdient. Wir werden uns aber mit dem besagten Fanklub in nächster Zeit zusammensetzen und gewisse Dinge ansprechen. Ob und wie dann reagiert wird, liegt auch an allen anderen Fanklubs.

    Noch eine Frage zum Sportlichen: Wie beurteilen Sie die Situation?

    Bader: Dass die aktuelle Situation für uns alle nicht zufriedenstellend ist, sollte klar sein. Durch die letzten beiden Jahre ist natürlich die Erwartungshaltung enorm groß geworden, vielleicht teilweise zu groß. Wir hoffen, dass es gegen Garmisch wieder läuft und der ESVK vor hoffentlich großer Kulisse an die letzten Derbyerfolge anknüpfen kann.

    Das Team hat ohne Frage das Potenzial dazu. Nach dem Spiel findet übrigens wieder eine 'After-Game-Party' mit Hot-Caipi-Bar und DJ-Sound in der Sparkassen-Arena statt. Wir hoffen, dass so viele Fans wie möglich gemeinsam mit uns feiern – hoffentlich drei Punkte versteht sich.

    Interview: Mischa Miltenberger

    Philippe Bader

    Manuel Ort

    Zustände wie in vielen Fußballstadien soll es im Eishockey nicht geben. Deshalb heißt es: Null Toleranz bei Pyrotechnik in den Eishallen. Foto: dpa

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