Auf der Geschäftsstelle des SC Altach in Vorarlberg rauchen in diesen Tagen die Köpfe, bildlich gesehen. 'Um in einer ländlichen Gegend Profifußball anzubieten', sagt Geschäftsführer Christoph Längle, 'muss man ständig neue Ideen produzieren.' Und weil in fünf Tagen das Spiel des Jahres ansteht für den Tabellenführer der zweiten österreichischen Bundesliga, raucht Längles Kopf noch mehr als sonst. Gegen den ewigen Rivalen Austria Lustenau geht es, der mit seinen Fans aus 14 Kilometern Entfernung anreist.
Der Slogan einer Aktion, den sich die Altach-Verantwortlichen haben einfallen lassen: 'Hurra, das ganze Dorf ist da'. Das Ziel: In die Cashpoint Arena sollen am kommenden Dienstag (Anpfiff 18.30 Uhr) mehr Zuschauer kommen, als Altach Einwohner hat. Mit Stand vom 31. Oktober diesen Jahres sind das exakt 6650. Zudem wird es für diese Begegnung verschiedene Aktionen geben. Was Längle und seine Kollegen ebenfalls hoffen: Dass deutsche Fußball-Anhänger aus dem Allgäu und Bodensee-Bereich dieses Spitzenspiel und Vorarlberg-Derby der 2. Liga hautnah miterleben wollen. Längle: 'An den Autokennzeichen stellen wir immer wieder fest, dass es einige Deutsche zu uns zieht.
' Nicht nur Zuschauer aus dem Allgäu kommen in die Cashpoint Arena, wo in dieser Saison zwischen 3000 und 5000 Fans die Mannschaften anfeuern. Auch Spieler klopfen hin und wieder an. An Alexander Späth kann sich Längle beispielsweise noch erinnern. 'Ein guter Spieler und toller Typ', erinnert er sich. Nach seinem Engagement in Altach spielte Späth beim FC Memmingen und wurde dort Bayernliga-Meister. Nun strebt der 34-Jährige mit dem FC Kempten den Aufstieg in die Bezirksliga an.
Der SCA hingegen hofft auf den Sprung in Österreichs Beletage, die T-Mobile-Bundesliga. Dort mischte er schon einmal mit, mussten aber vor drei Jahren wieder absteigen. Um sich als Dorfklub ganz oben zu etablieren, glaubt Längle, müssten zwei Bereiche stimmen: der sportliche und der finanzielle.
Wobei er wieder bei den zu produzierenden Ideen wäre. 'Wer auf Dauer Profistrukturen schaffen will, muss einen langen Atem haben, aus Fehlern lernen und starke Köpfe haben, die konsequent an einem Ziel arbeiten.'
In Vorarlberg scheinen sie auf einem guten Weg zu sein. Der Gesamtetat des Klubs beträgt vier Millionen Euro und würde im Fall des Aufstiegs auf bis zu sechs Millionen aufgestockt (zum Vergleich: der des Regionalligisten FC Memmingen liegt deutlich unter einer Million).
'Unser geplanter Etat', ist sich der Altacher Geschäftsführer sicher, 'reicht, um in der österreichischen Bundesliga sportlich mitzuhalten.' Selbst Klubs wie Rapid und Austria Wien oder Redbull Salzburg (damals mit dem Trainergespann Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus) mussten vor drei Jahren mitunter Federn lassen in Vorarlberg.
Sollte der Aufstieg tatsächlich glücken, hofft man in Altach auf eine Steigerung der Zuschauerzahlen. Auch mithilfe der Nachbarn aus der Schweiz und Deutschland. 'Wir bieten im weiteren Umkreis den einzigen Profifußball', weiß Längle. 'Das ist auf Dauer unsere Stärke, um Fans aus einigen Kilometern Entfernung zu locken.'
Apropos Stärke: Im Vergleich mit deutschen Klubs sieht Christoph Längle seinen SC Altach momentan auf Augenhöhe mit Vereinen der dritten Liga. Immerhin: In einem Vorbereitungsspiel besiegten die Vorarlberger heuer Zweitligist Karlsruher SC mit 2:1.