Das Freundschaftsspiel zwischen dem TSV Marktoberdorf und den Profifußballern des TSV 1860 München war für Organisator Hans Scholz eine riesen Veranstaltung, für Trainer Norbert Schmidbauer ein riesen Erlebnis und für Kapitän Michael Strehle ein riesen Spaß: Damit fassten sie das zusammen, was die 1400 Zuschauer im Stadion wohl auch fühlten. Und selbst Franz 'Bulle' Roth, eigentlich ja ein 'Roter', hatte gern bei den 'Blauen' zugeschaut: 'Es war super, mal einen solchen Event zu haben, wie es ihn in Marktoberdorf schon zig Jahre nicht gab.'
Auch für die kleinen Kicker aus der G-, F- und E-Jugend des TSV Marktoberdorf war dies ein besonderer Abend. Sie durften Hand in Hand mit den Spielern aufs Feld laufen. Obwohl nicht unbedingt jeder wusste, wen er denn da festhält. Nur einen Spieler, den kannte wirklich jeder: Kevin Volland, der Thalhofener, der gleichsam wieder nach Hause zurückgekehrt war.
Der 19-jährige Jungprofi erhielt deshalb den größten Applaus aus dem weiten Rund, denn über weite Strecken hatten die Marktoberdorfer gezeigt, dass sie mit ihren Emotionen nicht hausieren gehen. Ganz anders Stadionsprecher Benno Zeiler, der lautstark "unseren Kevin" begrüßte. Volland selbst nahm's relativ locker: "Ich kenne eben noch viele Leute. Deshalb ist es immer wieder schön, zurück zu kommen."
Sicher, die Ergebnisse in der Bundesliga seien noch nicht unbedingt das, was sich die Mannschaft vorgestellt hatte. Aber für ihn laufe es derzeit prächtig. Was er dann auch auf dem Platz zeigte: ein Hattrick innerhalb von zwölf Minuten.
Genau um solches zu sehen, waren die Zuschauer ins Stadion geströmt. Enttäuscht wurden sie nicht. Auch die Einmannshow von Djordje Rakic, der in dieser Saison bisher nicht gespielt hatte, war ein Augenschmaus. Nicht minder legten sich seine Mitspieler ins Zeug. Dabei besaßen die Marktoberdorfer durch Michael Kaufmann (5.) die beste Chance, in Führung zu gehen - hätte nicht Stefan Buck geklärt. Doch erst nach Vollands Gala und dem ersten von sieben Treffern Rakics vollendete Robin Swoboda zum 1:4 ins lange Eck. Da waren die Fans dann wirklich einmal aus dem Häuschen.
"Großes Kompliment"
"Löwen"-Trainer Reiner Maurer brachte nach der Pause frische Spieler, und auch Norbert Schmidbauer ließ fleißig rotieren. Allmählich jedoch zeigte sich die konditionelle Überlegenheit der Profis, die spielerische hatten sie ohnehin. Tore fielen wie am Fließband. Die Profis waren eben cleverer und agierten nun nach dem Motto "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei". Hier ein Heber, da ein Fallrückzieher. Das Publikum staunte.
Die erste Garnitur stand unterdessen am Spielfeldrand, ließ sich mit ihren Fans fotografieren oder schrieb fleißig Autogramme. "Ein großes Kompliment an 1860. Mit denen konnte man während des Spiels sogar ratschen. Da war überhaupt nichts von Arroganz", freute sich Kapitän Strehle. Auch Trainer Schmidbauer genoss den Abend auf der Bank: "Das war eine tolle Trainingseinheit, ohne dass ich was machen musste."