Fünfmal die Woche flitzen rund 18 Kinder der Oberstdorfer Shorttrack-Abteilung zwei Stunden lang übers Eis. Sieben davon dürfen beim 1. Starclass Wettbewerb im Shorttrack (Kurzbahn-Eisschnelllauf) teilnehmen, der heuer das erste Mal in Oberstdorf vom 9. bis 11. Dezember ausgetragen wird. Erwartet werden acht Nationen mit 118 Athleten aus 30 Eissportclubs.
Schwitzen statt frieren
Gefühlte acht Grad. Ein Shorttracker darf nicht verfroren sein. Mit einem Zischen sausen 14 Shorttracker des SC Oberstdorf in ihren eng anliegenden, schwarzen Rennanzügen übers Eis. 'Frieren tun die nicht', versichert Trainer Joachim Knöckel. Im Gegenteil. Wer so tief gebeugt seine Runden übers Eis zieht, kommt gehörig ins Schwitzen. Heute steht Technik auf dem Programm, morgen Schnelligkeit und den Tag danach Ausdauer.
'Tief gehen', ruft Knöckel. 'Und schön Druck aufbauen. Gut.' Mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit saust der ECO-Nachwuchs in die Kurven.
Die Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 15 Jahren erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometern, sagt Co-Trainer Philipp Deppisch-Kohler. In den Kurven müssen die Kinder scharf auf der Innenkante fahren. Wer aus der Kurve rausfliegt, landet im Bandenschutz. 'Das tut gar nicht weh', versichert Robin Tenzer (10). Seit zwei Jahren ist der Gymnasiast bei den Shorttrackern. Er gilt als großes Talent im Verein. Ihn fasziniert bei dem Sport das Tempo. 'Cool ist auch das Überholen und das Windschattenfahren.' Die Kinder arbeiten konzentriert. Ob es daran liegt, dass Bundestrainer Guy Tuibaut auf der anderen Seite hinter der Bande steht und zusieht? Er sichtet Talente. ECO-Coach Knöckel klatscht in die Hände.
'Auf geht’s', feuert er seine Schützlinge an. Fast alle haben bei ihm das Schlittschuhlaufen gelernt. Besonders stolz ist er auf Talente wie die 20-jährige Evi Papakonstanti (Deutsche Meisterin der Damen 2008), die mittlerweile in Dresden trainiert, den 25-jährigen Christoph Milz, der 2011 Vize-Weltmeister in der Staffel in Sheffield wurde und auf die sieben Oberstdorfer, die bei dem 1. Starclass-Wettbewerb in Oberstdorf mitmachen: Sophia Echtler, Isabell und Marcel Klatt, Jil Linka, Luca Löffler, Robin Tenzer und Valentin Schwendinger.
Nicht lange gefackelt
Wie die 'Jungfrau zum Kind' kam der heute 64-jährige Knöckel zu den Shorttrackern, sagt er selbst. Der ehemalige Eisschnellläufer brachte seinem damals dreijährigen Sohn gerade das Schlittschuhlaufen bei, als ihn die ECO-Eiskunstlauftrainerin Marie-Therese Kreiselmeyer fragte, ob er nicht eine Shorttrack-Abteilung aufbauen wolle. Obwohl Knöckel vom Shorttrack nicht viel wusste, fackelte er nicht lange. Auch heute noch – 18 Jahre später – bestimmt der Sport sein Leben. 18 Kinder trainiert er derzeit fünfmal die Woche. 'Alles Eigengewächse.'
Um den Sport bekannt zu machen, lud der SC 1995 die deutsche Nationalmannschaft ein. Seither wird Oberstdorf regelmäßig von Shorttrackern für Wettbewerbe (darunter 1996 Europacup und 1999 EM) und Trainingslager besucht. Dass der 1. Starclass-Wettbewerb in Oberstdorf ausgetragen wird, sieht Knöckel als 'Sprungbrett zu höherklassigen Wettbewerben'. 'Das ist eine große Sache', erklärt auch ECO-Präsident Harald Löffler. Damit Oberstdorf überhaupt eine Chance mit seiner Bewerbung hatte, mussten neue Bandenschutzwände für 40 000 Euro besorgt werden.
Welche Chancen sich die Deutschen bei diesem europäischen Wettbewerb ausrechnen? 'Schwer zu sagen', meint Knöckel. Die Italiener und die Holländer seien stark. 'Aber wir spielen auf alle Fälle in der oberen Liga mit.' Weltweit dominieren die Koreaner das Feld. 'Da ist Shorttrack so etwas wie ein Volkssport.'