Radsport vom Allerfeinsten bekamen die zahlreichen Besucher bei der bayerischen Straßenmeisterschaft im Ostallgäu geboten. Ausrichter der zweitägigen Großveranstaltung mit den Titelkämpfen im Einzelzeitfahren war der RC Allgäu Günzach. Dessen Chef, Klaus Görig, freute sich ebenso wie die Zuschauer an der Strecke darüber, dass auch einige Allgäuer Pedalritter auf vorderen Rängen landeten (siehe Ergebnisse).
Aber auch aus anderen Gründen hatte Görig Grund zur Freude: Trotz übler Wetterprognosen gab es sowohl beim Zeitfahren als auch beim Straßenrennen lediglich jeweils zu Beginn Regenschauer, sodass beinahe ideale Bedingungen herrschten. Das Zeitfahren bestritten rund 200 Teilnehmer auf einem 17-km-Kurs rund um Reinhardsried bei Unterthingau. Das Rennen war offen ausgeschrieben und zählte als zweite Etappe der Allgäu-Rennserie mit dem neuen Namen 'Radcenter-Heiss-Scott-Cup'. Am Start war auch Superstar Hanka Kupfernagel vom Rusvelo-Team, die sich noch Hoffnung auf ein Olympiaticket macht. Die 38-jährige Rad-Ikone gewann dann auch die Frauenwertung (17 km) souverän und landete im Feld der 46 Männer (34 km) auf Platz 14. In 44:59,77 Minuten war sie eine Sekunde schneller als der beste Allgäuer Bernd Brennauer (Durach/Team Erdgas Schwaben).
Sieger wurde Felix Spensberger (Inntal), während der elftplatzierte Florian Völk (Nürnberg-Herpersdorf) die Spitze im Heiss-Cup übernahm.
24 Stunden später ging’s dann im nahen Schweinlang (Gemeinde Kraftisried) zur Sache – und um die Straßentitel. Der 9-km-Rundkurs am Rand des Kempter Walds, mit schwerem Schlussaufstieg nach Schweinlang, war dazu die ideale Bühne. Zum Höhepunkt wurde das 130-km-Rennen der Männer-Elite. Auf Bitten des Bayerischen Fernsehens, das noch am Sonntagabend einen Beitrag sendete, wurde es auf 112 Kilometer verkürzt.
Dem sportlichen Wert tat dies keinen Abbruch. Die 130 Profis und Eliteamateure legten mit Feuereifer los, und bei Halbzeit war das Feld nahezu halbiert. Kurz darauf bildeten nur noch zwei Fahrer die Spitze. Darunter war Max Burkard (RSC Auto Brosch Kempten), der in der Folge mit Markus Schwarzhuber (Regensburg) den Vorsprung immer weiter ausbaute. Zwar lagen noch 50 Kilometer vor den Ausreißern, aber der aus Krugzell stammende Burkard, und der frühere U-23-Nationalfahrer Schwarzhuber wirkten derart souverän, dass alle an ein Gelingen der langen Flucht glaubten. Doch 40 Minuten bzw. drei Runden später gab es wieder eine völlig neue Situation.
Aus dem Hauptfeld, das schon in kleine Gruppen zerfiel, machte plötzlich Daniel Bichlmann aus dem starken Team Baier Landshut Jagd auf die Spitzenreiter und schaffte in der vorletzten Runde den Anschluss.
Unwiderstehlich angetreten und ungläubig hinterher geschaut
Als somit ein Spitzentrio Richtung Ziel strebte und Burkard immer noch vom Titel träumen durfte, trat Modellathlet Bichlmann so unwiderstehlich an, dass Burkard und Schwarzhuber nur ungläubig hinterher schauen konnten. Am Ende waren sie froh, wenigstens Silber und Bronze vor den Verfolgern gerettet zu haben. (rk)
Im Heiss-Cup geht es am Mittwoch ab 17.30 Uhr in Pinswang/Tirol weiter.