Der TSV Biessenhofen hat eine starke Saison in der Handball-Bezirksliga mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga gekrönt. Das ist nichts Neues für den Verein, denn seit 2004 ging es viermal nach oben und auch dreimal wieder nach unten. Wir haben uns vor dem letzten Saisonspiel des TSVB am heutigen Samstag um 17.30 Uhr zu Hause gegen den TSV Landsberg II mit Karl-Heinz Ott (62) unterhalten. Er ist seit 25 Jahren Abteilungsleiter der Biessenhofener Handballer.
Herr Ott, kennen Sie Nürnberg, Bielefeld und Bochum?
Ott: Ja, aber von einer anderen Sportart, dem Fußball. Ich weiß, dass es jetzt wieder um den Begriff 'Fahrstuhlmannschaft' geht.
Stört Sie das?
Ott: Ich höre den Begriff ungern, kann die Tatsache aber nicht widerlegen. Es ist nun mal so, dass wir regelmäßig aus der Bezirksliga auf- und aus der Bezirksoberliga wieder absteigen.
Und wie fühlt man sich so als Abteilungsleiter der Fahrstuhlmannschaft?
Ott: Wie in einer Achterbahn. Für uns wäre eine Liga mittendrin am besten. Aber die können wir nicht herzaubern. Meine Einstellung ist: Wenn wir den sportlichen Erfolg haben, nehmen wir den Aufstieg auch wahr.
Sind die Unterschiede zwischen Bezirksliga und Bezirksoberliga so groß?
Ott: Ja. Alle Aufsteiger haben es immer sehr schwer, in der Bezirksoberliga drinzubleiben. Würm-Mitte ist diesmal die große Ausnahme. Aber die liegen am Stadtrand von München und haben ganz andere Voraussetzungen, um Spieler zu finden. Wir dagegen sind ein Dorfverein, liegen zwischen den Städten Kaufbeuren und Marktoberdorf, wo die Schulen sind. Das macht es für uns nicht einfacher.
Dafür sind aber Ihre Erfolge mit vier Aufstiegen in den vergangenen sieben Jahren beachtlich
Ott: Das stimmt. Und ich bin stolz auf meine Leute, was wir mit bescheidenen Mitteln hier erreichen – auch, wenn man uns manchmal belächelt. Verantwortliche, Trainer und Spieler sind bei uns mit Emotion und großem Einsatz zugange.
Beim TSV Marktoberdorf sieht es derzeit nicht so gut aus. Sollte er aus der BOL absteigen, wäre Biessenhofen die Nummer eins in der näheren Region. Geht am Wochenende deshalb der Blick besonders in Richtung des Nachbarn?
Ott: Der Blick geht schon nach Marktoberdorf, aber nur wegen des Interesses an dem Sport. Ich wünsche nämlich dem TSV, dass er drin bleibt. Unser Verhältnis ist korrekt, wir haben keine Probleme miteinander. Insofern wäre Schadenfreude nicht angebracht.
Aber im Fall eines Marktoberdorfer Abstiegs könnte es ja sein, dass der ein oder andere Spieler zum klassenhöheren TSV Biessenhofen wechseln will
Ott: Ich kann nicht in die Köpfe der Spieler hineinschauen. Wenn einer zu uns kommen will, ist er gerne willkommen. Ich würde aber nicht probieren, jemanden abzuwerben.
Wie sehen denn grundsätzlich Ihre personellen Planungen für kommende Saison aus?
Ott: Wenn wir die Liga vernünftig bestreiten wollen, muss sich Biessenhofen verstärken – aber nicht mit aller Gewalt. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt, bei uns wird kein Spieler bezahlt. Wir werden einige A-Jugendliche ins Team einbauen, das ist weiterhin der einzig vernünftige Weg. Wenn die Saison am Wochenende vorbei ist, geht am Montag die Arbeit los.
Interview: Mischa Miltenberger