Nein, diese Woche war keine gute Woche für Holger Badstuber. Insbesondere der Dienstag hatte es in sich. Es war der Tag, genauer gesagt, der Abend der Leiden des Holger B. Tatenlos musste der gebürtige Memminger vor dem Fernseher mit ansehen, wie der FC Schalke 04 in der Champions League Inter Mailand auseinander nahm.
"Das war extrem schmerzhaft", sagt Badstuber, "es ist schlimm nur noch tatenlos zuschauen zu können." In der Champions League spielt die ungeliebte Konkurrenz groß auf - und die Bayern spielen an der Fernbedienung herum. Irgendwie passt das ins Bild einer verkorksten Saison aus Münchner Sicht. Meisterschaft: weg. Pokal: weg. Champions League: auch weg. Auf die Frage was passieren müsste, damit das Fussballjahr wenigstens noch einigermaßen erträglich wäre, weiß Badstuber keine Antwort. "Wir müssen Platz drei verteidigen", meint er nach einiger Zeit. Platz drei - es kommt dem 22-jährigen kaum über die Lippen.
Kritik an van Gaal
Die Drei existiert eigentlich nicht im Münchner Sprachgebrauch. An der Säbener Straße endet die Zahlenfolge wie selbstverständlich nach der Eins. Aber dieses Jahr ist alles anders. Badstuber selbst hat zuletzt in einer Boulevardzeitung seinem Ärger Luft gemacht. "Das permanente Wechsel-Spiel in der Abwehr ist alles andere als förderlich", kritisierte der zehnmalige Nationalspieler den scheidenden Trainer Louis van Gaal. Ungewöhnlich.
Badstuber gilt normalerweise nicht als Lautsprecher. Aber die Fakten geben ihm Recht. Rund 20 (!) verschiedene Abwehrformationen hat van Gaal in dieser Saison auflaufen lassen. Kein Wunder, dass aus dem ehemaligen Prunkstück der Bayern bisweilen die Achillesferse geworden ist. Badstuber selbst agierte in seinen 27 Pflichtspielen mal in der Innenverteidigung, dann wieder links in der Viererkette und zwischendurch war er zu allem Überfluss auch noch verletzt. Immerhin: in der Nationalmannschaft genießt er vollstes Vertrauen. Gegen Kasachstan, in der EM-Qualifikation, erhielt Badstuber den Vorzug gegenüber dem starken Dortmunder Mats Hummels.
"Ein enormer Vertrauensbeweis des Bundestrainers", strahlte Badstuber, der voller Elan zurück nach München kam und sich prompt seinen längst nicht sicheren Platz im Bayern-Team für die Partie gegen Mönchengladbach erkämpfte. Die letzten sechs Spiele will er den verteidigen. Heute beim Derby in Nürnberg soll gleich der Anfang gemacht werden. "Der Club spielt eine gute Runde und gegen die Bayern sind ja alle immer hoch motiviert", glaubt Badstuber, immer im Hinterkopf, dass eine Niederlage in Nürnberg verboten ist.
Entspannung in Rot
Holen die Bayern die fest eingeplanten drei Punkte, dann gibt es sicher nächste Woche wieder einen Tag trainingsfrei. Ein paar Stunden, in denen er sich dann in Rot an der Rot (bei Memmingen) erholen kann. "Ich komme etwa einmal im Monat nach Hause, denn der Großteil meiner Familie wohnt nach wie vor da. Dort kann ich super abschalten von dem ganzen Trubel der in der Großstadt München und beim FC Bayern täglich herrscht", meint der junge Mann, dessen Augen plötzlich leuchten. "Es ist einfach herrlich ruhig und die Natur bietet unendlich viele Möglichkeiten. Ich wandere oder fahre mit dem Mountainbike - und im Sommer verbringe ich die Tage mit Freunden am Bodensee beim Baden."
Tiefe Wunden
Bis Mitte Mai muss Badstuber noch durchhalten. Dann ist die Bundesliga-Saison beendet. Danach folgen drei Länderspiele, anschließend ist Urlaub angesagt. Zwischendurch ist noch das Finale in der Champions Aber lassen wir das. Die Wunden sind bereits tief genug.