Handball-Talent Alexander Stöhr (16) vom TSV Kottern freut sich über den bislang größten Erfolg seiner Karriere: Mit dem Bayernkader des Jahrgangs 1995 gewann der Gymnasiast den Länderpokal der Auswahlmannschaften in Rotenburg an der Fulda. Es ist das erste Mal, dass eine bayerische Jungenmannschaft den Länderpokal gewinnt. Im Finale setzte sich das Team mit überraschend deutlich mit 37:22 gegen Berlin durch. 'Ich bin sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist. Ich bin bei allen fünf Partien zum Einsatz gekommen. Am spannendsten war das Halbfinale, bei dem ich durchspielen durfte. Wir haben gegen Mittelrhein mit 32:31 nach Siebenmeter-Werfen gewonnen. Das war Nervenkitzel pur', sagt der 1,89 Meter große Rechtshänder. In der Bayernauswahl kam er auf der halblinken und -rechten Position sowie als Kreisläufer zum Einsatz und erzielte vier Tore. Der bayerische Landestrainer Alexander Kolodziej lobt ihn als einen der 'stärksten und athletischsten Abwehrspieler' sowie als 'Teamplayer mit geringer Fehlerquote.'
Entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen hat der Vater des Talentes, der Orthopäde Dr. Holger Stöhr. Der frühere Regionalliga-Torhüter und heutige Vater von drei handballbegeisterten Söhnen nahm Alexander bereits mit sieben Jahren mit ins Training der 'Minis'. Fortan hat er seinen Sohn in verschiedenen Jugendmannschaften Jahren betreut. 'Mein Vater und ich sind ein eingespieltes Team. Er berät mich super', sagt der Filius. Zuletzt spielte Alexander in der B-Jugend des TSV Kottern, die in der Bayernliga allerdings Letzter wurde. Dennoch empfahl sich Alexander zum dritten Mal in Serie für die Bayernauswahl, die hauptsächlich von Spielern der Juniorenakademie des Bundesligisten TV Großwallstadt gebildet wird. Für die Unterfranken ist der einzige Allgäuer in der Auswahl fast schon ein Exot.
Nationalmannschaft kein Thema
Allerdings einer, der sich bestens ins Gefüge eingefunden hat. Der Teamgedanke ist den Trainern besonders wichtig. So gehörten zur Vorbereitung auch Rollenspiele, bei denen sich die B-Jugendlichen beispielsweise in die Lage von Schiffbrüchigen auf einer einsamen Insel versetzen sollten. 'Wir haben eine tolle Gemeinschaft', schwärmt Alexander Stöhr. Allerdings ist die gemeinsame Zeit nun zu Ende. In der A-Jugend gibt es keine Bayernauswahl mehr, sondern ausschließlich die Junioren-Nationalmannschaft. Ob Stöhr auch dort eine Rolle spielen kann? 'Nein', sagt er realistisch. 'Die Chancen sind gleich Null. Sowohl körperlich als auch vom Spielverständnis.
' Zu stark sei die Konkurrenz aus den Sportinternaten der großen Vereine. Zwar könnte der Zehntklässler am Allgäu-Gymnasium nach Großwallstadt oder Magdeburg wechseln, doch das sei kein Thema. 'An den Internaten wird verbissen gekämpft. Außerdem fühle ich mich sehr wohl', sagt Stöhr. In der nächsten Saison will er bei der A-Jugend des TSV Kottern spielen – und zugleich bei einem 'höherklassigen Männerverein in der Region' sein Glück versuchen. Dass es sich dabei um den Bayernligisten TSV Ottobeuren handeln dürfte, ist unschwer zu erraten. Derzeit freilich genießt Alexander die Glückwünsche zu seinem Erfolg. 'Was die Bayernauswahl geleistet hat, ist eine echte Sensation', lobt Kotterns Abteilungsleiter Oliver Ahegger.