Der Würzburger Basketball- Profi Dirk Nowitzki (32) ist mit dem Gewinn des NBA-Titels in den deutschen Sport-Olymp aufgestiegen. Von allen Seiten wird er gefeiert. Offizielle wie Nationaltrainer Dirk Bauermann (53) hoffen nun auf einen Boom der Sportart in Deutschland. Mike Lippert (36) kennt die Szene im Allgäu: Er ist Trainer der zweiten Mannschaft der DJK Kaufbeuren (ab 2011/12 Bezirksklasse) und stellvertretender Vorsitzender im Bezirk Schwaben. Er hofft ebenfalls auf einen Aufschwung, kennt er doch die Probleme des Sports genau. Wie schätzen Sie den Erfolg von Dirk Nowitzki ein? Mike Lippert: Dirk wird ja teilweise auf eine Stufe mit Franz Beckenbauer oder Michael Schumacher gestellt. Das sehe ich ganz ähnlich. Er ist kein Mitläufer, er ist federführend. Selbst die amerikanischen Medien halten ihn für einen der besten Spieler aller Zeiten. Und jetzt setzt in Deutschland ein Basketball-Boom ein? Lippert: Es ist zu wünschen. Der FC Bayern hat mit seinem Projekt schon etwas losgetreten. Gerade jetzt müssen wir aber auf den Zug aufspringen. Dazu brauchen wir ein gutes Abschneiden bei der EM im September in Litauen, um bei Olympia 2012 in London dabei zu sein. Ich hoffe ja nur, dass Dirk die EM nicht absagt. Das wäre nicht gut für uns. Wir brauchen ihn und Olympia als Werbung. Die fehlende TV-Präsenz ist das Problem unserer Sportart. Die Bundesliga musste ihre Rechte verschenken, damit der Sender Sport1 Spiele überträgt Und das NBA-Finale hat fast überhaupt keiner sehen können Lippert: Es ist ein großes Armutszeugnis, dass diese Spiele nicht bei ARD oder ZDF zu sehen waren. Ich hatte das Glück, es über Pay-TV empfangen zu können. Meine Bude war nachts zu den Spielen voll. Das klingt zumindest nach einer Basketball-Euphorie im Allgäu. Lippert: Davon ist durchaus etwas zu spüren. Keiner hüpft mehr im Trikot der Chicago Bulls rum. Jeder hat jetzt Dirks Nummer 41 auf dem Rücken. Er ist ein Vorbild und kann die Leu-te begeistern – auch bei uns. Selbst unsere Miami-Fans haben letztlich Dallas angefeuert. Wie steht es um Ihren Verein? Lippert: Bei der DJK Kaufbeuren konnten wir durch eine Grundschul- Initiative viele Jugendliche gewinnen. Wir kommen mittlerweile an den Rand unserer Kapazitäten, was die Trainer betrifft. Das ist aber eher die Ausnahme, oder? Lippert: Ja. An den Schulen wird zu wenig Basketball gespielt. Da müssen wir Werbung machen, aber beim Bezirk gibt es erst seit Kurzem wieder einen Schulsportreferenten. Was würden Sie sagen, wenn Dirk Nowitzki mal spontan mit dem DJKNachwuchs trainieren würde? Lippert: Das wäre ein Traum. Da würde ich vorher sogar extra den Hallenboden polieren. Aber Dirk weiß, wo er herkommt und tut bereits genug für die Nachwuchsförderung. Man sollte nicht zu viel erwarten. Er braucht nicht jeden kleinen Verein besuchen. Gibt es beim Verband überhaupt Strategien, wie man eine Euphorie beispielsweise im Allgäu nutzen könnte? Lippert: Das hat immer mit Geld und mit Fragen des Umfelds zu tun. Im Allgäu fehlen vielerorts die Hallenzeiten und es herrscht Trainermangel. Zudem ist die räumliche Trennung ein großes Problem. Die guten Spieler sind alle verstreut auf Memmingen, Lindenberg, Sonthofen oder Kaufbeuren. Es gab Überlegungen zentral in Kempten eine Bayernliga-Mannschaft aufzubauen. Aber dafür fehlten Sponsoren. Ganz ehrlich: Selbst wenn ein Basketball- Hype entstehen würde, weiß ich nicht, ob wir den richtig nutzen könnten.
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