Eigentlich ist jeder Radler froh, wenn's bergab geht. Die einen lassen es dabei etwas schneller angehen, andere hingegen bremsen sich gemütlich talwärts. Magnus Heidegger (33) aus Hergatz, Florian Karg (26) und Manfred Karg (34) aus Wohmbrechts, Hansjörg Weber (44) aus Heimenkirch sowie Andreas Zeh (27) aus Deuchelried lieben es allerdings ein wenig extremer.
Hiesige Gefällstrecken, wie etwa von Weiler über Langen nach Bregenz, lassen die fünf Freerider kalt. Sie bevorzugen die etwas anspruchsvolleren Varianten der zweirädrigen Talfahrt und finden ihren Kick bei Veranstaltungen, wie dem Freeride-Marathon "Bike Attack" im Hochtal von Lenzerheide in der Schweiz. Über eine Länge von 18 km zieht sich die beinharte Schotterstrecke von knapp 3000 Metern Seehöhe hinunter ins Tal nach Churwalden (1240 m), wobei Spitzengeschwindigkeiten von 90 Stundenkilometern erreicht werden. "Hier fahren wirklich nur Einzelkämpfer, wobei es schon eine Riesen-Leistung ist, überhaupt und ohne Unfall oder Panne ins Ziel zu kommen", charakterisiert Heidegger die Veranstaltung, die kürzlich wieder über die Bühne gegangen ist.
Natürlich lassen sich derartige Herausforderungen nicht mit einem Rad von der Stange angehen. "Das sind richtige High-Tech-Geräte mit hochentwickelten Bremsanlagen, hochwertigen Dämpfern und einem absolut stabilen Rahmen", schwärmt Hansjörg Weber von den zwischen 3000 und 7000 Euro teuren Spezialbikes, die er als "extremes Nischenprodukt" einiger weniger Hersteller bezeichnet.
Aber nicht nur für die Bikes der fünf Downhill-Fahrer war das Rennwochenende ein wahrer Härtetest - auch für die Fahrer ging es in den körperlichen und mentalen Grenzbereich. Während bei "normalen" Downhills nach knapp fünf Minuten alles vorbei ist, haben es Marathonrennen, wie die Bike Attack, mit 40 oder 50 Minuten Fahrzeit für den Durchschnittsfahrer in sich. "Du fährst eigentlich die meiste Zeit stehend auf den Pedalen - und das geht gewaltig in die Oberschenkel. Klar, dass du auch im Kopf hellwach sein musst, bei einem Pulk von knapp 800 Bikern, die teils vor, neben und hinter dir die Piste runterbrettern", erklärt Florian Karg, der zum ersten Mal auf der Lenzerheide mit dabei war.
Dass man nicht ungeschützt in ein solches Rennen geht, macht Manfred Karg deutlich: "Wir sind ausgestattet wie Motocrossfahrer, mit Protektorenjacke, Schoner, Helm und anderen wichtigen Kleinigkeiten." Dinge, die Andreas Zeh vor Schlimmerem bewahrt haben, wie Hansjörg Weber erzählt: "In der Quali ist Andreas direkt vor mir so heftig gestürzt, dass ich dachte, der Hubschrauber muss jetzt kommen. Aber nach einigen Augenblicken ist er aufgestanden und weitergefahren."
Weite Anreise zum Training
Seit 2005 sind Heidegger & Co begeisterte Downhiller. Bedauerlich finden es die fünf, dass sie für ihr Training weite Anreisen in Kauf nehmen müssen. Zwar gibt es einen Bike-Park im Oberallgäuer Hindelang, aber Abstecher in den Schwarzwald sind keine Seltenheit. "Dieser Sport hätte es verdient, auch bei uns stärker im Licht der Öffentlichkeit zu stehen", beklagt Heidegger die mangelnden Trainingsmöglichkeiten.
"Auch für Zuschauer wäre es hochinteressant, wenn wir solche Möglichkeiten hätten wie etwa in der Schweiz. In Graubünden etwa wird derzeit ein Bike-Park nach dem anderen aus dem Boden gestampft. Das ist eine Vorzeigeregion, die den Wert und die Möglichkeiten dieser Sportart voll erkannt hat."