Kreideweiß und nach Luft schnappend fiel Stefan Widera seinem Trainer in die Arme und stammelte: "War ich gut"? Der junge TVI-Athlet, der seit seiner Geburt an schweren zerebralen Bewegungsstörungen leidet, hatte Sekunden zuvor mit 14,82 über 100 m eine persönliche Bestzeit erzielt und die Silbermedaille gewonnen.
Dieser zweite Platz hinter dem seit Jahren diese Disziplin dominierenden Landshuter Favoriten sollte nicht der einzige Erfolg der kleinen Immenstädter Mannschaft sein, die an den Special Olympics Bayern 2011 in Ansbach teilnahm. In der mittelfränkischen Metropole kämpften 850 Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung in acht Disziplinen um Medaillen.
Die Oberallgäuer, die nach Unterjoch im Winter 2003, Hamburg 2004, Ingolstadt 2005, Berlin 2006, Weiden 2007, Karlsruhe 2008 und Nördlingen 2009 bereits an ihren achten Spielen teilnahmen, starteten in der Leichtathletik und hatten für die 100 m und das Kugelstoßen gemeldet. In den Vorkämpfen lief es noch nicht so recht. Lediglich Stefan Widera ließ im Kugelstoßen mit persönlicher Bestweite sein Können aufblitzen. Am folgenden Tag aber ging es in den Endkämpfen um die Medaillen.
Im Kugelstoßen verbesserte sich Matthias Füss auf 7,16 m und wurde Zweiter. Stefan Widera bestätigte mit 6,71 m seine Form vom Vortag und erreichte den dritten Platz. Der dritte Immenstädter, Harald Schneider, verpasste mit dem vierten Platz nur knapp eine Medaille.
Das Glanzlicht des Wettkampftages brachten die Endläufe über 100 m. Im A-Lauf der Besten lieferten sich Mattias Füss und Stefan Widera hinter Emmanuel Bornfke aus Landshut einen harten Kampf um die Medaillen. Mit der persönlichen Bestzeit von 14,82 Sekunden verwies Stefan seinen Kameraden Matthias, der 15,32 Sekunden erreichte, auf den dritten Platz. Harald Schneider rundete das gute Ergebnis seiner Freunde ab. Er gewann den B-Lauf und holte sich nach mehreren Anläufen seine erste Goldmedaille. Sehr zufrieden zeigten sich Manfred Miller und Sigi Widera, die beiden Betreuer, mit den Leistungen ihrer Schützlinge.
Mit fünf Medaillen bei sechs Starts waren diese nicht nur der erfolgreichste Behindertensport-Verein Bayerns unter zahlreichen Schul-, Werkstätten- und Lebenshilfe-Mannschaften. Sie qualifizierten sich auch für die nächsten nationalen Sommerspiele 2012 in München.