Es geschieht kurz vor Ende des ersten Drittels im Eishockey-Bezirksligaspiel der SG Oberstdorf/Sonthofen gegen den ERC Lechbruck. Ein ERC-Akteur nimmt einen gegnerischen Spieler ins Visier, touchiert ihn zunächst kurz, um ihn danach per Bodycheck mit gestreckten Armen sowie erhobenem und quergestelltem Schläger von hinten zu attackieren. Der Spieler kracht mit dem Schädel an die Bande und schlägt dann mit dem Hinterkopf auf dem Eis auf. Schwer verletzt bleibt er liegen. Elf Monate sind seit diesem brutalen Foul vergangen. Jetzt führte es für den Angreifer zu harten Konsequenzen vor dem Amtsgericht in Sonthofen. Der Lechbrucker Aktive wurde zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe wegen vorsätzlicher und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Noch im Gerichtssaal akzeptierte er das Urteil, nachdem er sich bei dem als Nebenkläger auftretenden Oberstdorfer entschuldigt hatte. Zehn Zeugen hatte das Gericht unter Vorsitz von Brigitte Gramatte-Dresse herbeizitiert, um das Geschehen von damals zu klären. Je nach Mannschaft wurden bei den Ermittlungen unterschiedliche Aussagen zum Ablauf des schlimmen Vorfalls gemacht. Seinerzeit hatte es lediglich eine kurze Spielunterbrechung und eine Matchstrafe für den Übeltäter gegeben.
Erst eine eindringliche Ermahnung der Richterin an den angeklagten 23-Jährigen, vor der Justiz reinen Tisch zu machen, und dessen nachfolgendes zögerliches Geständnis ersparte sieben geladenen Zeugen, womöglich aus Kameradschaftsgeist Falschaussagen mit bösen Folgen zu treffen.
Der Hauptschiedsrichter der Partie, ein erfahrener Bayernliga-Unparteiischer mit 1500 gepfiffenen Spielen, konnte sich als Zeuge vor Gericht noch genau erinnern: 'Das war das härteste Foul, das ich je gesehen habe.'
Bein zeitweise gelähmt
Noch heute leidet das 25 Jahre alte Opfer unter den Folgen des Zusammenstoßes auf dem Eis. Wegen eines Schädel-Hirn-Traumas, einer Halswirbelverletzung sowie einer zeitweisen Lähmung des linken Beins musste der junge Mann auf die Intensivstation, war lange krankgeschrieben und absolvierte eine stationäre Rehabilitation. Noch immer ist er in ärztlicher Behandlung. Ob es je wieder was mit dem Eishockey-Sport wird, steht dahin. Immerhin sind die Prognosen der Ärzte optimistisch, dass der junge Mann wieder vollständig gesundet.
Vor dem Urteil hatte der Staatsanwalt auf die besondere Gefährlichkeit des erhobenen Eishockeyschlägers als 'Waffe' hervorgehoben. Hingegen erklärte die Verteidigerin, dass eine solche Karambolage bei einem Sport wie Eishockey immer wieder passieren könne. Dies ließ die Richterin nicht gelten. Die Tat sei über einen schweren Regelverstoß bei einem Spiel mit harten Bandagen weit hinausgegangen, nahm sie ihre strafrechtliche Bewertung vor. Als zu drastisch stufte allerdings einer der beiden Schöffen die verhängte Freiheitsstrafe auf Bewährung ein. Der Schöffe, selbst ein früherer Eishockeyspieler: 'Das ist nun mal ein harter Sport. Wer sich darauf einlässt, muss mit dem Risiko leben.'
Der Oberstdorfer darf nun wenigstens mit einer Ratenzahlung von 4000 Euro durch den Lechbrucker rechnen, als Täter-Opfer-Ausgleich. Dennoch könnte ein weiterer Zivilprozess folgen.