Noch bis kommenden Montag lässt der Bayerische Fußballverband (BFV) sein über 4.500 Mitgliedsvereine darüber abstimmen, ob gegen das bayerische Infektionsschutzgesetz und damit gegen das Spielverbot und den Zuschauerausschluss bei Amateurfußballspielen in Bayern geklagt werden soll. Dies sei das letzte Mittel, um kurzfristig noch einen Wettkampfspielbetrieb zu ermöglichen, heißt es dazu von BFV-Präsident Dr. Rainer Koch. Bis mindestens 18. September gilt durch die Fortschreibung der Infektionsschutzverordnung ein Wettkampfverbot. Lediglich Testspiele ohne Zuschauer nur gegen bayerische Mannschaften auf bayerischem Boden dürfen stattfinden. Bei der Pressekonferenz nach der letzten Kabinettssitzung vergangenen Dienstag wurde der Amateursport mit keiner Silbe erwähnt. Offensichtlich durch die Klagedrohung soll das Thema laut Innenminister Herrmann nun beim nächsten Treffen der Staatsregierung zumindest am 14. September auf den Tisch kommen. Das Ergebnis der Online-Abstimmung des BFV wird schon eine Woche vorher feststehen. Der FC Memmingen, mit einer Regionalliga- und Landesliga-Mannschaft sowie 12 Nachwuchsteams im organisierten Spielbetrieb, hat sein Votumbereits abgeben, kritisiert die Formulierung der vom Verband gestellten drei Fragen als "nicht unbedingt glücklich" und sieht eine Entscheidung auf die Vereine abgewälzt. Während etliche Klubs auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs drängen, sehen es andere durchaus differenzierter, wie auch der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann: „Wir haben uns schon frühzeitig für den bayerischen Sonderweg entschieden, der vorsieht bei Not erst 2021 die Spiele der Saison 2019/2020 zu beenden. Wir sind auch heute der Meinung, dass es wohl der beste Weg wäre und sind auch der Meinung, die bayerische Staatsregierung nicht zu verklagen, sondern den Dialog weiterhin zu suchen“. Warum Buchmann mit seinem Präsidiumskollegen dieser Meinung ist, hat viele Gründe: Selbst in den bayerischen Nachbar-Bundesländern, wo mit Zuschauerbegrenzungen der Spielbetrieb aufgenommen wurde, ist die Lage höchst fragil. Von den Profis bis zur untersten Spielklasse werden täglich irgendwo Corona-Fälle gemeldet, mit der Folge von Spielabsagen, Quarantäne-Anordnungen gegenüber einzelnen Spielern oder ganzer Mannschaften. Der Berliner Fußballverband hat bereits beschlossen, in seinen Klassen nur die Hälfte der Spiele zu absolvieren. Der FC Memmingen hatte bereits zu Beginn der Krise selbst einen positiven Covid19-Fall, mit der Folge, dass über 40 Personen zwei Wochen lang aus dem Verkehr gezogen wurden. „Ob das die Arbeitgeber der Spieler und Trainer ein zweites oder drittes Mal mitmachen würden? Buchmann stellt nicht nur diese Frage in den Raum. In Memmingen ist aktuell der Corona-Frühwarnwert überschritten. Wenn sich die Lage weiter verschärft und die örtlichen Behörden Einschränkungen verhängen, könnte das Sportgelände gesperrt und nicht einmal mehr trainiert werden. Der BFV hat aufgrund der Lage Corona-Paragraphen in seiner Spielordnung beschlossen. Zwar gibt es Möglichkeiten Spiele zu verlegen, aber auch Corona-bedingte Ausfälle werden als „schuldhaftes Nichtantreten“ gewertet. Dreimal nicht angetreten heißt Ausschluss. Und der FCM hat nur noch zwei Schüsse frei, weil der Verzicht auf das Pokalspiel gegen 1860 München wurde zwar vom Sportgericht aufgrund der Umstände nicht eigens bestraft, aber es bleibt beim „schuldhaften Nichtantritt“. Der FC Schweinfurt war noch schneller als der Verband und hat eine eigene Klage auf eine Eilentscheidung vor dem bayerischen Verwaltungsgericht eingereicht. Bis zu einer Entscheidung können zwei Wochen vergehen. Und da kommt der Faktor Zeit ins Spiel. Wenn vielleicht frühestens Anfang Oktober der Spielbetrieb starten kann, stellt sich die Frage ob es dann überhaupt noch Sinn macht, ein paar Spiele vor dem herannahenden Winter durchzuführen. Von den Regionalligisten ticken der SV Wacker Burghausen und der SV Schalding-Heining ähnlich wie der FC Memmingen und schließen eigene Klagen kategorisch aus. Auch Vereine aus der Region, mit denen sich der FCM austauscht, sind gegen eine Klage durch den Verband. Was aber alle fordern: Endlich Klarheit! Entweder geht es weiter oder es gibt einen Schnitt. Das ewige Hinauszögern hat fatale Folgen, egal ob in der untersten Liga oder im gehobenen Amateurfußball. Mit jeder weiteren Trainingswoche, die möglichweise nicht in den Spielbetrieb mündet, werden inklusive Nachwuchsarbeit allein in Memmingen 15.000 Euro „verbrannt“. Quer durch Bayern haben schon Dutzende Vereine die Reißleine gezogen und den Trainingsbetrieb eingestellt bis zum dem Tag an dem es eine sichere Zusage gibt.
Fussball: FC Memmingen gegen Klage, fordert aber Klarheit
