Mit einem taktischen Kniff hat Maximilian Müller (41) als Interimstrainer beim Fußball-Bezirksligisten FC Kempten II für Furore gesorgt: Beim 2:1-Sieg des Tabellenletzten gegen den Kissinger SC setzte er auf Spielsystem mit Libero. Sein Vorgänger Ralf Borchers, der aus "sportlichen und privaten Gründen" vorige Woche auf eigenen Wunsch kürzertrat, hatte eine Vierer-Abwehrkette bevorzugt.
"Die Umstellung war der Grund für den Erfolg. Unsere Gegner waren überrascht. Die jungen Spieler kennen einen klassischen Libero doch gar nicht mehr", sagte der bisherige Torwart-Trainer nach seiner gelungenen Premiere, bei der auch das nötige Quäntchen Glück mit von der Partie war. So meldete sich pünktlich zum Kissing-Spiel der lange verletzte Ljubomir Ristic zurück (28). Der Abwehrspieler gehört normalerweise zum Stammpersonal in der ersten Mannschaft. Als Libero der "Zweiten" war er an den entscheidenden Situationen beim 2:1-Sieg beteiligt.
In neun Spielen zuvor hatte der FCK II unter Trainer Borchers nur einmal gewonnen. Der 45-Jährige hatte vergangene Woche beim FCK-Vorstand eine mehrwöchige Pause beantragt, weil er beruflich und privat stark eingespannt war. Zudem machte ihm die sportliche Situation zu schaffen: "Ich habe mich von der Jugendleitung im Stich gelassen gefühlt.
Teils wusste ich bis Freitag nicht, mit welchen Nachwuchsspielern ich rechnen kann", sagt Borchers. Die Pause, die er beantragt hatte, wurde vom FCK-Vorstand abgelehnt. "Es macht keinen Sinn, wenn sich ein Trainer nur halb um das Team kümmern kann", erläutert der FCK-Vorsitzende Michael Eß (30). "Deshalb haben wir uns dafür entschieden, dass Maximilian Müller das Team übernimmt, bis wir einen neuen Trainer haben."
Doch wer ist der Mann, den bislang beim FC Kempten nur Insider kennen? Müller stieß erst im Juni dieses Jahres zum Kemptener Traditionsverein. Der gebürtige Ostwestfale zog mit seiner Ehefrau Sunpka, einer Berufssoldatin, nach Kempten. Übers Internet informierte er sich über den FCK und bot sich dem neuen Trainer der ersten Mannschaft, Werner Moll, als Torwart-Trainer an.
Der ehemalige Arminia-Profi (siehe Infokasten) betreut seit Juni die FCK-Talente. Er fordert eine professionelle Einstellung - denn die sei die Grundlage, um beim Fußball Spaß zu haben. Ein längerfristiges Trainer-Engagement schließt Müller nicht aus - sofern sich weitere Erfolge an den ersten Sieg anschließen.