Ein paar alte Eishockeyhandschuhe hat Ernst Holy schon. Dazu zahlreiche Fotos, Zeitungsausschnitte und ein altes Regelbuch von 1956, seinem Geburtsjahr. Seit November des vergangenen Jahres ist der Dritte Bürgermeister der Stadt auf Spurensuche. Seitdem beschäftigt er sich intensiv mit den Anfängen des Eishockeysports in Kaufbeuren. Bis Ende des Jahres, so sein Plan, will er seine gesammelten Erkenntnisse zusammentragen und in einer kleinen Ausstellung präsentieren. 'Weil mir der ESVK am Herzen liegt', sagt Holy. Auf die Idee gebracht hat ihn Ludwig Schuster, eines der letzten noch lebenden Gründungsmitglieder des Vereins. Schuster war gleichzeitig Holys Trainer bei den Schülern und in der Jugend des ESV Kaufbeuren. Niemand wisse mehr, wie es früher einmal war, habe ihm Schuster in einem Gespräch gesagt. Holy hat sich diesen einen Satz als Ansporn genommen. 'Ich habe als Aktiver im Verein eine schöne Zeit gehabt', erzählt der 56-Jährige. Dass Holy später sogar im Sturm an der Seite der beiden Kaufbeurer Eishockey-Legenden Bohuslav Stastny und Vladimir Martinec trainiert hat, wissen wohl die wenigsten. Inzwischen sei er aber schon seit etlichen Jahren nicht mehr auf Schlittschuhen gestanden, gesteht er.
Für seine Recherchen hat Holy viele Stunden im Stadtarchiv verbracht, zudem hat er ehemalige Spieler wie zum Beispiel Max Rau, Dieter Hegen oder Dieter Medicus besucht. Zusammengetragen hat er einiges. Unter anderem stieß Holy dabei auf eine interessante Jahreszahl: Bisher, erklärt er, sei man davon ausgegangen, dass die Anfänge des Schlittschuhsports in Kaufbeuren auf das Jahr 1898 zurückgehen. Jetzt fand er aber das Originalprotokoll der Gründungsversammlung eines Kaufbeurer Schlittschuhclubs – aus dem Jahr 1878. Irgendwann, so Holy weiter, müsse dann auch der erste Eisplatz gebaut worden sein. Zwischen 1880 und 1890, vermutet der Bürgermeister. Die Pläne dazu seien vorhanden. So wie Holy zu allen Jahreszahlen und historischen Eckdaten inzwischen Belege hat.
Unter anderem für die erste Erwähnung des ESVK in der Kaufbeurer Volkszeitung und den Eintrag im Vereinsregister im Jahr 1929, aber auch für die erstmalige Auflösung des Vereins nur sechs Jahre später.
Fein säuberlich hat er in den vergangenen Monaten alte Fotos gesammelt, Spielberichte von früheren Partien oder auch eine Ehrenkarte zur einer Eislaufgala im Jahr 1948. Erich Weishaupt habe ihm seine Torwartmaske von den Olympischen Spielen 1976 versprochen. 'Es ist interessant, auf was man alles stößt', sagt Holy. Doch zufrieden gibt er sich noch nicht. Jetzt will er seine Suche nach Zeugnissen der Vergangenheit ausweiten. 'Ich suche noch Fotos rund um 1950 und früher, aber auch Ausrüstungsgegenstände von damals', erklärt er.
Auch beim ESVK ist man von Holys Vorstoß angetan. Fürs Erste stellte der Verein für die chronologische Darstellung eine Wand im Gang zur Stadiongaststätte samt Vitrine zur Verfügung. Die Sparkasse, die Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke und Ulf Jaekel haben die Idee bereits finanziell unterstützt. Selbst seitens des Stadtmuseums sei schon über eine zeitlich befristete Sonderausstellung zu diesem Thema nachgedacht worden. Holy: 'Das soll ein Anfang sein, der durchaus ausbaufähig ist.'
Wer historische Belege, Fotos oder Ausrüstungsgegenstände für die Sammlung von Ernst Holy hat, kann sich an das OB-Büro im Rathaus wenden, Telefon (08341) 437-104