Der von Biathletin Magdalena Neuner (24) angekündigte Abschied zum Saisonende hat viele Wintersportler und Fans überrascht. Manuel Müller (21) aus Fischen dagegen wusste schon länger davon. 'Ich habe das schon vor etwa drei Monaten erfahren. Trotzdem finde ich es natürlich schade, dass sie aufhört', sagt der dreifache Juniorenweltmeister, der seit zwei Jahren zur Trainingsgruppe um Neuner in Mittenwald gehört.
Der Rücktritt der Olympiasiegerin und Weltmeisterin sei ein herber Verlust. Müller kann ihre Entscheidung jedoch gut nachvollziehen: 'Ich würde auch aufhören, wenn ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere stehe. Magdalena hat alles erreicht – und hart dafür gearbeitet. Aber im Leben gibt es mehr als Biathlon', sagt die Allgäuer Biathlon-Hoffnung, deren großes Vorbild der jeweils dreimalige Olympiasieger und Weltmeister Michael Greis (35) aus Nesselwang ist.
Winter noch nicht abgehakt
Eigentlich hatte Müller davon geträumt, mit seinem Idol bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding (29. Februar bis 11. März 2012) zu starten. Doch noch ehe Müller das erste Rennen der Saison bestritten hat, hält er die WM-Teilnahme nicht mehr für realistisch.
'Wegen einer hartnäckigen Grippe konnte ich im Sommer einen knappen Monat nicht trainieren. Das war zu lang. Meine Saisonvorbereitung geriet völlig durcheinander', sagt der Allgäuer geknickt. Bei der deutschen Meisterschaft Mitte September in Ruhpolding verpasste er die interne Qualifikation für die Teilnahme am B-Weltcup (IBU-Cup) und wurde inzwischen vom B-Kader in den C/D-Kader abgestuft.
Die Rückschläge steckt der Zollwachtmeister professionell weg. 'Die WM ist abgehakt, der Winter aber noch nicht. Ich muss mich Stück für Stück nach oben kämpfen. Statt im Weltcup starte ich jetzt im Deutschlandpokal', sagt Müller, der in der vergangenen Saison erstmals bei den Männern antrat. Seine besten Platzierungen waren zwei vierte Plätze im IBU-Cup. Auf einen Einsatz im Weltcup hoffte er vergebens.
In dieser Saison scheint er noch weiter weg zu sein von der Weltspitze. Ein Stück weit gibt er sich auch selbst die Schuld. Denn es war sein Ehrgeiz, der mit dazu beitrug, dass sich seine Grippe im Sommer verschlimmerte. Mit Fieber trat er beim 'Blinkfestivalen' in Sandnes/Norwegen an, einem großen Sommerbiathlon- und Langlaufrennen. Müller war auf eigene Faust dorthin gefahren – und bereute bereits beim ersten Rennen die Teilnahme: 'Das war ein brutaler Anstiegslauf. Ich war fix und fertig.' Danach brachte er die Grippe wochenlang nicht mehr weg. 'Das wird mir nicht mehr passieren. Das nächste Mal leg ich rechtzeitig eine Pause ein.'