Memmingen | ass | "Sensationell" - dieses Wort ist beim Fußball-Bayernligisten FC Memmingen derzeit oft zu hören. FCM-Trainer Esad Kahric gebrauchte es nach dem 2:0 (2:0)-Heimsieg im Verfolgerduell gegen den FC Ismaning. Seine Mannschaft hatte es geschafft, die Tormaschinerie der Liga zu stoppen und sogar zu Null zu spielen. Im Nebelspiel wurde vor 800 Zuschauern der Durchblick behalten. Ebenfalls als "sensationell" bezeichnete der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann das Abschneiden der Mannschaft, die trotz aller personeller Ausfälle nach der Vorrunde zu den hartnäckigen Verfolgern des Spitzenreiters SpVgg Weiden zählt.
Eine beachtliche Entwicklung
Zwar war Stefan Zobel nach überstandener Verletzung in die Startelf zurückgekehrt, aber das Durchschnittsalter lag dennoch gerade mal bei 21,9 Jahren. Hätten die FCM-Verantwortlichen die Aufstellung, die gegen Ismaning auf dem Spielbericht stand, zu Saisonbeginn als Bayernliga-Kader ausgegeben, hätten sie vermutlich von vielen das Prädikat "Absteiger Nummer eins" aufgedrückt bekommen. In der Tat: Der FCM hat seit dem Sommer eine beachtliche Entwicklung hinter sich. Alle Ausfälle wurden weggesteckt. Zur Erinnerung: Stürmer Rainer Höbel, aus Kempten geholt, wurde zum Sportinvaliden. Und auch Alexander Späth, eigentlich Kopf der Mannschaft, konnte in dieser Runde noch keine einzige Minute spielen. Bis zur Winterpause werden auch Daniel Böck und Matthias Brader fehlen - beide eigentlich gesetzte Stammkräfte.
Doch junge Leute schlossen die Lücken nahezu nahtlos. Wie zum Beispiel Max Lamprecht (19), der gegen Ismaning mit einem fulminanten 20-Meter-Schuss das 1:0 erzielte. Oder auch der blutjunge Angriff mit Candy Decker und Christopher Klaszka, die fast vergessen lassen, dass der FCM im Sommer mit Christian Braun einen Top-Torjäger verlor. Der "Baby-Sturm", wie Decker und Klaszka genannt werden, hat auch gegen Ismaning wieder zugeschlagen. Decker legte vor (43.), Klaszka stieg gegen Gäste-Torhüter Schlösser im Fünf-Meter-Raum zwar hoch mit dem Fuß ein. Schiedsrichter Hertlein (Dinkelsbühl) gab den Treffer aber trotzdem. Die Bezeichnung "Baby-Sturm" hören die beiden bayerischen U21-Auswahlspieler zwar nicht so gerne, aber werden wohl damit leben müssen. Immerhin sind beide auch schon 20.
"In den letzten fünf Jahren haben wir uns ständig nach oben entwickelt", bilanzierte FCM-Trainer Esad Kahric die Vorrunde (in der für die Memminger am 6. Dezember noch das Nachholspiel in Bad Kötzting aussteht). "Ich habe auch keine Erklärung, woran das liegt", legt der Coach noch süffisant nach. Beim FC Memmingen wissen die Verantwortlichen aber, wem sie dafür auf die Schulter klopfen müssen. Kahric bringt mit seiner erfolgreichen Arbeit den Fußballclub jedenfalls jetzt in die Situation, dass sich der Vorstand in den kommenden Wochen und Monaten ernsthaft mit möglichen Aufstiegsplänen und dem Lizenzierungsverfahren auseinandersetzen darf. Die Signale von Vereinschef Buchmann sind klar: Ein zweites Mal werden die Memminger nicht abwinken. Wenn es sportlich reichen sollte, dann wird die Regionalliga tatsächlich zum Thema.

Fußball-Regionalliga
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Wobei andere Clubs vermeintlich mehr Potenzial haben. Weiden, Bayreuth und eigentlich auch Ismaning mit etlichen gestandenen Bayernliga- und Regionalliga-Spielern. Zu Hause hat Memmingen aber alle drei geschlagen. Schon ein bisschen sensationell.