Ein Festzelt in Waldkraiburg. Daniel Ulreich (29) tritt an den Stand. Vor ihm liegt eine über 100 Meter lange Eisbahn. Er bringt seinen fünf Kilo schweren Stock in Position. 800 Zuschauer schauen ihm auf die Finger. Die Partymusik schweigt einen Moment. Volle Konzentration. Er läuft an. Für den Athleten vom SSV Wildpoldsried ist es der letzte Versuch beim Mannschaftswettbewerb der WM im Weitschießen. Ulreich katapultiert das Sportgerät auf die Eisbahn. Sofort bricht Trubel auf den Tribünen aus. Doch der große Wurf will ihm nicht mehr gelingen. Gold geht wieder mal an Österreich.
'Aber Silber ist auch nicht zu verachten', sagte er hinterher. Immerhin ist dieser zweite Platz bei der WM der größte Erfolg in der Karriere des 29-Jährigen, wie er betont. Bei einem Weitenwettbewerb unter schwierigen Bedingungen gab es in Waldkraiburg den erwarteten Zweikampf zwischen den Dauerrivalen Österreich und Deutschland. 'Für die Österreicher war nicht mehr drin', hält Ulreich fest. Zwei der vier Athleten aus dem Nachbarland kamen auf Weiten über 100 Meter. Ulreichs bester Versuch: 88,69 Meter. Die jeweils besten Versuche der vier Teammitglieder werden zusammengerechnet. 8,10 Meter lag Österreich am Ende vor den Deutschen. 'Ich behaupte, dass wir auch hätten gewinnen können. Doch es lief nicht optimal bei uns', sagt Ulreich.
Schwierige Bedingungen
Problematisch waren die Temperaturen während des Wettkampfs. Zu Beginn war es noch relativ warm. Bei 34 Startern zog sich der Wettkampf jedoch hin. Es wurde kälter. 'Und durch die Zuschauer im Zelt erhöhte sich die Luftfeuchtigkeit. Dadurch wurde die Oberfläche rauer', erklärt Ulreich. Große Weiten waren so nur in den ersten beiden von fünf Durchgängen möglich. Die Österreicher kamen im Gegensatz zu Ulreich & Co. perfekt in den Wettkampf hinein. Damit waren die Medaillen quasi vergeben.
Weiter geht es für Ulreich mit dem Einzelwettbewerb am heutigen Freitag (ab 19 Uhr). 'Platz sechs ist realistisch, Platz fünf wird schwer', sagt er. Wenigstens sollten diesmal durchgehend gleiche Bedingungen herrschen: Von den 34 Startern im Mannschaftswettbewerb haben sich nur die besten zwölf für das Einzelfinale qualifiziert. 'Ein Durchgang dauert dann nur 20 Minuten. Da ist das dann kein Problem', so Ulreich, der sich als Siebter qualifizierte. Auch die anderen drei Deutschen sowie die vier Österreicher stehen im Finale. Die Dauerrivalen stehen vor ihrem nächsten Gefecht und werden diesmal sogar von über 1800 Zuschauern angefeuert. Ulreich freut sich: 'Die Hütte wird toben.'