Ein 'weißer Kenianer' als Favoritenschreck: Der Wahl-Afrikaner Christophe Chayriguet (32) hat beim 24. Silvesterlauf in Kempten mit 1000 Teilnehmern für ein Glanzlicht im Regen gesorgt. Der Kemptener, der seit einem halben Jahr als Lehrer in der Läufernation Kenia arbeitet, gewann über zehn Kilometer in 32:54 Minuten.
Zweiter in einem packenden Rennen wurde Andreas Sterzinger aus Immenstadt (33/32:59) vor Thomas Geisenberger (36/33:12) aus Burgberg, der zu Beginn für mächtig Tempo sorgte. 'Thomas ist Vollgas los. Da habe ich mich mitziehen lassen', sagte Chayriguet, der auf der letzten von drei Runden die Führung übernahm und sie sich bis zum Ziel am Illerstadion nicht mehr nehmen ließ. 'Bei mir darf sich keiner hinten reinhängen', sagte der frühere Kemptener über seine Form.
Der Aufenthalt in Kenia hat ihn noch schneller gemacht: Schließlich trainiert er teils sogar mit Olympiasiegern. Der Streckenrekord von Richard Ringer (31:18) blieb in Kempten freilich unangetastet. 'Dafür war das Wetter einfach nicht gut genug', sagte Organisator Joachim Saukel (47).
Bei den Frauen parierte die niederländische Profi-Triathletin Yvonne van Vlerken (33) im letzten Augenblick die Attacke der jungen Wilden. Die ehemalige Weltrekordhalterin auf der Ironmandistanz siegte im Schlusssprint in 36:46 Minuten hauchdünn mit einer Sekunde Vorsprung vor Lisa Reisinger (27) aus Missen-Wilhams, die erst kurz vor dem Start gemeldet hatte. Dritte wurde die erst 14-jährige Alina Reh aus Laichingen, die in ihrem zweiten Wettkampf über zehn Kilometer in 36:59 eine überragende Zeit lief.
'Ich habe großen Respekt vor den beiden jungen, die nach mir ins Ziel kamen. Vor allem vor Alina. Hoffentlich macht sie weiter so', sprach van Vlerken den vielen Zuschauern entlang des 3,3 Kilometer langen Rundkurses aus dem Herzen. Die Siegerin hatte ursprünglich das Rennen im Windschatten ihres Freundes beenden wollen.
Doch der Österreicher Thomas Vonach aus Lustenau war diesmal zu schnell: In 34:27 wurde er Fünfter.
Viel Applaus gab’s auch für den Nachwuchs. Allen voran für den Leichtathleten Heritier Kambuya (15) von der TSG Esslingen, der in 11:49 Minuten gewann. Der Schüler zählt derzeit zu den besten drei 1000 Meter-Läufern in seiner Altersklasse in Deutschland. 'Er war deutlich besser als andere. Wirklich sehr stark', zückte Altersgenosse Jonathan Raffler (15) aus Kempten den Hut. Bei den Schülerinnen gewann mit Helena Treite (15) ebenfalls eine Sportlerin der TSG Esslingen in 13:40 Minuten. Kurios: Rang zwei teilten sich zwei Schwestern. Natalie und Miriam Rauh vom SSV Wildpoldsried kamen gemeinsam über die Ziellinie (13:58) – und starten somit harmonisch ins neue Jahr.
Das gilt wohl auch für die anderen Teilnehmer. Trotz des Schmuddelwetters genossen sie den 'feucht-fröhlichen Silvesterlauf' (Organisator Saukel). Einige kostümierte Starter sorgten für optische Abwechslung, andere ernteten für ihre spärliche Bekleidung den Respekt des Publikums: 'Bei dem Wetter im kurza Häs’! Da friert’s mi ja scho beim Zuschauen', fröstelte es eine Seniorin, die im dicken Wintermantel unter einem Regenschirm das Rennen verfolgte.
Wegen der Wetterkapriolen verzichteten über 100 Läufer, die gemeldet waren, auf einen Start. Da diesmal jedoch erstmals 100 Schüler starteten, verzeichneten die Veranstalter vom TV Jahn Kempten unterm Strich 1000 Starter.
Der Silvesterlauf in Kempten ist und bleibt eben ein Renner – und er wird nun sogar bekannt. Sieger Chayriguet tritt mit einem Paket voller Laufschuhe die Rückreise an. Freunde aus Kempten haben sie ihm übergeben, damit er in seiner afrikanischen Trainingsgruppe für neue Motivation im Jahre 2012 sorgen kann.