Zu ihrer letzten Schulung im Jahr 2011 hatte sich die Schiedsrichtergruppe Wangen unter ihrem Vorsitzenden Josef Ringer prominenten Besuch eingeladen. Robert Hartmann, 32-jähriger DFB-Referee aus Wangen, plauderte vor 200 Schiedsrichterkollegen sowie Vereinsvertretern aus dem Nähkästchen und machte dabei den Bundesligaalltag eines Unparteiischen transparent.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Bernhard Gutowski, Verbandslehrwart beim Württembergischen Fußballverband (WFV) und Mitglied der DFB-Schiedsrichterkommission. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Antworten Robert Hartmanns auf die Fragen von Bernhard Gutowski:
Fehlentscheidungen: 'Wenn etwas falsch gelaufen ist, sollte man das auch eingestehen. Man muss lediglich ein Gespür dafür entwickeln, wo kann und soll ich was dazu sagen und wo lasse ich es besser bleiben. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.' Bernhard Gutowski hob dabei die hohe Quote an richtigen Entscheidungen hervor: 'Diskussionen gibt es lediglich über drei bis vier Prozent aller Entscheidungen.'
Trainerkontakte: 'Ich suche vor jeder Partie das Gespräch mit den beiden beteiligten Trainern. Bei Trainerkritik während des Spiels ist wichtig, dass dies ohne Außenwirkung, also ohne große Gestik stattfindet.'
Medieninteresse: 'Wenn nach dem Spiel alle Kameras auf dich gerichtet werden, dann weißt du schon, dass es nicht so toll gelaufen ist.'
Erster Einsatz in der Bundesliga im Frühjahr 2011: 'Die öffentliche Wahrnehmung ist um ein Vielfaches höher als in der 2. Liga. Wenn du am Samstag pfeifst, dann kann es sein, dass du am Dienstag immer noch ein Thema in der Presse bist.'
Internationale Einsätze: 'Zusammen mit Schiedsrichter Herbert Fandel hatte ich als Assistent einen Einsatz in der Champions League im Olympia Stadion in Rom. Das war Bundesliga hoch zehn.'
Beruf/Familie: 'Von 30 Tagen Urlaub gehen etwa zwei Drittel für Schiedsrichter-Einsätze drauf. Ich versuche, viele Arbeiten unterwegs mit dem Laptop zu erledigen, so dass die Restzeit wirklich voll der Familie gehört.'
Benotung in den Medien: 'Noten in der Bild-Zeitung oder im Kicker schaue ich nicht an. Was aber nicht heißt, dass ich sie nicht weiß, weil ich sie schließlich von den Arbeitskollegen erfahre. Aber mittlerweile wissen alle, die mit mir zu tun haben, dass ich unter der Woche einfach nur der Kollege Robert Hartmann bin.