ARD-Fernsehreporter Bernd Schmelzer (45) aus Balderschwang wird nach dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Kanada (2:1) auch das Finale der Frauenfußball-Weltmeisterschaft am 17. Juli in Frankfurt kommentieren.
Welchen Stellenwert nimmt das Finale in Ihrer Reporterkarriere ein?
Bernd Schmelzer: Ganz klar: Das ist bis jetzt der Höhepunkt. Es gab viele schöne, ja sensationelle Sachen, den olympischen Abfahrtslauf mit Maria Riesch etwa. Aber ein WM-Finale im eigenen Land, dazu vielleicht mit deutscher Beteiligung - das hat schon was.
ARD und ZDF übertragen alle WM-Spiele im Vollprogramm. Droht da Ihrer Ansicht nach kein Leerlauf abseits der deutschen Partien?
Schmelzer: Wenn die Stadien voll sind und die Medien die Emotionen transportieren - dann werden auch vermeintlich weniger attraktive Partien geschaut. Außerdem wollen wir mehr vermitteln als Dreier- oder Viererkette.
Nämlich?
Schmelzer: Ein Ansatz ist, dass bei einer Veranstaltung wie dieser andere Aspekte zählen. Viele Deutsche wissen wenig über Frauenfußball. Und abseits der deutschen Mannschaft wissen die allermeisten sogar extrem wenig. Also wollen wir den Zuschauern Land und Leute näher bringen: Wie ist der Stellenwert von Frauenfußball in Äquatorialguinea, gibt es dort Ligenbetrieb, spielen die in der Wüste? Wie viel Geld steht zur Verfügung, woher kommen die Trainer? Es gibt - im Unterschied zu den Männern - tausende noch unerzählter Geschichten.
Wie beantworten Sie für sich all diese Fragen, ehe Sie sie dann dem TV-Publikum beantworten?
Schmelzer: Das ist in der Tat die große Herausforderung. Du findest so einfach fast nichts. Internet, Zeitungen und die ARD-Korrespondenten sind wichtige Bezugsquellen. Aber das Wichtigste sind Gespräche mit den Beteiligten vor Ort.
Sie berichten seit Ende der 90er Jahre über Frauenfußball. Welches war die kurioseste Begebenheit?
Schmelzer: Im Mai 2007, EM-Qualifikation in Wales, Deutschland gewann 6:0. Wir kamen in einem Ort namens Haverfordwest zu einem Sportplatz, von dem wir dachten: Hier soll ein Länderspiel stattfinden? Es gab rundherum nichts. Ich habe das Spiel auf einem selbstgebauten Podest auf Höhe der Mittellinie übertragen. Es hat fürchterlich geregnet, meine Unterlagen waren komplett durchnässt, ich habe mit Schirm in der Hand kommentiert.
Das war auch mehrmals so im Bild. Aber der Höhepunkt schlechthin waren zwei Pferde, die hinter mir gegrast haben - wir haben sie "Marianne und Michael" getauft.
Interview: Daniel Stolpe
Bernd Schmelzer