Zwei kurz hintereinander folgende Tage im Februar sind für Heidi Biebl aus Oberstaufen von besonderer Bedeutung. Am 17. wurde sie geboren - heute feiert sie also ihren "Siebzigsten" -, und am 19. jährt sich zum 51. Mal jener Tag, an dem sie in Squaw Valley als 19-Jährige olympisches Gold im Abfahrtslauf gewonnen hatte.
Es war damals, 1960, der größte Tag ihrer Sportkarriere. Schon im Vorfeld wurde Biebl als große Favoritin gehandelt; denn den Experten war schon bei den Traditionsrennen in Grindelwald und Kitzbühel dieses "Mädel" aus dem Allgäu aufgefallen, das "mit glänzender Kondition, ungewöhnlichem Mut und außerordentlicher Standfestigkeit imponierte". Sie enttäuschte die Erwartungen nicht und fuhr in Kalifornien am Berg "KT 22" (Start in 2447 m Höhe, Steckenlänge 1828 m, Höhenunterschied 553 m) mit Nummer "8" zum Olympiasieg.
"Es war eine schöne Zeit, der Olympiasieg kam allerdings zehn oder 20 Jahre zu früh, sonst hätte ich viel Kapital rausschlagen können", war stets ihre Meinung. Damals erhielt sie von den Teamkollegen einen Sombrero geschenkt. Bei der anschließenden Rundfahrt in den Staaten gefiel ihr bei einem Besuch einer Ranch ein putziges kleines Kälbchen, das sie streichelte.
"Willst Du es, ich schenke es Dir", so der Cowboy. Und in der Tat: einige Wochen später kam das Tier mit dem Flugzeug in München an. Es wurde einem Bauern in Oberstaufen anvertraut und "Miss Olympia" genannt. "Ich sah es dann noch einige Male. Es wurde siebenfache Mutter", erinnert sich Heidi Biebl.
Die Oberstaufenerin startete auch noch 1964 bei Olympia in Innsbruck und rutschte mit jeweils vierten Plätzen in Slalom und Abfahrt knapp an weiterem Edelmetall vorbei. Schon als 25-jährige beendete sie 1966 nach Schwierigkeiten mit dem Deutschen Skiverband ihre Sportlaufbahn. Sie war und ist mit 15 deutschen Titeln erfolgreichste Teilnehmerin nationaler Titelkämpfe. Nach ihrer Karriere wurde Biebl Skilehrerin und Geschäftsfrau, gründete eine eigene Skischule und eröffnete ein Schrothkurheim.
Dem Sport blieb sie bei den Olympischen Spielen 1968 und 1972 als Co-Kommentatorin für das Fernsehen verbunden.
Als 1972 in Sapporo der Österreicher Karl Schranz, der große Favorit für die Abfahrt, wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen von der Olympiateilnahme ausgeschlossen wurde und so um eine sicher scheinende Medaille gebracht wurde, handelte Heidi Biebl spontan. Aus Japan kabelte sie an ihre Skischule und beauftragte die Skilehrer, ihre eigene Goldmedaille zu Schranz nach Sankt Anton zu schicken. Der Tiroler war begeistert. "Du hast mir damit eine riesige Freude und Anerkennung erwiesen", lautete seine Reaktion. Nach zwei Jahren bekam sie "ihr" Gold wieder zurück, das bis vor gut elf Jahren in ihrem Schrothkurheim hing. Inzwischen ziert es ihr Haus mit Ferienwohnungen, nachdem sie das Kurhotel "nach 35 Jahren harter Arbeit" verpachtet hat.
Zu Gast bei der WM
Heidi Biebl ist mittlerweile eine Skilegende. Häufig wird sie zu großen Veranstaltungen eingeladen. So jetzt zur Alpinen Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen, wo sie vergangene Woche bei der Siegerzeremonie im Super-G der Männer die Blumen an die Erstplatzierten mit überreichen durfte und sich dabei mit dem Kroaten Ivica Kostelic in dessen Landessprache unterhielt. Schließlich ist sie seit über 30 Jahren mit dem Musiker Bora Prelevic, einem ehemaligen Jugoslawen, verheiratet. Auch am gestrigen Mittwoch war sie wieder im WM-Ort zum Treffen der Skilegenden. "Unter denen bin ich nun fast die Älteste", sagt sie schmunzelnd.
Die seit heute 70-Jährige treibt immer noch eifrig Sport, "so weit es mein Körper halt zulässt". Denn es gebe kaum einen Körperteil, der nicht unter ihren sportlichen Ambitionen gelitten hat. So hat sie beispielsweise eine Metallplatte im Knie oder seit gut einem Vierteljahr eine neue Hüfte. Ein Nagel befindet sich im Oberschenkel, Sehnenrisse sind in der Schulter. Außedrem sei der Nacken kaputt und die Wirbelsäule schief. "Halt ein Ersatzteillager", sagt Heidi Biebl. Ihre Vitalität beeinträchtigt das alles nicht.