Dart: Dart: Rainer Marth vom DC Central Lindenberg will das Wurfspiel bekannter machen

1. September 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Matthias Becker

Mehr als nur ein Kneipensport – Vereine mit Nachwuchssorgen

Aus der Lindenberger Dart-Szene ist Rainer Marth nicht mehr wegzudenken. Der 40-Jährige spielt seit 17 Jahren aktiv, ist Vorsitzender des DC Central (früher DC Relax) und zugleich Kapitän der Wettkampfmannschaft, die nach erfolgreichem Durchmarsch in die Bezirksliga mittlerweile wieder zweimal abgestiegen ist und sich in der B-Klasse wiederfindet. Marth ist auch der Hauptorganisator der offenen Lindenberger Stadtmeisterschaft, die am heutigen Samstag ab 14 Uhr zum mittlerweile vierten Mal in der TSZ-Halle stattfindet. Im Interview erzählt er darüber, was ihn am Dartsport zu fasziniert.

Dart gilt gemeinhin als Kneipensport, bei dem das Gesellige im Vordergrund steht und gerne das eine oder andere Bier getrunken wird. Was entgegnen Sie solchen Spöttern?

Rainer Marth: Dass das nicht stimmt. Klar wird es nach einem Spiel auch mal gesellig, man kennt sich teilweise seit Jahren und sitzt zusammen, aber das machen Handballer oder Fußballer auch. Im Vordergrund steht schon das Sportliche, es ist schließlich ein normaler Spielbetrieb, in dem es um Auf- und Abstieg geht.

Woraus besteht die sportliche Herausforderung?

Marth: Hauptziel ist es, von 501 so schnell wie möglich auf Null herunterzuspielen. Je nach Liga gibt es unterschiedliche Vorgaben, um abzuchecken, also das Spiel zu beenden. In höheren Spielklassen geht das zum Beispiel nur durch Treffer im Doppel oder Triple. Jeder Spieler hat da sein eigenes System, seine eigenen Zahlen, bei denen er gut ist. Dart ist auch Kopf- und Konzentrationssache, man muss mitrechnen – und gleichzeitig versuchen, seinen Gegner so schnell wie möglich unter Druck zu setzen.

Es gibt zwei unterschiedliche Disziplinen: Steeldart und E-Dart. Wodurch unterscheiden sie sich?

Marth: In erster Linie durch das Material. Beim E-Dart wird mit Pfeilen mit Plastikspitzen, die maximal 18 Gramm schwer und 15,4 Zentimeter lang sind, auf Automaten geworfen, die mitrechnen. Das ist natürlich eine Geldfrage, denn jedes Spiel kostet was. Beim Steeldart sind die Pfeile von 16 bis zu 28 Gramm schwer und müssen immer in der Zielscheibe stecken bleiben, damit alle Punkte zählen. Meiner Meinung nach ist Steeldart auch etwas schwerer zu erlernen.

Im Westallgäu gibt es eine überschaubare Szene mit drei Vereinen in Lindenberg (DC Central, Crazy Devils und DC Krone) sowie dem kürzlich von Lindenberg nach Weiler umgesiedelten DC Nightlight. Wie ist das Verhältnis untereinander?

Marth: Dafür, dass Lindenberg keine 12 000 Einwohner hat, sind vier Vereine mit insgesamt neun Mannschaften eine stattliche Zahl. Das Verhältnis untereinander ist freundschaftlich, wir kommen mit allen prima aus, auch wenn mal der ein oder andere Spieler zu einem anderen Verein wechselt. Während des Spiels sind wir sportliche Rivalen, aber selbst dabei werden Witze gemacht.

Wie ist denn die Mitgliederstruktur der Vereine?

Marth: In den vier Klubs sind es insgesamt etwa 50 bis 70 aktive Spieler. Altersmäßig geht das querbeet: Wir haben gerade ein Küken dazubekommen, eine neue Spielerin mit 15, und nach oben geht es bis über 60.

Dart wird mitunter live im Fernsehen übertragen, der fünfzehnfache Weltmeister Phil Taylor wird nicht nur in seiner Heimat England wie ein Popstar gefeiert. Wie ist der Stellenwert von Dart hier im Westallgäu?

Marth: Bei uns pendelt es zwischen Hobby und Randsportart, es soll einfach Spaß machen, während die Spieler im Fernsehen bis zu sieben Stunden täglich trainieren. Wir vom DC Central versuchen, E-Dart publik zu machen und Leute zu animieren, beispielsweise durch die mittlerweile vierte Stadtmeisterschaft – aber wir werden es nie hinbekommen, dass wir voll im Fokus stehen oder dauerhafte Medienaufmerksamkeit bekommen.

Gibt es denn Nachwuchssorgen?

Marth: Das ist für uns schon eher ein Problem. Es kommen eher Erwachsene, die bei uns Mitglied werden wollen. Wir haben vergangenen Dezember einen Schnuppertag im TSZ-Heim gemacht, wo wir zwei Automaten aufgestellt hatten – da kamen gerade einmal eine Handvoll Jugendliche und vier, fünf Erwachsene. Eine richtige Jugendförderung ist derzeit nicht möglich, da haben wir gegen Tennis oder Fußball keine Chance, aber wir wollen in der Richtung etwas tun – auch zusammen mit dem TSZ Lindenberg.

Ab welchem Alter sollte man zum Dartpfeil greifen?

Marth: Ich würde sagen, ab 15 oder 16, denn man braucht schon etwas Kraft, um den Pfeil so zu werfen, dass er in der 2,44 Meter entfernten Scheibe stecken bleibt. Vorher macht es auch deshalb keinen Sinn, da in der Regel in Kneipen gespielt und trainiert wird – und wenn man jünger ist, hat man da nichts verloren. Interview: Benjamin Schwärzler

Gestatten, Zwerg! Dartspieler Rainer Marth vom DC Central Lindenberg ist bei seinen Kumpels unter diesem Spitznamen bekannt. Auch auf seinem Trikot und auf seiner Kappe steht einfach: Zwerg. Foto: Matthias Becker