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Chirurg Tauno Zobel aus Füssen erklärt, was bei einem Riss des Syndesmosenbands passiert und wann das Bein operiert werden muss

Sportmedizin

Chirurg Tauno Zobel aus Füssen erklärt, was bei einem Riss des Syndesmosenbands passiert und wann das Bein operiert werden muss

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    Chirurg Tauno Zobel aus Füssen erklärt, was bei einem Riss des Syndesmosenbands passiert und wann das Bein operiert werden muss
    Chirurg Tauno Zobel aus Füssen erklärt, was bei einem Riss des Syndesmosenbands passiert und wann das Bein operiert werden muss Foto: Martin Peter

    Nicht nur Spitzensportler trifft es. Auch Hobbysportlern reißen Bänder, Sehnen und Muskeln. In unserer Serie 'Sprechstunde' geben die Allgäuer Sportärzte und Orthopäden Tipps, wann operiert oder konservativ behandelt werden kann. Wir fragten Chirurg Tauno Zobel aus Füssen über Probleme, die entstehen, wenn das kleine Syndesmosenband reißt.

    Kleines Band, große Wirkung: Michael Ballack und Marco Reus haben wegen eines Syndesmosenbandrisses jeweils die Fußball-WM verpasst. Warum ist dieses Band so wichtig?

    Zobel: Es ist eine bandhafte, sehr straffe Verbindung, sie hält die Sprunggelenkgabel zusammen und sorgt so für die wichtige Stabilität im Sprunggelenk.

    Es ist kaum drei Zentimeter lang und höchstens so breit wie ein Finger: Was passiert ohne das Band?

    Zobel: Sobald Druck auf den Fuß kommt, gehen ohne dieses Band Schien- und Wadenbein auseinander. Das Syndesmosenband ist ein derbes, festes Band, das die Knochen zusammenhält.

    Tut ein Riss weh?

    Zobel: Ein isolierter Riss der Syndesmose ist nicht so schmerzhaft. Allerdings geht ein Riss oft auch mit einer Außenbandverletzung einher, bei der das Gelenk anschwillt. Das schmerzt dann vor allem beim Auftreten. Es können auch Knorpelverletzungen entstehen.

    Wann genau reißt das Band?

    Zobel: In erster Linie bei einer Verdrehung des Sprunggelenks - wenn zu viel Zug drauf kommt. Meistens reißt das Band, wenn der Fuß nach innen wegknickt. Bei einer Verletzung der Syndesmose steckt immer richtig Kraft dahinter: Das war auch auf den Fernsehbildern bei Marco Reus gut zu sehen.

    Geht eine solche Verletzung immer mit Einwirkung eines Gegners einher?

    Zobel: Nicht unbedingt. Es reicht oft schon, wenn beispielsweise ein Fußballer umknickt. Wenn dann auch noch ein anderer Spieler auf den Fuß tritt, ist die Verletzungsgefahr noch größer, klar.

    Sind nur Fußballer betroffen?

    Zobel: Nein, die Verletzungen kommen bei allen Kontaktsportarten vor. Aber es kann auch bei Sport ohne Gegner passieren. Fußballer sind jedoch besonders gefährdet. Zuletzt hatten wir auch einige Eishockeyspieler mit dieser Verletzung.

    Woran erkenne ich als Sportler, dass das Syndesmosenband gerissen ist?

    Zobel: Wenn das Sprunggelenk wehtut, anschwillt und sich ein Bluterguss bildet. Am Anfang kann man nicht auftreten und hat Schmerzen.

    Welche Möglichkeiten hat ein Arzt, eine Verletzung des Bands zu diagnostizieren?

    Zobel: Klinische Untersuchung, Ultraschall, Röntgen, Kernspintomografie. Manchmal zeigt das Röntgenbild einen zu weiten Gelenkspalt, doch eine definitive Diagnose wird fast immer durch eine Kernspintomografie gestellt. Da lässt sich auch erkennen, ob noch weitere Verletzungen vorhanden sind, wie Bandverletzungen und Knorpelschäden.

    Wachsen die Bänder von allein wieder zusammen oder muss operiert werden?

    Zobel: Teilrisse können konservativ behandel werden, sofern die Instabilität nicht zu groß ist. Dabei wird das Sprunggelenk ruhig gestellt, der Patient muss eine Zeit lang auf Krücken laufen. Ist das Band aber komplett gerissen, sollte operiert werden. Sonst ist das Risiko zu hoch, später Beschwerden zu haben.

    Wie wird operiert?

    Zobel: Durch einen kleinen Hautschnitt wird das Syndesmosenband zusammengenäht und die Sprunggelenkgabel mit einem speziellen Instrument zusammengehalten. Es ist dabei wichtig, dass die Sprunggelenksgabel wieder richtig gestellt wird. Dann wird unter Röntgenkontrolle eine Schraube durch das Wadenbein ins Schienbein geschraubt. Die muss korrekt eingebracht werden - und wird nach sechs Wochen wieder entfernt.

    Wie lange dauert die OP und welche Risiken birgt sie?

    Zobel: Die reine OP, also vom Hautschnitt bis zur Hautnaht, dauert gut 20 Minuten, höchstens eine halbe Stunde. Es bestehen die typischen OP-Risiken wie Wundheilungsstörung und Infektionsgefahr.

    Wie sieht die Reha aus: Abwarten und Tee trinken?

    Zobel: Im Prinzip ja. Das Sprunggelenk muss sechs Wochen lang ruhig gestellt werden und darf nicht belastet werden, andernfalls kann die Schraube brechen. Aber der Sportler kann natürlich den "Rest des Körpers" trainieren.

    Wie lange muss nach dem Eingriff insgesamt pausiert werden?

    Zobel: Nach sechs Wochen wird die Schraube wieder entfernt, das geschieht über einen etwa ein Zentimeter langen Schnitt. Dann kann man zügig zur Vollbelastung übergehen. Sportbeginn ist je nach Sportart unterschiedlich.

    Ist das Sprunggelenk danach wieder voll funktionsfähig?

    Zobel: Ja, außer es sind Begleitverletzungen dabei gewesen.

    Steigt die Verletzungsgefahr, wenn ein Band schon einmal gerissen war?

    Zobel: Das Risiko ist immer da. Aber das Ziel des Eingriffs ist, das Sprunggelenk wieder so herzustellen, wie es vorher war. Sie brauchen nach der Operation auch keine Sportart meiden.

    Kann man einem Riss oder generell der Verletzung des Syndesmosenbandes eigentlich vorbeugen?

    Zobel: Kaum. Eine gute Muskulatur ist für den Sportler immer wichtig. Aber auch bei gut trainierten Profis kann das Syndesmosenband reißen.

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