Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver feierte Skicross Premiere. Der wilde 1000-Meter-Ritt zu viert durch Steilwandkurven, über Schanzen und Wellen begeisterte die Zuschauer. Auch die Fernsehsender stürzten sich in Vancouver auf den Olympia-Neuling. Am Samstag zeigen die Besten der Zunft beim ersten Skicross-Weltcup hierzulande in Grasgehren ihre Künste. Wir sprachen mit Martin Fiala (43) aus Wertach, der in Vancouver Rang 27 belegte und als OK-Mitglied in Obermaiselstein unter anderem für den Streckenbau am Bolgengrat zuständig ist.
Woher kam der Gedanke, einen Weltcup auf Grasgehren zu organisieren?
Fiala: Vor zweieinhalb Jahren hatte ich zusammen mit Berni Huber aus Obermaiselstein, mit dem ich früher im DSV-Abfahrtsteam gestartet bin, und der die Lifte auf Grasgehren betreibt, die Idee, ein Skicross-Rennen zu organisieren. Als ehemaliger Profi bei den sogenannten "King-of-the-mountain-Rennen" in den USA kannte ich die Urform dieses Sports und wusste, dass man solch spektakuläre Rennen auf Grasgehren umsetzen kann. Wir haben dann im vergangenen Jahr nach den Olympischen Spielen mit den Verantwortlichen des DSV geredet und im Mai den Zuschlag erhalten.
Gab es beim Bau des Kurses Vorgaben, an die Sie sich halten mussten?
Fiala: Nein, Reglementierungen gab es keine. Die Rennstrecke sollte sicher und befahrbar sein.
Wie baut man einen möglichst attraktiven und spektakulären Kurs, auf dem sich vier Fahrer gleichzeitig bei 100 Stundenkilometern den Berg hinunterstürzen, und der dennoch nicht gefährlich ist?
Fiala: Da spielt die Erfahrung eine ganz große Rolle. Natürlich darf die Strecke weder zu leicht noch zu schwierig sein. Denn sie entscheidet am Ende maßgeblich über die Qualität der Veranstaltung. Als Berater des Weltskiverbandes Fis habe ich mir heuer alle Weltcup-Veranstaltungen angeschaut und darauf geachtet, wie gefährlich die Kurse sind und welche Schwierigkeiten für die Aktiven bestehen.
Diese Überlegungen habe ich genauso in die Planungen in Grasgehren einfließen lassen wie die Erfahrungen, die ich als Aktiver in den vergangenen Jahren gesammelt habe.
Was ist das Besondere an dem Kurs in Grasgehren?
Fiala: Er ist mit 1200 Metern die längste Strecke im Weltcup und fordert von den Startern schon einmal eine gehörige Portion Kondition. Durch die Länge sind viele Überholmanöver möglich. Außerdem haben wir 14 zum Teil spektakuläre Sprünge eingebaut, bei denen die Crosser bis zu vier Meter in der Luft stehen und bis zu 30 Meter weit springen. Und dann gibt es noch zwei Wellen, über die gesprungen werden muss. Sie sind mit den berühmten Kamelbuckeln bei der Weltcup-Abfahrt in Gröden zu vergleichen. Außerdem gibt es Steilkurven, sogenannte Roller und Courner-Jumps. Da ist von allem was dabei.
Wie stehen die Chancen der deutschen Teilnehmer?
Fiala: Sehr gut. Sowohl Heidi Zacher vom SC Lenggries als auch Daniel Bohnacker vom SC Gerhausen haben heuer bereits einen Weltcup gewonnen und können auf Grasgehren vorne dabei sein. Auch Simon Strickl vom SC Bad Wiessee und Anna Wörner vom SC Partenkirchen haben gute Chancen auf eine Top-Platzierung.
Was zeichnet denn einen guten Skicrosser aus?
Fiala: Er muss technisch sehr gut fahren können, Mumm in den Knochen haben und gegen andere kämpferische Qualitäten zeigen.
Was reizt Sie und Ihr Team, einen Skicross-Weltcup im Oberallgäu auf die Beine zu stellen?
Fiala: Skicross ist eine spektakuläre, spannende, fesselnde Sportart mit einem hohen Spaßfaktor und hat was Wildes. Es ist was Neues und kommt beim Nachwuchs sehr gut an, was die hohen Einschaltquoten bei den Olympischen Spielen bewiesen haben. Außerdem gibt es bei jeder Fahrt eine Entscheidung, weil die beiden Ersten in die nächste Runde aufsteigen. Das ist wie bei einer Casting-Show, bei der am Schluss der Beste übrig bleibt. Für all das haben wir die Voraussetzungen hier in Grasgehren.
Was versprechen Sie sich von der Veranstaltung am Bolgengrat in Grasgehren?
Fiala: Die Erwartungen sind groß. Schließlich veranstalten wir den ersten Skicross-Weltcup in Deutschland. Die Veranstaltung kann dadurch zum Klassiker werden. Das Fernsehen überträgt das Rennen rund 30 Minuten zeitversetzt mit 18 Kameras und übernimmt die Produktionskosten. Das zeigt schon, wie wichtig diese Sportart für die Medien ist und ein Format für die Zukunft hat, um junge Leute anzusprechen.
Mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie am Samstag?
Fiala: Beim Weltcup in St. Johann Anfang Januar waren 7000 an der Strecke. Das waren die bisher meisten bei einem Skicross-Weltcup. Wir rechnen mit 3000 bis 5000 Besuchern.