Es war ein nervenaufreibender Krimi, der sich am Dienstagvormittag bei den Olympischen Spielen in Peking abspielte. Am Ende verpasste die deutsche Biathlon-Staffel der Männer die Medaillenränge knapp und landete auf dem vierten Platz. Der Allgäuer Philipp Nawrath hatte es dabei als Schlussläufer in der Hand.
Letzter olympischer Wettkampf für Erik Lesser
Wegen der kalten Temperaturen wurde der Beginn der Staffel um zwei Stunden vorverlegt. Für Deutschland ging Erik Lesser als erster Läufer ins Rennen. Der war in seinem letzten olympischen Wettkampf erst vorne mit dabei, fiel dann aber wegen drei Nachladern bei seinem zweiten Schießen auf den achten Platz zurück.
Rees und Doll kämpfen sich wieder ran
Auf Lesser folgte Roman Rees. Er schlug sich beim Laufen, wie auch beim Schießen recht gut und kämpfte sich schließlich vom achten auf den fünften Rang vor. Dort übergab er an den dritten deutschen Läufer: Benedikt Doll. Und der zeigte gleich, warum er in diesem Winter als der beste deutsche Biathlet galt. Doll blieb beim ersten Schießen fehlerfrei und überzeugte auch läuferisch. Beim zweiten Mal am Schießstand hatte er dann sogar die Chance, als Zweiter zurück auf die Strecke zu gehen. Weil er jedoch einen Nachlader brauchte, reihte er sich als Dritter hinter Frankreich ein. Doll fiel dann allerdings noch einen Platz zurück.
Allgäuer Nawrath beginnt stark
Danach ging als Schlussläufer der deutschen Staffel der in Füssen geborene Philipp Nawrath auf die Strecke. Nawrath machte seine Sache anfangs gut. Nach nur einem Nachlader im Liegendschießen überholte er sogar den Franzosen Quentin Fillon-Maillet und setzte sich so auf den dritten Platz. Dem nicht genug, zog der Allgäuer in der Runde auch noch am Norweger Vetle Sjastad Christiansen vorbei. Somit kam Nawrath als Zweiter zum letzten Schießen an den Schießstand.
Nawrath patzt im letzten Schießen
Hier überschlugen sich die Ereignisse dann: Zuerst lagen bei dem bis dahin überlegen führenden Russen Eduard Latypow die Nerven blank. Der Russe schwächelte und musste zweimal in die Strafrunde. Damit machte er den Weg frei für die Verfolger Deutschland, Norwegen und Frankreich. Von denen behielt aber nur der Norweger Christiansen die Ruhe. Er ging dank einem brillanten Schießen als Erster und mit 21 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Fillon-Maillet in die Schlussrunde. Philipp Nawrath hingegen, für den mit einem guten Schießen sogar noch die Goldmedaille in Reichweite gewesen wäre, versagten die Nerven. Er schoss viermal daneben und musste trotz Nachladern einmal in die Strafrunde. Weil Latypow sich aber ebenfalls einen Fauxpas geleistet hatte, bestand noch ein kleiner Hoffnungsschimmer auf Bronze. Doch der starke Russe ließ Nawrath auf der Strecke keine Chance. Latypow zog im Schlusssprint noch einmal an und machte die Medaillenhoffnungen Deutschlands so zunichte. Russland kam hinter Norwegen und Frankreich ins Ziel, während Deutschland sich mit dem vierten Platz begnügen musste.
"Hat sich nichts vorzuwerfen"
Benedikt Doll nahm Nawrath nach dem Rennen in Schutz: "Er hat sich nichts vorzuwerfen. Es ist schon unfassbar schön, wenn man im Team eine Medaille gewinnt. Jetzt muss man sich eher im Team zusammen trösten", sagte Doll im ZDF. Die deutschen Biathlon-Herren bleiben damit bei Olympia weiterhin ohne Edelmetall.