Bob: Allgäuer macht Österreichern Beine

16. Dezember 2010 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Pim Bonten

Leichtathlet Matthias Adolf vom TV Kempten 1856 sorgt im Europacup als Anschieber für Vorarlberger Piloten für Furore - Ziel: Teilnahme an der WM im Februar am Königssee

Mit der deutschen Nationalhymne ist Matthias Adolf vertraut. Als Kind hat sie der heute 30-Jährige aus Oy-Mittelberg (Oberallgäu) gehört, wenn im Fernsehen über internationale Erfolge von Fußballern oder Wintersportlern berichtet wurde. Neuerdings gefällt ihm auch die österreichische Volkshymne - und zwar immer dann, wenn er für das Nachbarland auf dem Podest steht. Der frühere bayerische Meister ihm Zehnkampf der Leichtathleten sorgt als Anschieber des österreichischen Piloten Jürgen Loacker (36) im Europacup für Furore.

Nach zwei Siegen zum Saisonauftakt in Igls (bei Innsbruck) sauste das Duo vergangenes Wochenende in Winterberg auf Platz zwei und drei. Jetzt fiebern die beiden ihrem ersten Weltcup-Einsatz im Januar in Igls entgegen. "Wenn wir bis dahin so weitermachen wie zuletzt, dann können wir einen Platz unter den besten zehn erreichen", sagt Matthias Adolf, der auch im Viererbob um Pilot Loacker antritt.

Seinen bislang größten Erfolg erzielte Adolf vor fünf Jahren ebenfalls im "Vierer": Damals wurde er mit den deutschen Talenten um Christoph Gaisreiter (BRC Ohlstadt) Junioren-Weltmeister. Junior ist man im Bobsport bis zum Alter von 25 Jahren. Das hat damit zu tun, dass die Talente wegen der Gefahren des Sports erst mit 18 Jahren Wettkämpfe bestreiten. Für Matthias Adolf ist die zweite Karriere nach der Leichtathletik ein Glücksfall.

Das Kraftpaket (110 Kilo/1,90 Meter groß), das 60 Meter in 6,7 Sekunden sprintet, träumt von der WM-Teilnahme Mitte März am Königssee. "Uns bleiben vier Weltcup-Wochenenden in Europa, bei denen wir Punkte sammeln können. Das ist machbar", sagt der gelernte Bauzeichner. Die ersten vier Weltcup-Stationen in Kanada und den USA hatten Loacker/Adolf aus finanziellen Gründen sausen lassen.

Doch wie kommt es, dass ein Allgäuer für Österreich startet? Die einfache Antwort: Weil er in Deutschland keinen Platz im Kader fand! "Ich wäre gerne für den deutschen Verband gestartet. Aber da muss man um jeden Weltcup-Einsatz betteln", erklärt er. In Österreich dagegen war man auf der Suche nach einem "Stampfer".

Noch nicht textsicher

Die internationalen Regeln sehen laut Matthias Adolf kein Problem darin, dass ein Bobfahrer für ein anderes Land startet - sofern der jeweilige nationale Verband ihn nominiert. Das war in Österreich der Fall. Bei einer Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi/Russland indes müsste Matthias Adolf die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen, um starten zu dürfen. "Das kann ich mir schon vorstellen", sagt der Allgäuer.

Die österreichische Hymne hat er bislang freilich noch nicht mitgesungen. "Ich kenne den Text nicht", sagt Matthias Adolf schmunzelnd und fügt hinzu: "Ich glaube, es reicht, wenn ich andächtig auf dem Podest stehe."