Jeder 10. Automat in Bayern ist gefährdet: Kampf gegen Sprenger: Besonders gefährdete Bankautomaten sollen besser gesichert werden

10. Februar 2023 18:03 Uhr von Redaktion all-in.de
Seit Monaten treiben Geldautomatensprenger in Bayern ihr Unwesen. Welche Geldautomaten im Freistaat besonders gefährdet sind, hat jetzt eine Risikoanalyse ergeben. Sie sollen nun speziell gesichert werden. (Symbolfoto)
Seit Monaten treiben Geldautomatensprenger in Bayern ihr Unwesen. Welche Geldautomaten im Freistaat besonders gefährdet sind, hat jetzt eine Risikoanalyse ergeben. Sie sollen nun speziell gesichert werden. (Symbolfoto)
picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Bankautomatensprengern den Kampf angesagt hat jetzt das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) gemeinsam mit Vertretern der Kredit- und Versicherungswirtschaft, der Deutschen Bundesbank und der Justiz. Mit Hilfe eines Analyseverfahrens überprüften sie, welche Bankautomaten besonders gefährdet sind. Sie rücken jetzt in den Fokus gezielter Präventionsmaßnahmen, so das BLKA in einer Pressemitteilung. 

Experten nehmen gefährdete Bankautomaten unter die Lupe

In den vergangenen Monaten hatte das BLKA begonnen, alle Geldausgabeautomaten in Bayern, die Banken und Sparkassen gemeldet hatten, einer speziellen Risikoanalyse zu unterziehen. Das Ziel war, die Geldautomaten ausfindig zu machen, die aufgrund bestimmter Parameter besonders gefährdet seien, gesprengt zu werden. Dabei stellte sich heraus, dassp knap jeder zehnte Geldautomat besonders gefährdet ist. Vor allem diese Automaten sollen jetzt stärker gesichert werden. 

Die Kreditinstitute sendeten dem BLKA bis heute die Daten von mehr als 6.500 Geldautomaten zu. In einem aufwendigen Verfahren schätzten die LKA-Analysten die Gefahr ein, ob und gegebenenfalls wie wahrscheinlich einzelfallbezogen einGeldausgabeautomat Ziel der Automatensprenger werden könnte.

Automaten zielgerichtet sichern

Die Ergebnisse dieser Risikoanalyse leitet das BLKA jetzt an die Polizeipräsidien in Bayern weiter. Gemeinsam mit den kriminalpolizeilichen Fachberatern können dann die Automaten vor Ort begutachtet werden. Die Empfehlungen der Polizei-Experten, die auf die jeweiligen Bankautomaten zugeschnitten sind, sollen den Banken helfen, sie zielgerichtet zu sichern. Wenn aber neue Erkenntnisse beispielsweise zum Verhalten der Täter oder zum Automaten selbst vorliegen, werde die Risikoanalyse weiterentwickelt, heißt es von Seiten der Polizei. 

Unbekannte sprengen Geldautomat in Erkheim - BLKA ermittelt
Die Erfahrungen anderer Ländern hätten nach Angaben des BLKA gezeigt, dass gezielte Präventionsmaßnahmen, wie beispielsweise Einfärbetechnik, die im Fall einer Explosion das Bargeld unbrauchbar machen oder auch der Foyerverschluss zur Nachtzeit mit gleichzeitiger Überwachung mit Hilfe von Einbruchmeldetechnik, die Fallzahlen signifikant reduzieren konnten.

Sprengung soll für Täter uninteressant werden

Bereits in den vergangenen Monaten haben die Präventionsspezialisten der Bayerischen Polizei verstärkt Kreditinstitute wegen möglicher Sicherungsmaßnahmen beraten. Diese setzten einige Banken bereits um und zeigten schon erste Wirkung: So ließen dieTäter etwa in Erkheim (Lkr. Unterallgäu) nach ihrer Sprengung die mittels Farbpatrone verfärbten Geldscheine zurück.

Geldautomaten-Sprengungen in Bayern: Niederländische Polizei nimmt mehrere Verdächtige fest
Zwar laufen laut BLKA auch die Ermittlungen nach der groß angelegten Festnahme- und Durch-suchungsaktion am 30. Januar weiter auf Hochtouren, doch die Beamten betonen, dass dem Phänomen nur mit einer effektiven und nachhaltigen Präventionsstrategie beizukommen ist. Dadurch würden sich die Erfolgsaussichten für die Täter derart stark reduzieren, dass sich die Straftaten aus Sicht der Täter einfach nicht mehr lohnen. Nachdem die besonders gefährdeten Bankautomaten aufgerüstet wurden, sollen die Experten deshalb auch die übrigen Bankautomaten genau unter die Lupe nehmen und - falls nötig - weiter gesichert werden. 

2022 37 Geldautomaten in Bayern gesprengt

LKA-Präsident Harald Pickert sagt dazu: "Erfolgreiche repressive Maßnahmen, wie die aktuellen umfangreichen Ermittlungen gegen eine niederländische Tätergruppierung, aber vor allem die Intensivierung der Präventionsmaßnahmen im Verbund von Kreditwirtschaft, Versicherungen und Bayerischer Polizei stimmen mich optimistisch, dass wir die Trendumkehr bei der Sprengung von Geldausgabeautomaten in Bayern in 2023 spürbar einleiten können." Pickert ergänzt: "Wir setzen alles daran, das Entdeckungsrisiko für die Täter zu erhöhen und die Chance einer erfolgreichen Tatausführung nachhaltig zu senken. Die Sprengung eines Geldausgabeautomaten in Bayern darf sich nicht mehr lohnen!“ Im vergangenen Jahr wurden bayernweit 37 Geldautomaten in die Luft gejagt. In diesem Jahr wurden zwei Automaten gesprengt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg ermittelt aktuell in zehn Fällen und zusätzlich wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.

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