Hintermänner festgenommen: LKA Bayern gelingt Schlag gegen Kinderpornographie im Darknet

3. Februar 2023 10:34 Uhr von Redaktion all-in.de
Der Polizei ist ein Schlag gegen Kinderpornographie im Darknet gelungen. Nach jahrelangen Ermittlungen nahmen Beamte die Hintermänner dreier Plattformen fest. (Symbolfoto)
Der Polizei ist ein Schlag gegen Kinderpornographie im Darknet gelungen. Nach jahrelangen Ermittlungen nahmen Beamte die Hintermänner dreier Plattformen fest. (Symbolfoto)
picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Ein Schlag gegen Kinderpornographie im Darknet ist dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) gelungen. Nach mehrjährigen Ermittlungen legten das Dezernat Cybercrime beim BLKA und das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellen Missbrauch im Internet (ZKI) drei Darknet-Plattformen still. 

Seiten sind nicht mehr erreichbar

Kurz nachdem die Polizei jetzt die verbliebenen Anführer der Gruppe festgenommen hatte, waren alle drei Darknet-Plattformen mehr erreichbar. Nach Angaben der Polizei gelang es bisher keinem Mitglied der Plattform diese Seiten wieder in Betrieb zu nehmen. Daneben identifizierten die Beamten bislang mehr als 30 Nutzer der Plattformen im In- und Ausland. Dafür setzte das BLKA unter anderem mehrere verdeckte Ermittler ein.

Verabredungen zum sexuellen Missbrauch von Kindern

Im November 2019 wurde das BLKA aufgrund polizeilicher Ermittlungen auf die drei kinderpornographischen Plattformen im Darknet aufmerksam. Dabei handelt es sich um zwei Chatseiten, auf die User unkompliziert und ohne Anmeldung oder Registrierung zugreifen konnten. Während auf der Seite „TorPedoChat“ auf Englisch kommuniziert wurde, richtete sich „TorpedoChatDE“ speziell an deutschsprachige User. In den Chats teilten sie Kinderpornographie, unterhielten sich über ihre Neigungen, spielten dort Rollenspiele und verabredeten sich sogar zum sexuellen Missbrauch von Kindern.

Chaträume für verschiedene Vorlieben

Die internationale Gruppe betrieb laut Polizei auch die Darknet-Plattform „TheAnnex“. In diesem Forum gab es mehrere Chaträume für verschiedene Vorlieben. So gab es beispielsweise einen speziellen Bereich für Bilder und Videos von Kleinkindern unter fünf Jahren oder ein „No Limits“-Chat, in dem zum Beispiel Videos von getöteten und anschließend missbrauchten Kindern geteilt wurden. Nur wer große Mengen an kinderpornographischen Fotos und Videos bereitstellte, bekam eine Einladung der Administratoren für eine Aufnahme in den inneren Kreis der Plattform. Auf diese Weise rekrutierte die Gruppe die aktivsten Nutzer der frei erreichbaren Chatseiten „TorpedoChat“ und „TorpedoChatDE“, um Teil von „TheAnnex“ zu werden.

Mehr als 20.000 Bilder und Videos pro Monat

Auf den Plattformen waren nach Angaben der Polizei mehrere tausend User aus dem In- und Ausland aktiv. Diese schrieben monatlich etwa 120.000 Postings und verbreiteten im gleichen Zeitraum mehr als 20.000 kinderpornographische Bilder und Videos. Als die Beamten sichergestellte Beweise auswerteten, stellte das BLKA Bezüge insbesondere in die USA, nach Großbritannien und nach Australien fest. Deshalb banden die Polizisten auch die Behörden dieser Länder in die Ermittlungen gegen die Darknet-Plattformen mit ein. 

Festnahmen in den USA, Großbritannien und Deutschland

Aufgrund der Erkenntnisse aus den bayerischen Ermittlungen gelang es dem FBI, 2022 einen Administrator und einen Programmierer in den USA festzunehmen. Im November 2022 verhaftete die Polizei außerdem den Haupt-Administrator der Darknet-Seite in den USA sowie zwei Moderatoren in Großbritannien. In Deutschland nahm die Polizei Anfang November einen weiteren Moderator in Bonn fest. Dem 22-Jährigen, der in Untersuchungshaft sitzt, werfen die Behörden unter anderem die bandenmäßige Zugänglichmachung kinderpornographischer Inhalten in vielen Fällen vor. Dieses Verfahren führt die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW).

Polizei nimmt Tierarzt aus Schwaben fest

Bereits im Mai 2021 hatten die Beamten einen 62-jähriger Tierarzt aus Schwaben festgenommen, als er sich gerade in einer Reha-Klinik in Bayern aufhielt. Er hatte laut Polizei mehrere Monate lang große Mengen an Kinderpornographie verbreitet. Die Beamten entdeckten bei dem Mann mehr als 800.000 kinderpornographische Bilder, Videos und ein kinderpornographisches Hörspiel. Außerdem entdeckten die Polizisten Anleitungen für einen Missbrauch.  Der 62-Jährige war zuvor bereits einschlägig wegen gleicher Delikte verurteilt worden. Dieses Strafverfahren ist noch nicht abgeschlossen, heißt es von Seiten der Polizei. 

Polizei ermittelt Hintermänner

„Mit den Festnahmen ist der ZCB und dem BLKA ein wichtiger Schlag gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte im Darknet gelungen", sagte jetzt Harald Pickert, Präsident des Bayerischen Landeskriminalamts. "Die Täter müssen auch in diesem Bereich damit rechnen, überführt und zur Verantwortung gezogen zu werden. Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum.“ Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI), ergänzte: „Durch die akribischen Ermittlungen und den langen Atem des Bayerischen Landeskriminalamts und des ZKI ist es nicht nur gelungen, die Hintermänner hinter ‚TheAnnex‘ zu identifizieren und in ihren jeweiligen Ländern festnehmen zu lassen. Es wurden zudem zahlreiche Nutzer der Plattform ermittelt. “