Der Krieg in der Ukraine hat inzwischen auch handfeste Auswirkungen auf die Menschen und die Gesellschaft in Deutschland. Seit dem Einmarsch Russlands kommt es nämlich in Deutschland und auch im Allgäu vermehrt zu Straftaten, die sich gegen Russen, aber auch gegen Ukrainer richten.
564 anti-russische oder anti-ukrainische Delikte
Seit Kriegsbeginn haben die Sicherheitsbehörden in Deutschland, dem Bundesinnenministerium zufolge, 383 anti-russische Straftaten und 181 anti-ukrainische Straftaten gezählt. Dazu gehören hauptsächlich Beleidigungen und Sachbeschädigungen. Es sind aber auch Gewalttaten dabei. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe in diesem Zusammenhang: "Wir müssen sehr genau darauf achten, dass dieser Krieg nicht in unsere Gesellschaft hineingetragen wird. Dieser Krieg darf nicht auf dem Rücken von Ukrainern oder Russen in Deutschland ausgetragen werden."
Anti-russische oder anti-ukrainische Vorfälle im Allgäu
Auch im Allgäu sind dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/West einzelne Vorfälle bekannt, die sich gegen Russen oder Ukrainer richteten oder mutmaßlich auf den Russland-Ukraine-Konflikt hindeuten. Die Polizei hatte mit Sachbeschädigungen, einer Körperverletzung, einem Diebstahl und einer Beleidigung zu tun, bei denen russische oder ukrainische Staatsangehörige geschädigt wurden oder geschädigt worden sein könnten: In einer umliegenden Gemeinde von Kempten zeigte zum Beispiel ein 46-jähriger Mann seine 56-jährige Nachbarin wegen Beleidigung an. Die Frau, die Ukrainerin ist, sei im Rahmen einer Unterhaltung mit dem Mann, der die deutsche und die russische Staatsbürgerschaft besitzt, immer aufbrausender geworden. Der Mann gab an, dass seine Nachbarin sich seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ihm gegenüber immer herablassender verhalte. In Memmingen kam es zudem zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Schülern. Während eines Streits beschimpfte ein Schüler seinen 12-jährigen Mitschüler als "Scheiß Russe" und trat ihn außerdem. In Kaufbeuren wurde ein Auto mehrfach beschädigt. Innerhalb von zwei Wochen kam es zu Lackschäden, einem teils abgerissenen Scheibenwischer und Beschädigungen am Außenspiegel. Der Sachschaden liegt bei etwa 3.000 Euro. Der Besitzer des Autos hatte wohl im Vorfeld ein Streitgespräch mit zwei Ukrainern. Deswegen und weil der Geschädigte an seinem Auto das Zeichen "CCCP", das in kyrillischer Schrift für die ehemalige Sowietunion steht, angebracht hatte, vermutet er einen anti-russischen Hinterrund. Ein weiterer Fall von Sachbeschädigung ereignete sich in Senden bei Neu-Ulm. Der hier Geschädigte hatte sein Fahrzeug auf der Straße abgestellt. Unbekannte zerstachen daraufhin die Reifen an dem Fahrzeug und bewarfen es zudem mit Eiern. Der Geschädigte nimmt an, dass es zu der Sachbeschädigung kam, weil im Innenraum des Fahrzeugs Handschuhe mit russischem Erkennungszeichen lagen. Der schaden beträgt etwa 750 Euro. Außerdem meldete ein Mann einen Diebstahl in Krumbach. Der Mann hatte auf einem Plakat seine Solidarität mit der Ukraine bekundet. Das Plakat wurde daraufhin zerrissen. Zusätzlich wurde dem Mann ein Karton entwendet, auf dem eine ukrainische Flagge zu sehen war. Der Geschädigte glaubt, dass das im Zuge des Ukraine-Konflikts passierte.