2010 in Vancouver war Anna Christine Friesinger-Postma das letzte Mal bei den Olympischen Winterspielen. Im Halbfinale der Eisschnellauf-Teamverfolgung trat sie zusammen mit Daniela Anschütz-Thoms und Stefanie Beckert an. Auf der Zielgeraden stürzte die völlig ausgepowerte Anni Friesinger. Doch auf dem Bauch rutschend - das Gesicht am Boden, die Kufe nach vorn gestreckt - holte die gebürtige Bayerin den Sieg doch nach Hause. Deutschland gewinnt im Finale Gold.
Europameisterschaft, Weltmeisterschaft, Olympia
Die damals 33-Jährige war schon fünffache Europameisterin im Eisschnellauf, 16-fache Weltmeisterin. Zweimal bekam sie olympisches Bronze, dreimal Gold. Bis heute zählt sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Wintersportlerinnen. Anni Friesinger-Postma gehörte im Eisschnelllauf zu den typischen Allrounderinnen: Sowohl im 500-m-Sprint als auch auf den längeren Ausdauerstrecken über 3.000 und 5.000 m konnte sie international mithalten. Am 14. Juli 2010 verkündete die Profisportlerin aber das Ende ihrer Karriere.
Eine Knieverletzung, ein geplatzter Traum
Schon während der WM in Vancouver, während ihrem Sturz und Bauchrutscher, war sie sportlich nicht mehr in absoluter Topform. Ihr rechtes Knie machte Probleme. Das hatte sich die Oberbayerin bei einem Radunfall 2008 verletzt, sie musste anschließend operiert werden. Zusätzlich hinterließ das jahrelange, intensive Training seine Spuren.
2010 wurde bei einer weiteren Knie-OP ein schwerer Knorpelschaden festgestellt - weitere Höchstbelastungen kamen nicht mehr in Frage. So konnte sie 2011 nicht bei der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft in ihrer Heimat Inzell antreten. "Wer mich kennt, weiß, dass ich alles dafür gegeben habe, um bei der WM in Inzell noch einmal am Start stehen zu können", schrieb Anni Friesinger damals in einer Mitteilung. "Ich muss jetzt aber anerkennen, dass es mein Kniegelenk nicht zulässt, weiter Hochleistungssport zu betreiben."

Das Leben nach dem Hochleistungssport: Let's Dance, Podcast, Modeboutique
Ganz von der Bildfläche verschwunden ist sie jedoch nie. Bei diversen Fotoshootings ließ Anni Friesinger-Postma sich in Szene setzen, bei "Let's Dance" tanzte sie sich bis in Runde vier. Seit gut zwei Monaten moderiert sie einen Podcast zusammen mit Eishockey-Profi Patrick Ehelechner. Die Episoden werden aufgezeichnet in den Räumlichkeiten ihrer Boutique in der Salzburger Innenstadt. "Small Heroes" heißt der Laden, den sie seit 2015 leitet und in dem Wert gelegt wird auf skandinavisches Design und Nachhaltigkeit.
Anni Friesinger: Mal in Salzburg, mal in Holland
Nach dem Profisport hat sie also viel ausprobiert. Etwas, das aber konstant geblieben ist: Ihr Ehemann Ids Postma. Er war ebenfalls Eisschnellläufer, die beiden lernten sich 1998 kennen. Anni Friesinger lebt mit den zwei gemeinsamen Töchtern Josephine und Elisabeth in Salzburg - während der Schulzeit zumindest. In den Ferien geht es dann oft zu Papa nach Holland, berichten verschiedene Medien.
Ids Postma hat dort den Bauernhof seiner Eltern übernommen. Die Ehe auf Distanz geht gut, sagte Friesinger gegenüber der Süddeutschen Zeitung. "Es geht immer um die Qualität und nicht um die Quantität. Es funktioniert, weil wir uns schon so lange kennen."
Töchter führen sie zurück aufs Eis: Die Inzeller Lady Hawks
Die beiden Töchter spielen schon seit Jahren Eishockey - aktuell in der Nachwuchs-Liga von Redbull Salzburg. Anni Friesinger feuert immer fleißig an und hat irgendwann letzten Winter selbst Lust dazu bekommen. Also trat sie der ersten weiblichen Eishockeymannschaft in ihrer Heimat Inzell bei. Susi Schwabl und Vroni Baier gründeten die Mannschaft, die inzwischen 30 Mitglieder zählt.
Es sei eine große Umgewöhnung von Eisschnelllauf zu Eishockey. Allein vom Laufen her musste sich die Olympionikin komplett umstellen. Dem BR erzählte sie im Dezember, dass es sich bei den "Inzeller Lady Hawks" aber nicht um hohe sportliche Ziele drehe. Die Eishockeyspielerinnen und Anni Friesinger wollen einfach nur Spaß auf dem Eis haben.