Wer in die Region östlich von Berlin ziehen will, sollte sich das ganz genau überlegen. Das meint zumindest die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) in einer offiziellen Stellungnahme zur Deckelung der erlaubten Trinkwassermenge im Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE). Der Verband hat entschieden, dass die tägliche Trinkwassermenge pro Person im Haushalt auf 37 Kubikmeter (≈ 101,4 Liter) rationiert werden soll. Zum Vergleich: der bundesweite direkte Trinkwasserverbrauch liegt laut dem statistischen Bundesamt bei durchschnittlich 128 Litern pro Person (Stand 22. März 2022). Mitverantwortlich für die Wasserrationierung sei laut ÖDP die Giga-Factory des Autobauers "Tesla" in Grünheide.
Wasserverschwender in die Schranken weisen
"Wir wollen nicht den Menschen das Wasser wegnehmen, sondern die Verursacher übermäßigen Wasserverbrauchs reglementieren", sagte Henryk Pilz, Bürgermeister von Erkner, gegenüber dem Nachrichtenportalrbb24am 1. Dezember vergangenen Jahres. So sei es etwa problematisch, wenn Anwohner im Sommer ihre Pools immer wieder mit neuem Wasser befüllen anstatt das alte zu reinigen. WSE-Chef Andre Bähler begründete die Rationierung mit immer knapper werdenden Wasserressourcen während der vergangenen Sommer. Im Juni 2021 seien die Behälter abends nicht mehr voll gewesen. Nur ein Witterungsumschwung habe die Situation gerettet.
Deckelung auch für die Industrie
In den vergangenen Monaten hat der Wasserverband bereits Deckelungsverträge mit Industrieunternehmen abgeschlossen. Darunter auch "Tesla". Der Hintergrund ist, dass dem WSE bislang nur die Entnahme einer bestimmten Menge an Grundwasser genehmigt wurde. Durch bereits bestehende Flächennutzungspläne und bauliche Verdichtung in den Gemeinden werden die Reserven gänzlich ausgeschöpft. Der Verband hofft, dass das Umweltministerium die Förderung weiterer Wassermengen genehmigt.
Bußgelder bei Verbrauchsverstößen
Werde die vereinbarte Menge bei Privathaushalten überschritten, werde der Haupthahn aber nicht zugedreht und es drohe kein Stopp der Wasserversorgung, sagte WSE-Sprecherin Sandra Ponesky gegenüber derBerliner Zeitung. Die Trinkwasserversorgung sei rechtlich gesichert. Möglich seien dann aber Ordnungs- oder Bußgelder – diesen Weg wolle der Verband jedoch nicht gehen.
Ist "Tesla" verantwortlich oder nicht?
Dass die Wasserknappheit in Ostbrandenburg nicht nur an regenarmen Wintern und heißen, dürren Sommern liegt, behauptet die ÖDP in ihrer Stellungnahme: "Die Landesregierung in Brandenburg entzieht ihren eigenen Bürgern Trinkwasser, weil Tesla dieses Wasser beim Bau von Elektroautos verbraucht." Der WSE behauptet hingegen, die Wasserknappheit sei nicht durch "Tesla" entstanden. Bisher liefert der Wasserverband pro Jahr rund 11 Millionen Kubikmeter Wasser aus. Tendenz steigend, weil immer mehr Menschen und Unternehmen in die Region ziehen. Gerd Windisch, Vizevorsteher des WSE, betonte, dass die Wasserknappheit nicht durch Tesla entstanden sei. "Wir haben schon 2018 unsere Förderkontingent überschreiten müssen." Außerdem sei Tesla, als erstes Unternehmen im Verbandsgebiet, sowieso schon reglementiert auf 1,4 Millionen Kubikmeter jährlich.