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Prozess zum Polizistenmord hat begonnen: "Das Blut lief die Straße hinunter"

Beamte im Januar bei Kusel erschossen

Prozess zum Polizistenmord hat begonnen: "Das Blut lief die Straße hinunter"

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    Der Prozess zu dem Mord an zwei Polizisten im Januar bei Kusel hat am Landgericht Kaiserslautern begonnen.
    Der Prozess zu dem Mord an zwei Polizisten im Januar bei Kusel hat am Landgericht Kaiserslautern begonnen. Foto: IMAGO / U. J. Alexander

    Es war eine grausame Tat, die am 31. Januar 2022 deutschlandweit Entsetzen auslöste. Bei einer Verkehrskontrolle bei Kusel wurden zwei Polizisten erschossen. Nun hat der Mordprozess zu dem Vorfall begonnen. Der mutmaßliche Todesschütze Andreas S. (39) hat sich dabei am dritten Tag des Prozesses überraschend geäußert: Er gibt seinem Komplizen Schuld an den Polizistenmorden und spricht von so etwas wie "Notwehr".

    Der Vorwurf

    Für den Prozess am Landgericht Kaiserslautern sind bisher insgesamt 14 Termine in der Zeit vom 21. Juni bis zum 9. September anberaumt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-jährigen Angeklagten zwei Morde, sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Außerdem wird Andreas S. Widerstand und Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gemeinschaftliche Wilderei zur Last gelegt. Laut dem Landgericht Kaiserslautern geschahen die Morde aus Habgier und um eine Straftat zu verdecken. "Mit der Tötung der beiden Beamten habe der 39-jährige Angeklagte unter anderem erreichen wollen, dass die von ihm und einem weiteren 33-jährigen Angeklagten durchgeführte Jagdwilderei unentdeckt bleibt", schreibt das Landgericht. Die gemeinschaftliche Wilderei wird eben auch dem zweiten Tatverdächtigen, Florian V. (33) vorgeworfen. Ursprünglich war auch er des Mordes verdächtigt worden, doch diese Anklage wurde fallen gelassen. Dennoch muss auch er sich vor Gericht verantworten.

    Was laut Staatsanwaltschaft passierte

    Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern geht davon aus, dass Folgendes in der Nacht am 31. Januar 2022 passiert ist: Der Angeklagte Andreas S. war zusammen mit dem zweiten Tatverdächtigen Florian V. zur Jagdwilderei unterwegs. Die Beiden wurden dann von einer Polizeistreife zufällig kontrolliert. Die Beamten hatte wohl der Kastenwagen am Rand der Landstraße stutzig gemacht. Sie stiegen aus, um das Fahrzeug zu kontrollieren. Plötzlich fiel dann der erste Schuss. Andreas S. soll aus kurzer Entfernung mit einer Schrotflinte auf einen der beiden Polizeibeamten, eine 24-jährige Polizeikommissar-Anwärterin geschossen haben. Sie erlitt laut der Anklage dadurch schwere Verletzungen.  Den zweiten Schuss feuerte der Angeklagte dann auf 29-jährigen Kollegen der getroffenen Polizistin ab, der sich noch weiter entfernt befand. Der 29-jährige Polizeibeamte wurde dabei am Gesäß getroffen. Er schoss daraufhin mit seiner Dienstpistole zurück. Außerdem setzte er einen Notruf ab, indem er sagte: "Die schießen". Andreas S. soll daraufhin ein Jagdgewehr genommen haben und drei Schüsse auf den Polizeibeamten abgefeuert haben. Der wurde jedes mal getroffen. Der letzte Schuss traf den Beamten in den Kopf und tötete ihn.  Danach soll S. dann der Staatsanwaltschaft zufolge die getroffene 24-jährige Polizeibeamtin nach Notizen durchsucht haben, die wegen der Kontrolle angefertigt wurden. Er soll davon ausgegangen sein, dass sie bereits tot war. Weil er aber feststellte, dass dies nicht der Fall war, schoss er ihr wohl mit der Schrotflinte in den Kopf. Daraufhin flüchteten die beiden Männer. Nach einiger Zeit nahmen Spezialkräfte der saarländischen und rheinland-pfälzischen Polizei die Angeklagten dann fest.

    Prozessauftakt

    Am 21. Juni begann dann der Prozess am Landgericht Kaiserslautern. Der Hauptangeklagte Andreas S. schwieg dabei. Stattdessen verlas sein Anwalt eine Erklärung. S. räumte darin, laut merkur.de, die Schüsse ein. Diese seien allerdings in einer Art Notsituation abgegeben worden. Andreas S. wollte demnach erreichen, dass die auf ihn abgefeuerten Schüsse aufhören. Er habe Schüsse gehört und sei "perplex" gewesen.  Zudem belastete der Anwalt den 33-jährigen Mitangeklagten, Florian V., bei der Verlesung der Anklage. Demzufolge soll Andreas S. diesem eine Schrotflinte aus den Händen gerissen haben. Der Verteidiger des 33-Jährigen wies dies jedoch zurück. Er sagte, dass es sich so zugetragen habe, wie Florian V. es bei seiner Vernehmung erzählt hatte. Der 33-Jährige hatte die Jagdwilderei zugegeben, aber abgestritten selbst Schüsse abgefeuert zu haben.

    13 Zeugen geladen

    Am Montag, den 27. Juni, wurde der Prozess dann fortgesetzt. Dabei standen mehrere Zeugen vor Gericht. Insgesamt waren 13 geladen. Die Ehefrau und die Schwiegermutter des Hauptangeklagten machten laut merkur.de von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und verweigerten eine Aussage. Ebenso wie die Verlobte des Mitangeklagten.  Allerdings waren auch Polizisten und Sanitäter, die nach dem Mord als erste am Tatort waren, als Zeugen geladen. Ein Polizist sagte merkur.de nach: "Das Blut lief die Straße hinunter". Seine 24-jährige Kollegin habe tot im Licht der Autoscheinwerfer auf der Straße gelegen. Ihr 29-jähriger Kollege sei tödlich am Kopf getroffen in einer Wiese gelegen. "Eine Patronenhülse lag in der Blutspur, später setzte Schneeregen ein", sagte der als Zeuge geladene Polizeibeamte.

    Was laut Andreas S. passierte

    Am dritten Prozesstag, dem 28. Juni, äußerte sich laut swr.de der Hauptangeklagte dann selbst. Seiner Darstellung nach forderten die Polizisten ihn auf seine Papiere zu zeigen, als auf einmal Schüsse fielen. In der folgenden Hektik will Andreas S. dann selbst mehrere Schüsse abgefeuert , sowie "Hör auf zu schießen" gerufen haben. Er habe dann erst später bemerkt, dass er einen der Polizisten getroffen habe. Wie die 24-jährige Polizistin erschossen wurde, habe er nicht mitbekommen, erklärte S. unter gelegentlichen Schluchzern.  Er habe seiner Aussage nach einen lauten Schuss gehört, sei dann ausgestiegen und habe daraufhin Florian V. mit einer Schrotflinte in der Hand vor dem Zivilfahrzeug der Polizei stehen sehen. Als ihm aufgefallen sei, dass die Polizistin am Boden lag, habe er sich bekreuzigt. 

    Tonaufnahme und "Fangschuss"

    Bevor sich Andreas S. äußerte, wurden im Gerichtsaal Tonaufnahmen einer Überwachungskamera abgespielt, die sich in der Nähe des Tatorts befand. Auf dem Band sind insgesamt 23 Schüsse zu hören.  Zudem sagten mehrere Anwohner aus Erdesbach und Ulmet sagten aus, die die Schüsse gehört hatten, bzw. von ihnen aus dem Schlaf gerissen wurden. Einer dieser Zeugen gab swr.de nach an, dass Schüsse in der Gegend eigentlich nichts Ungewöhnliches seien, weil in der Nähe zum Tatort ein Truppenübungsplatz der Bundeswehr ist. Allerdings sei das dann eher Schnellfeuer.  Ein anderer dieser Zeugen gab an, zuerst einen harten, lauten Schuss und dann nach einer Pause mehrere laute Schüsse gehört zu haben. Danach gab es dem Zeugen zufolge weniger als zehn Minuten später noch einen letzten lauten Schuss. Der Mann erklärte dem Gericht außerdem, dass er Jäger sei und sich deshalb mit Schüssen auskenne. "Es hat mich an einen Fangschuss erinnert", sagte er zu dem letzten Knall. Ein Fangschuss ist ein Schuss, den Jäger dazu benutzen um ein schon getroffenes Tier schnell und effektiv zu töten. 

    Florian V. will noch aussagen

    Der 33-jährige Mitangeklagte Florian V. hat bisher noch nicht selbst ausgesagt. Seinen Anwälten nach will er dies aber noch tun, wenn alle Zeugen und Gutachter gehört wurden. Einem Anwalt des 33-Jährigen zufolge dürfte die Sachlage dann so klar sein, dass kein Fragen mehr offen sind.

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