Der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e. V. (BSD) hat Gesundheitsminister Jens Spahn zu einem Bordellbesuch eingeladen. Der Verband wolle laut einem öffentlichen Brief Spahn "umfassend Einblicke in die Vielfalt unserer Branche geben". Spahns Aussagen über die Branche während der Corona-Pandemie sollen despektierlich gewesen sein. In dem offenen Brief führt der BSD zwei Zitate auf, die für Verärgerung gesorgt hatten:
- "So mussten wir zum Beispiel die Bordelle wieder aufmachen, während die Schulen noch geschlossen waren", bedauert Jens Spahn in einem watson-Interview.
- Im Satz zuvor bedauert er es, dass die Politik "durch Gerichtsurteile zu Maßnahmen gezwungen" worden sei. Damit bezieht er sich auf die Klagewelle im Spätsommer 2020, nach der viele Bordelle unter Auflagen wieder öffnen durften.
Die Kritik
Spahn soll der Unterschied zwischen Bordellen und Schulen nicht bekannt sein, obwohl der Bund den Minister in umfangreichen Statements darüber informierten haben soll. Der BSD kritisiert, dass in Schulen für mehrere Stunden viele Schüler zusammenkommen, während Sexarbeit in Bordellen fast immer in einem 1:1 Kontakt stattfinde. Die Kontaktzeit sei mit 15 bis 30 Minuten ebenfalls deutlich kürzer.
Spahn habe sich zu wenig informiert
In dem öffentlichen Brief heißt es weiter, man werfe Spahn nicht vor, dass er keine Erfahrungen mit der Sexarbeitsbranche hat, wohl aber, dass er sich nicht informierte, bevor er Regelungen für Bordelle treffen und sich dann auch noch mit FakeNews despektierlich äußert. Ob Spahn die Einladung annimmt, ist allerdings mehr als fraglich.