Boris Pistorius soll der neue Verteidigungsminister werden. Das berichten mehrere Medien und auch die dpa übereinstimmend. Der Innenminister von Niedersachsen folgt auf Christine Lambrecht (SPD), die am Montag ihren Rücktritt erklärt hatte.
Boris Pistorius übernimmt das Verteidigungsministerium
Der 62-jährige SPD-Politiker Boris Pistorius wird wohl ab sofort die Führung des Verteidigungsministerium übernehmen. Lambrecht hatte am Montag nach gut einem Jahr im Amt ihren Rücktritt erklärt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wollte die Nachfolge an diesem Dienstag offiziell verkünden. Bei einem Termin am Morgen in Mainz äußerte sich der Kanzler noch nicht. In den vergangenen Tagen waren mehrere andere Namen als mögliche Nachfolger genannt worden, darunter Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt, SPD-Chef Lars Klingbeil und die Wehrbeauftragte Eva Högl.
Erfahren, aber blieb stets in Niedersachsen
Pistorius ist nun eine Überraschung. Der niedersächsische Innenminister gilt als erfahrener Polit-Manager. Im Kreis der Innenminister von Bund und Ländern hat sich Pistorius in den vergangenen Jahren einen Ruf als kenntnisreicher Fachpolitiker erworben. Auch wenn er stets in Niedersachsen blieb, war er auch an der innenpolitischen Positionierung der Bundes-SPD in Wahlkämpfen und an Koalitionsverhandlungen beteiligt.
Schlagfertig, aber nie respektlos
Bei den Innenministerkonferenzen machte es dem als pragmatisch geltenden Pistorius immer sichtlich Freude, sich mit Konservativen wie dem früheren Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf offener Bühne zu streiten, schlagfertig, mit spitzen Bemerkungen, aber nie respektlos. Zur Idealbesetzung für den Posten des Verteidigungsministers macht Pistorius vielleicht auch sein Alter. Mit 62-Jahren kann ein Politiker schließlich ganz entspannt das Chefbüro im Bendlerblock beziehen, das gemeinhin als Schleudersitz und damit auch als potenzieller Karrierekiller gilt. Pistorius wurden immer wieder Ambitionen für ein politisches Amt auf Bundesebene nachgesagt. Es gab beispielsweise Gerüchte, er könnte Bundesinnenminister werden, sofern Nancy Faeser bei der Landtagswahl in Hessen als Spitzenkandidatin für die SPD antritt.
Ausbildung zum Kaufmann und Studium der Rechtswissenschaften, aber Wehrdienst geleistet
Pistorius ist seit 2013 Minister für Inneres und Sport von Niedersachsen. Zuvor war er von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister von Osnabrück. Er machte von 1978 bis 1980 eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Leistete dann seinen Wehrdienst in der Steubenkaserne in Achim und studierte danach Rechtswissenschaft an der Universität Osnabrück.
Neun Männer, aber nur sieben Frauen
Mit der Entscheidung für Pistorius hebelt Scholz seinen eigenen Anspruch aus, seine Ministerriege paritätisch zu besetzen. Bisher waren es acht Männer und acht Frauen, nun werden es neun Männer und sieben Frauen sein - der Kanzler selbst nicht mitgezählt.