Am 6. Dezember hat er wie jedes Jahr seinen großen Auftritt: Der Nikolaus. Doch ist ein alter Mann, der Kindern Süßigkeiten bringt, überhaupt noch zeitgemäß? Können Nikoläuse auch weiblich sein? Und was ist eigentlich mit der Frau, die dem älteren Herrn mit dem weißen Bart schon in der Vergangenheit Konkurrenz gemacht hat?
Sah der Nikolaus eigentlich so aus, wie wir ihn kennen?
Mit seinem dichten Rauschebart, dem langen roten Mantel, dem goldenen Buch und vor allem einem Sack voller Süßigkeiten, die er in der Nacht auf den 6. Dezember in die Stiefel steckt oder persönlich vorbeibringt, ist der Nikolaus bei Kindern sehr beliebt. Doch schon seit einiger Zeit entspricht das Bild vom Nikolaus nicht mehr überall diesen traditionellen Maßstäben. Sowieso ist diese konservative Erscheinung des Nikolaus geschichtlich nicht belegt. Wie er genau aussah, ist gar nicht ganz klar. Das Bild, dass wir heute vom Nikolaus haben also der großväterliche Typ mit Rauschebart, rotem Mantel und weißem Pelzkragen, kommt eigentlich sowieso nicht aus der Geschichte, sondern aus der Werbeindustrie. Ins Leben gerufen hat diese Erscheinung die Coca Cola-Company. Sie schuf 1931 den Weihnachtsmann und somit auch das Bild für den Nikolaus, mit seinen weiß-roten Markenfarben, für einen weihnachtlichen Werbefeldzug. Der heilige Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei lebte, aus einer reichen Familie stammte und sein Erbe an die Armen weitergab, sah jedoch vermutlich ganz anders aus. Allein schon, weil er wahrscheinlich gar nicht so alt wurde. Es ist zwar unklar, wann genau er geboren und in welchem Jahr er gestorben ist, es ist jedoch unwahrscheinlich, dass er einen langen weißen Bart hatte, wie immer dargestellt. Auch deshalb sieht man inzwischen immer öfter bartlose Nikoläuse.
Mancherorts kommt auch die Nikolausin
Allerdings spielen in der heutigen Zeit nicht mehr nur Männer den Nikolaus. Mittlerweile gibt es auch viele Nikolaus-Darsteller, die weiblich sind. Teils spielen Frauen dabei einen männlichen Nikolaus und verstellen ihre Stimme, teils kommen sie ganz offen ohne Bart und als Nikolausin zu den Kindern. Den Kindern scheint das eigentlich gar nichts auszumachen. Sie haben damit meist überhaupt keine Probleme. Es sind in manchen Fällen eher die Eltern, die noch das alte Nikolaus-Bild vom alten Mann mit dem Rauschebart, dem roten Mantel und dem Krummstab im Kopf haben.
Früher gab es bereits ein weibliches Pendant zum Nikolaus: Die heilige Barbara
Doch so mancher Vater oder so manche Mutter erinnert sich bestimmt auch daran, dass der ältere Herr mit den Süßigkeiten einst sowieso schon eine echte Konkurrenz in Form einer Frau hatte: Ihr Name war Barbara und sie ist uns heute noch als Schutzpatronin der Bergleute und in Form des Brauches der Barbarazweige und des Bärbele-Treibens am 4. Dezember präsent. An diesem Tag werden bis heute Zweige von Obstbäumen geschnitten und ins Wasser gestellt. Wenn die Zweige bis Weihnachten blühen, bedeutet das nach regionalem Volksglauben Glück für das nächste Jahr. Was allerdings fast in Vergessenheit geraten ist: Auch die heilige Barbara hatte und hat vereinzelt heute noch, wie auch der Nikolaus eine Rolle als Gabenbringerin inne. In vereinzelten Landstrichen brachte sie schon am 4. Dezember, dem Barbaratag, traditionell Schokolade und Geschenke.
"Traditionell sind die Gabenbringer ja Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind. Aber in manchen Orten kam eben auch noch die Barbara hinzu", sagt Lisa Maubach vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn laut der dpa. Vor allem in Köln, Bonn und am Niederrhein sei dies so gewesen.
Nikolaus war aus wirtschaftlichen Gründen attraktiver als Barbara
Doch heute ist Barbara kaum noch in ihrer Position als Gabenbringerin aktiv. Nur noch vereinzelt lassen sich heute Hinweise auf den Brauch finden - obwohl eine starke Frauenfigur ja gut in die Zeit passen würde. "Ab den 1960er Jahren, spätestens ab den 1970er Jahren, ist Barbara als Gabenbringerin im Grunde verschwunden. Ich denke, der Nikolaus war irgendwann attraktiver. Als Figur bekannter und vor allem durch die Kostümierung und die Begleitfiguren attraktiver, auch für die Wirtschaft", sagt Maubach. "So etwas hat ja auch immer mit Konsum zu tun." Generell könnten Bräuche verschwinden und sich ändern, sagt sie. Beim Barbarabrauch habe es "wohl eher eine Brauchverschiebung" hin zum Nikolaus gegeben.
Umfrage: Wie stehen Sie zu Nikolaus, Nikolausin und Barbara?
Wie stehen Sie im Sinne der Gleichberechtigung dazu? Kann der Nikolaus auch eine Nikolausin sein? Wäre es sinnvoll die heilige Barbara, die sowieso schon in der Rolle als Gabenbringerin unterwegs war, wieder vermehrt einzuführen? Oder ist der männliche alte Nikolaus einfach eine Tradition, die gewahrt und nicht verändert werden soll. Hier können Sie abstimmen: [paevent=92]Wie stehen Sie zu Nikolaus, Nikolausin und Barbara?[/paevent]