Zwei Männer aus dem Ostallgäu gerieten in den vergangenen Wochen ins Fadenkreuz von sogenannten "Sexpressern". Am 16. September bekam ein 38-Jähriger über ein soziales Netzwerk eine Freundschaftsanfrage einer ihm bis dato unbekannten Frau. Die beiden chatteten laut Polizei zuerst miteinander und wechselten später zu Videochats. Dabei nahm der 38-Jährige auch sexuelle Handlungen an sich vor, die der Täter aufzeichnete. Mit dem Videomaterial wurde der 38-Jährige dann um 5.000 Euro erpresst. Er überwies das Geld auf ein ausländisches Konto. Als es danach zu einer weiteren Geldforderung kam, erstattete er Anzeige.
Sexpressing: Ähnlicher Fall im Ostallgäu im August
Einen ähnlichen Fall gab es bereits Ende August. Auch ein 31-jähriger Ostallgäuer hatte über ein soziales Netzwerk eine Frau kennengelernt. Wie im anderen Fall verlagerte sich der Chat dann zur Videotelefonie. Die Frau konnte den 31-Jährigen dazu bringen, sich vor der Kamera auszuziehen. Dann drohten die Erpresser dem Mann mit der Veröffentlichung des mitgeschnittenen Videomaterials, sofern er nicht eine vierstellige Geldsumme bezahle. Er ging aber nicht auf die Erpressung ein, sondern erstattete Anzeige. Die weiteren Ermittlungen führt in beiden Fällen die Kriminalpolizei Kaufbeuren. Der Schaden, den die Täter mit der perfiden Masche verursachten, hat sich in Schwaben Süd/West im Vergleich zum Vorjahr schon jetzt verdoppelt.
Wie funktioniert "Sextortion"?
Bei Sextortion lernt der Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk wie Twitter, Snapchat, Instagram oder Facebook kennen. Der Betroffene und die fremde Person kommunizieren miteinander. Mit dem Ziel, das potentielle Opfer dazu zu überreden, sich vor seiner Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen, lenken die Täter die Kommunikation schnell auf eine Video-Telefonie um. Dabei zeichnen sie diese sexuellen Handlungen auf und drohen im Anschluss, dieses Video oder Bild im Internet zu veröffentlichen, falls der geforderte Geldbetrag nicht bezahlt würde. Bei einer anderen Variante von Sextortion verschicken die Täter an ihre Opfer per E-Mail ein Erpresserschreiben, in dem sie behaupten, von ihrem Opfer Sexvideos aufgenommen zu haben. Dann fordern sie Geldbeträge, damit die Videos nicht veröffentlicht werden. Häufig werden derartige E-Mails massenweise ohne konkretes Ziel als Spam-Mails verschickt.
So können Sie sich vor "sexueller Erpressung" schützen
- Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an.
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäreeinstellungen.
- Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber.
- Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
- Im Zweifel: kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
- Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit kurzem kennen.
- Halten Sie Betriebs- sowie Virenschutzsysteme auf Ihren online-genutzten Endgeräten wie Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer immer auf dem aktuellen Stand, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann.
Falls Sie bereits erpresst werden
- Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
- Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
- Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
- Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.