Den Weihnachtsmarkt in der Adventszeit besuchen ist für viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland jedes Jahr ein besonderes Vergnügen - natürlich auch im Allgäu. Leider fühlen sich vor Glühwein- und Würstchenständen auch Taschendiebe wohl. Die weihnachtliche Zeit ist wegen der vielen Märkte ihre Hochsaison. Nach ihren Übergriffen verschwinden sie mit der Beute blitzschnell im unübersichtlichen Gedränge. Deshalb warnt die Polizei vor allem in der Zeit der Weihnachtsmärkte vor Taschendiebstählen und gibt Tipps zum Schutz.
So viele Taschendiebstähle gab es 2020 und 2021 in Deutschland
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland insgesamt 83.688 Taschendiebstähle angezeigt, 2021 nur noch 72.903. Obwohl es 2021 fast 11.000 Taschendiebstähle weniger gab als 2020, sollte man immer aufmerksam sein. "Die Zahl an Diebstählen mag im vergangenen Jahr sicher auch pandemiebedingt geringer gewesen sein, in diesem Jahr jedoch werden wieder mehr Menschen die Märkte besuchen. Damit nehmen auch die Tatgelegenheiten wieder zu", sagt Harald Schmidt, Kriminaloberrat und Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
So viele Taschendiebstähle gab es in den letzten Jahren im Allgäu
Im Allgäu verzeichnet das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West im Jahr 2020 78 Fälle von Taschendiebstählen. 2021 waren es sogar nur 56 Fälle. Allerdings muss hier ebenfalls die Corona-Pandemie berücksichtigt werden. Schaut man sich zum Vergleich die Werte aus dem Jahr 2019 an, so liegen diese klar höher. 2019 kam es zu 117 Taschendiebstählen. Im Allgäu, also im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, gab es jedoch laut dem Präsidium für die Monate November und Dezember keine Häufung der Taschendiebstähle im Vergleich zum restlichen Jahr. Die Fallzahlen liegen laut Polizei im Mittel, teilweise sogar etwas unter dem Durchschnitt. Trotzdem wird die Polizei im Rahmen der Betreuung von Weihnachtsmärkten natürlich auch auf Taschendiebstähle achten.
Die Tricks und Maschen der Taschendiebe
Die Taschendiebe benutzen bestimmte Tricks oder Maschen um ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie tarnen sich vor allem als "Anrempler", "Beschmutzer" oder falsche Touristen. Anremplerrempeln ihre Opfer, wie der Name schon sagt, in der Menschenmenge an. Bei dem so zustande kommenden Körperkontakt nutzen sie ihre Möglichkeit und klauen was auch immer sich in den Taschen der angerempelten Menschen befindet.Beschmutzerhingegen lassen "versehentlich" ein Getränk auf das Opfer fallen oder beflecken es mit Ketchup oder Senf. Dann bieten die Täter freundlich an, die dreckige Jacke zu säubern – nebenbei geschieht der heimliche Griff in die Tasche.Falsche Touristenbitten mit Stadtplan in der Hand um eine Wegbeschreibung. Während das Opfer Auskunft gibt, drängt sich zumeist ein Komplize des Täters - vorgeblich, um besser auf die Karte sehen zu können - nah an das Opfer heran. Da das Opfer während seiner Erklärung abgelenkt ist, kann der Dieb unbemerkt in dessen Tasche fassen.
Taschendiebe arbeiten in Gruppen
Allgemein arbeiten Taschendiebe und -diebinnen meistens in Gruppen zusammen. Dabei sind sie häufig zu viert: Der erste beobachtet die Umgebung, die zweite lenkt das Opfer ab, der dritte stiehlt, die vierte schließlich nimmt die Beute an sich und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Menschenmenge. Die Kriminellen werden selten auf frischer Tat erwischt. Denn der ganze Vorgang dauert nur Sekunden - jedenfalls bei geübten Kriminellen. Bei Taschendieben handelt es sich häufig um professionelle Täter, die in ganz Europa agieren.
Auch Kinder können zu Dieben werden
Die Erfahrung der Polizei zeigt, dass einige Eltern nicht davor zurückscheuen, ihre Kinder als Diebe loszuschicken. Denn in Jungen und Mädchen sehen die Menschen keine Gefahr. 2021 waren 14,5 Prozent (512 Personen) der Tatverdächtigen unter 18 Jahre alt.
Die meisten Fälle von Taschendiebstahl bleiben ungelöst
Diebstahlsopfer, die ihren Verlust erst später bemerken, können normalerweise keine Täterbeschreibung mehr abgeben. So bleiben die meisten Fälle ungelöst. 2021 und 2020 betrug die Aufklärungsquote an Taschendiebstählen in Deutschland je nur 6,3 Prozent. Im Allgäu wurden von im Schnitt der letzten fünf Jahre nur etwa 8,5 Prozent der Taten aufgeklärt. Wird der Dieb ertappt, aber konnte entkommen, sollte man Folgendes tun: Sich Tätermerkmale einprägen, den Notruf 110 wählen, sich um das Opfer kümmern und als Zeuge zur Verfügung stehen. Falls der Dieb nicht rechtzeitig flüchten konnte, dürfen Bürger und Bürgerinnen ihn im Rahmen der sogenannten "Jedermann-Festnahme" aufhalten und später der Polizei übergeben.
So schützen Sie sich vor Taschendieben
Laut Schmidt und der Polizei des Präsidiums Schwaben Süd/West gibt es außerdem Wege sich vor den Tätern und Täterinnen zu schützen: Diese Tipps der Polizei schützen vor Dieben:
- Nehmen Sie nur so viel Geld und Zahlungskarten mit wie nötig.
- Verwahren Sie Ihre Wertsachen in verschiedenen Innentaschen, die verschlossen sind.
- Tragen Sie Taschen mit der verschlossenen Seite zum Körper.
- Achten Sie besonders im Gedränge auf Tasche und Wertsachen.
- Vorsicht, wenn jemand nahe an Sie heranrückt oder Sie anrempelt. Bestehen Sie darauf, dass der für Fremde übliche Abstand eingehalten wird.
- Taschendiebe erkennt man oft an ihrem suchenden Blick. Sie sehen den Menschen nicht in die Augen, sondern spähen nach Beute.
Wurde Ihnen eine Zahlungskarte gestohlen? Dann handeln Sie bitte umgehend:
- Lassen Sie die Karte unbedingt sofort sperren. Dies ist unter dem bundesweiten Sperrnotruf 116 116 für alle Girocards und die meisten Kreditkarten möglich.
- Zeigen Sie den Diebstahl bei der Polizei an. Diese kann die Sperrung des elektronischen Lastschriftverfahrens per Unterschrift (SEPA-Lastschriften) veranlassen.
- Prüfen Sie Ihre Kontobewegungen und melden Sie unbefugte Abbuchungen bei Ihrer Bank oder Sparkasse.
Die Weihnachtsmärkte im Allgäu
Es gilt also: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Wer die Tipps befolgt, die Tricks kennt und etwas die Augen offen hält, wird auf den Weihnachtsmärkten eine gute Zeit erleben. Wo und wann überall im Allgäu Weihnachtsmärkte stattfinden, sehen Sie hier:
Endlich wieder Allgäuer Weihnachtsmärkte - Alle Termine 2022 im Überblick