Rund 170 Kinder unter 14 Jahren gelten im Freistaat derzeit als vermisst. «Wir haben aber keinen Fall, wo man tatsächlich von einem Tötungsdelikt oder dergleichen ausgeht», sagte eine Sprecherin des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) in München. So gelte ein großer Teil als «Ausreißer», die wiederholt weglaufen und wieder zurückkommen. Dennoch sei es wichtig, im Fall der Fälle schnell und koordiniert zu handeln, betonte das LKA anlässlich des bevorstehenden «Tages der vermissten Kinder» am Sonntag.
Im Gegensatz zu Erwachsenen, die ihr Aufenthaltsrecht prinzipiell frei bestimmen dürfen, gelten Minderjährige als vermisst, sobald sie ihr gewohntes Umfeld verlassen haben und ihr Aufenthaltsort unbekannt ist. Sofern nicht schnell Entwarnung gegeben werden kann, geht die Polizei dann immer von einer Gefahr für das Leben oder die körperliche Unversehrtheit des Kindes oder Jugendlichen aus und leitet sofort Fahndungsmaßnahmen ein.
Viele Vermisstenmeldungen durch Sorgerechtsstreitereien
Zum Stichtag 19. Mai galten 73 der 169 in Bayern vermissten Unter-14-Jährigen als Ausreißer. 86 der vermissten Kinder wurden ihren Eltern oder ihrem Vormund entzogen. Dies sei häufig bei Trennungen der Fall, erläuterte die LKA-Sprecherin. Wenn beide Eltern das Sorgerecht hätten, der eine dem anderen das Kind aber vorenthalte und dieser dann Anzeige erstatte, gehe der Fall zwar in die Statistik ein, doch wüssten die Beamten, wo sich das Kind befinde.
Acht der jüngst vermissten Kinder sind zudem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, bei denen es laut LKA aber hinreichende Erkenntnisse gibt, dass Bayern nur eine Zwischenstation war und sie inzwischen weitergereist sind. Grundsätzlich gelte: «Ein relativ großer Teil taucht nach spätestens einigen Tagen wieder auf», betonte die LKA-Sprecherin. «Natürlich gibt es auch einzelne Fälle, wo ein Kind längerfristig vermisst bleibt.»
Fälle bleiben über Jahre in der Statistik
Diese Fälle blieben dann so lange in der Statistik, bis der Verbleib des Kindes geklärt sei - also im Zweifel über Jahre hinweg. So wurden im Gesamtjahr 2024 im Freistaat 1.069 vermisste Kinder gezählt, an Silvester waren 979 Fälle davon aufgeklärt. Im Vorjahr wurden 1.059 Fälle registriert, 993 davon galten zum Jahresende als gelöst. Die Differenz erklärt sich wiederum zum Teil durch Ausreißer, die über den Jahreswechsel hinweg ausbüxen.
Alle Fahndungen in Bayern werden zentral in der Vermisstendienststelle des LKA gebündelt. Gleichzeitig werden dort die Fahndungen an andere Bundesländer sowie das Bundeskriminalamt gesteuert.
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