Seit April 2019 sollen international agierende Schleuser über die "Balkanroute" mutmaßlich 140 Personen überwiegend syrischer Herkunft in Kleintransportern und Autos geschleust haben. Die Staatsanwaltschaft Kempten hat nun elf Durchsuchungsbeschlüsse und sieben Haftbefehle gegen die mutmaßlichen Bandenmitglieder in Berlin, Niedersachen, NRW und Hessen erlassen.
Organisierte Schleuserkriminalität
Bei den mutmaßlichen Schleusern handelt es sich um 19 syrische, libanesische und libysche Staatsangehörige im Alter zwischen 21 und 44 Jahren. Die Staatsanwaltschaft Kempten wirft ihnen mindestens 23 Fälle des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern vor.
Wie gingen die Schleuser vor?
Die Ausländer sollen gegen Bezahlung hoher Geldbeträge geschleust worden sein. Die Täter gingen dabei "überaus planvoll und sehr professionell vor", so die Staatsanwaltschaft. "Scouts", also vorausfahrende Fahrzeuge, die Polizeikontrollen meldeten, waren bei den Schleusenfahrten im Einsatz. Der Bandenchef koordinierte die Schleuser dabei im Minutentakt via Smartphone. Selbst blieb er allerdings in sicherer Entfernung.
Großeinsatz
Seit den frühen Morgenstunden am Dienstag sind mehr als 400 Beamte im Einsatz, so Sebastian Murer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Kempten. Auch Kollegen des österreichischen Bundeskriminalamtes sind beteiligt. Bislang vollstreckten sie sieben Untersuchungshaftbefehle und stellten umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter die bei der Tatausführung genutzten Smartphones.
Bandenkopf 2019 festgenommen
Im August 2019 hatte die Bundespolizei einen Schleuserfahrer auf der A7 bei Füssen auf frischer Tat ertappt. Eine Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft Kempten ("Traunsteiner Modell") hatte eng mit den zuständigen Ermittlungsbehörden in Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, den Niederlanden und in Belgien kooperiert. Auch Europol unterstützte die Ermittlungen. Die Beamten konnten dadurch den Anführer der Schleuserbande bereits im Dezember in Österreich festnehmen.
"Traunsteiner Modell"
Was es mit dem "Traunsteiner Modell" auf sich hat, erfahren Sie im Artikel.
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