Vollen Einsatz zeigte Thomas Schöpf, Polizeibeamter bei der Polizeiinspektion Bobingen, Anfang dieser Woche bei einer Rehkitz-Rettungsaktion in der Nähe von Bobingen. Eine Fußgängerin, die am frühen Morgen mit ihrem Hund unterwegs war, entdeckte das Reh, das sich in einem Zaun nahe einer Schrebergartenanlage verheddert hatte, und rief die Polizei, berichtet Polizeigruppenführer Alfred Wiedemann. „Grundsätzlich ist es so, dass für Wildtiere der Jäger zuständig ist, aber den konnte man nicht erreichen.“ Daher habe man bewusst Schöpf geschickt, da dieser einen Jagdschein besitzt und „da in allem ziemlich gut bewandert“ ist.
Der Polizist musste abwägen, ob das Rehkitz eine Überlebenschance hat
Dort angekommen, habe sich Schöpf zunächst einen Überblick verschafft. „Das war keine schöne Situation“, sagt Wiedemann. Das Kitz sei an den Läufen schwer verletzt gewesen, habe geblutet und laut gefiept. Zwei Bissspuren deuteten darauf hin, dass sich das Reh vermutlich gegen andere Wildtiere verteidigen musste. So stand Schöpf vor der schwierigen Entscheidung, abzuwägen, ob es besser wäre, das Tier „von seinen Qualen zu erlösen“ oder einen Rettungsversuch zu starten. Mit seiner Expertise entschied sich der Polizist für Letzteres, so Wiedemann.
Er befreite das Reh aus dem Zaun, brachte es in den Fußraum des Polizeiwagens und beruhigte es dort. Mit dem Polizeiauto fuhren Schöpf und ein Kollege zur Tierklinik Gessertshausen. Dort nahm man das verletzte Tier auf, gab ihm Schmerzmittel und musste es am Nachmittag operieren. Kosten würden für solch eine Rettungsaktion nicht anfallen, ergänzt Wiedemann. Für Fälle wie diese gebe es ein Budget vom Staat.
Natürlich hätten die Polizisten nicht dortbleiben können, sagt der Gruppenführer. „Wir mussten das Blut aus dem Auto wegmachen.“ Außerdem habe man den Jagdpächter informieren müssen, da die Rehrettung sonst dem Tatbestand der Jagdwilderei zugeschrieben werden könnte. Trotzdem habe sich „Kollege Schöpf sofort erkundigt, wie es dem Tier geht“.
Die Strapazen waren zu groß - das Reh überlebte die Narkose in Gessertshausen nicht
Leider habe man erfahren müssen, dass das Rehkitz die Operation nicht überstanden hat. Zwar hätte das Tier die Wunden überleben können, die Strapazen der Nacht seien aber offenbar zu groß gewesen, fasst Wiedemann die Erklärung der Tierklinik zusammen: „Eine sehr hohe Menge an Stresshormonen plus das Narkosemittel, das schafft das Herz dann manchmal nicht.“
Trotz des traurigen Ausgangs ist der Gruppenleiter sehr zufrieden mit der Handhabung dieser schwierigen Situation. Andere, vermutet er, hätten das Tier nur dem Jagdpächter übergeben. „Und der Jäger hätte das anders gehandhabt, auf die radikalere Methode“, sagt er. Nicht so der Bobinger Polizist: „Für so ein Tier kann man nicht mehr machen, als das, was der Kollege Schöpf gemacht hat.“
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