Die Täter sind in über 80 Prozent der Fälle männlich und erwachsen. Mehr als die Hälfte der Täter war alkoholisiert und in über 76 Prozent traten die Täter bereits polizeilich in Erscheinung.
Im vergangenen Jahr 2022 sind 296 Polizistinnen und Polizisten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West im Dienst durch Gewaltattacken verletzt worden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutlicher Anstieg von rund 30 Prozent. 2021 lag die Zahl der verletzten Einsatzkräfte der Polizei noch bei 208.
Gewaltdelikte gegen Polizei insgesamt leicht rückläufig
Die Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner bezeichnete den Anstieg der verletzten Beamtinnen und Beamten und die Form der Gewalt gegenüber den Einsatzkräften als erschreckend. Denn: Im Gegensatz zu der Zahl der verletzten Polizistinnen und Polizisten ist die Fallzahl der verbalen und körperlichen Attacken auf die Einsatzkräfte im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken. Das Präsidium berichtet von insgesamt 660 Fällen in denen Allgäuer Beamte beleidigt oder körperlich angegangen worden sind.
Gewalt gegen Polizeibeamte: Brutales Beispiel aus Memmingen
Ein Beispiel für die oftmals hemmungslose Gewalt gegen die Einsatzkräfte ereignete sich im vergangenen Dezember in Memmingen. Beamte waren damals zu einer Ruhestörung in einem Eilfamilienhaus gerufen worden und wurden noch beim Eintreffen von zwei aggressiven Bewohnern massiv angegriffen. Das Polizeipräsidium berichtet von Schlägen, Tritten und Bissen gegen die Beamte. Ein Polizist sei sogar von einem der Täter gewürgt worden. Ruhe kehrte erst ein, als mehrere Polizisten Reizgas einsetzten und mit dem Einsatz des Schlagstocks drohten. Die Folge der Attacken: Gleich drei Polizeibeamte waren nach dem Einsatz nicht mehr dienstfähig.
Angriffe mitunter auch ohne ersichtlichen Grund
Laut der Allgäuer Polizei kam es besonders häufig bei Gewahrsamnahmen, Festnahmen und bei der Überprüfung der Identität zu Angriffen. Allerdings: Auch ganz ohne konkreten Grund wurden Polizistinnen und Polizisten Opfer von Gewalt.
Gewalt gegen Polizeibeamte: Das waren die häufigsten Tatbestände 2022
- Beleidigung (ca. 35 Prozent)
- Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (ca. 28 Prozent)
- Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (ca. 19 Prozent)
- Körperverletzung (etwa 10 Prozent)
Meistens männliche Täter - viele schon polizeilich bekannt
Mit 90 Prozent am häufigsten betroffen von Gewalt waren Beamtinnen und Beamte, die im Wach- und Streifendienst tätig sind. Laut dem Polizeipräsidium waren mehr als die Hälfte der betroffenen Einsatzkräfte im Alter von 26 bis 35 Jahre. Besonders auffallend: In über 80 Prozent aller Fälle waren die gewaltbereiten Täter männlich - 76 Prozent von ihnen waren bereits zuvor polizeibekannt oder sogar Wiederholungstäter. Alkohol spielte ebenfalls eine große Rolle bei diesen Gewalttaten. Über 50 Prozent aller Gewaltdelikte gegen Einsatzkräfte wurden unter dem Einfluss von Alkohol begangen, so das Polizeipräsidium Schwaben Süd-West weiter.