In Elchingen ist ein 60-jähriger Mann auf Liebesbetrüger hereingefallen. Seit Anfang März hatte eine Unbekannte Frau den Mann davon überzeugt, eine Soldatin zu sein und brachte den 60-Jährigen dazu, mehrfach Geld zu überweisen. Die beiden hatten sich zunächst über Facebook kennengelernt und anschließend per Whatsapp Kontakt gehalten. Die Betrügerin spielte dem Mann vor, eine Bundeswehr-Soldatin zu sein, die in Aleppo stationiert sei. Die "Soldatin" gab an, Gold nach Deutschland geschickt zu haben, welches aber beim Zoll beschlagnahmt wurde. Gegen Zahlung von Geld könne es aber ausgelöst werden. Dem kam der Mann nach und überwies mehrfach Geld auf unterschiedliche Konten.
Gutscheincodes verschickt
Im Zuge des weiteren Whatsapp-Kontakts gab die vermeintliche Soldatin an, Geld zu benötigen. Daraufhin kaufte der 60-Jährige eine Vielzahl an Gutscheinkarten und sendete die Codes wiederum der "Soldatin" zu. Erst Ende März kamen dem Mann dann Zweifel an der Geschichte, woraufhin er schließlich Anzeige bei der Polizei erstattete. Insgesamt entstand dem 60-Jährigen durch die Betrugstat laut Polizeibericht ein finanzieller Schaden in mittlerer fünfstelliger Höhe. Die Kriminalpolizei Neu-Ulm hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die Masche
Das Phänomen ist bei der Polizei als „Love Scamming“ bekannt und beschäftigte die Ermittler vor allem Mitte des letzten Jahrzehnts. Danach ebbte die Welle ab und wurde von neueren Phänomenen wie beispielsweise den „Falschen Polizeibeamten“ abgelöst. Mittlerweile erlebt die Geschichte der falschen Liebschaften wieder eine Art Comeback. Die Opfer trauen sich aufgrund der intimen Details aus der Kommunikation oft nicht, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Die Angesprochenen werden mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Es entsteht im Verlauf der Zeit eine emotionale Abhängigkeit beziehungsweise eine Beziehung zum Unbekannten – auf einmal kommt ein vermeintlicher Notfall oder eine finanzielle Notlage in das Leben der neuen Liebe. Helfen kann nur das Opfer – mit dem eigenen Geld.
Die Zahlen
Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West registrierte im Jahr 2021 insgesamt 39 erfolgreiche Love-Scamming-Fälle. Hierbei entstand ein Beuteschaden von mehr als 1.138.000 Euro. Im aktuellen Jahr erbeuteten Love-Scammer bereits einen mittleren sechsstelligen Betrag. Im Landkreis Neu-Ulm erbeuteten Anrufbetrüger im vergangenen Jahr fast 40.000 Euro. In 2022 ist der Beuteschaden bereits fast doppelt so hoch.
Die Polizei rät
Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen. Gerade im Internet tummeln sich viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen. Seien Sie also immer misstrauisch bei unglaublichen Angeboten.