Mit betrunkenen oder bekifften Autofahrern hat die Polizei fast täglich zu tun. Doch seit einiger Zeit beobachten die Beamten ein neues Phänomen im Deliktsfeld "Fahren unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln", wie die Polizei Dortmund berichtet: Demnach zieht die Polizei immer häufiger Autofahrer aus dem Verkehr, die Lachgas konsumiert haben.
Polizei zu Drogen und Lachgas am Steuer: "Völlig unterschätzte Gefahr"
Das ist der Polizei nach eine sehr gefährliche Entwicklung: "Wir sprechen hier definitiv von einer völlig unterschätzten Gefahr", sagt Ralf Ziegler, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Dortmund: "Ich habe überhaupt kein Verständnis für die Menschen, die so etwas machen. Rauschzustände am Steuer gefährden das eigene Leben und das Leben unbeteiligter Menschen. Deshalb gehen wir rigoros dagegen vor und schöpfen den gesetzlich möglichen Rahmen vollkommen aus."
Wie wirkt Lachgas?
Menschen, die Lachgas konsumieren, beschreiben die Wirkung so: Entspannung, Euphorie, Wärme- und Glücksgefühle, treten nur kurz nach der Anwendung auf. Auch schwache Halluzinationen, sowie ein traumähnlichen Zustand, in dem Raum und Zeit verändert wahrgenommen werden, sind möglich.
Polizei findet Lachgas-Flaschen auf Parkplätzen und nach Unfällen
Die Polizei sagt dazu: Menschen, die Lachgas konsumieren, können in Rauschzustände abdriften, stark benebelt sein oder halluzinieren. "Wenn jemand zeitlich oder räumlich nicht orientiert ist", sagt Ralf Ziegler, "wenn jemand glasige Augen oder sonstige Ausfallerscheinungen hat, dann werden wir Ermittlungsverfahren einleiten. Und dann ist auch der Führerschein in Gefahr."
Nicht nur in Dortmund, sondern auch andernorts, wie zum Beispiel in Lünen beobachtet die Polizei aktuell Auffälligkeiten im Hinblick auf Lachgas. Zuletzt wurden auf dem Parkplatz am Preußenbahnhof - mal kleinere, mal größere - Lachgas-Flaschen im Gebüsch gefunden. Es ist laut Polizei nicht auszuschließen, dass sich am Parkplatz größere Personengruppen mit ihren Autos treffen, um dort auch Lachgas zu konsumieren.

In Dortmund hat es erste Unfälle gegeben, die möglicherweise durch den Konsum von Lachgas verursacht worden sind. Nach einem Unfall mit drei Verletzten auf der Märkischen Straße zeigte ein Hyundai-Fahrer, der mit einem Baumschutzbügel kollidiert war, starke Ausfallerscheinungen. Die Vortests auf Alkohol und Drogen: negativ. Zeugen bemerkten allerdings das verdächtige Verhalten eines der Fahrzeuginsassen nach dem Unfall. Dieser war mit einem Karton in einer Seitenstraße verschwunden und ohne diesen wieder zurückgekehrt. Als die Beamten die Straße absuchten, fanden sie eine Flasche Lachgas.
Auch bei einem Unfall auf dem Hiltropwall im September 2023, bei dem zwei Männer verletzt wurden, könnte Lachgas im Spiel gewesen sein. Ein 22-jähriger Dortmunder verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen Baum - hier entsorgte der Beifahrer eine Lachgas-Flasche auf dem angrenzen Gehweg.
Warum ist Lachgas als Droge aktuell im Trend?
In den Sozialen Medien kursieren immer wieder Videos von Menschen, die nach dem Lachgas-Konsum einen "Kick" verspüren und entsprechend agieren. Der Konsum von Lachgas wurde bei Partys, im Fasching, auf Schulhöfen, genau wie in Verbindung mit der Raser-, Poser- und illegalen Tuningszene beobachtet. Die starke Anziehungskraft rührt großteils daher, dass Lachgas leicht verfügbar ist. Erwerb, Besitz und Konsum sind nämlich völlig legal, da Lachgas medizinisch als Arzneimittel eingesetzt wird. Zudem erscheint es vielen jungen Menschen als unbeschwert und harmlos. Lachgas kann jedoch schnell gefährlich werden.
Wie gefährlich ist Lachgas? Nebenwirkungen und Langzeitfolgen
Mögliche Nebenwirkungen von Lachgas sind:
- Kopfschmerzen
- Taubheit
- Schwindel
- Bewusstlosigkeit
- Bei wiederholten Einatmen ohne abzusetzen kann es sogar zum Tod durch Ersticken kommen.
- Auftretende Schwindelgefühle nahe an einer Ohnmacht erhöhen das Risiko für Stürze und Verletzungen.
- Rad- und Autofahren nach dem Konsum von Lachgas kann lebensgefährlich werden.
Das dauerhafte oder vermehrte Inhalieren von Lachgas kann jedoch auch Langzeitfolgen haben:
- Da Lachgas beeinträchtigt den Wirkmechanismus von Vitamin B12 beeinträchtigt, kann die Übertragung von Nervenimpulsen nicht mehr funktionieren. Es kann zu schweren Nervenschäden, wie Einschränkungen der motorischen Fähigkeiten kommen.
- In manchen Fällen kann zudem das Rückenmark geschädigt werden. Lähmungserscheinungen, Beeinträchtigungen von Organfunktionen oder Hirnschäden können die Folge sein.
- Auch die Blutbildung kann ebenfalls gestört sein.
- Und auch die Entwicklung von Psychosen ist möglich.