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Chemieunfall in Blaichach: Chemikalienaustritt in Wäscherei

Großeinsatz im Oberallgäu

Rettungsdienst behandelte 19 Menschen nach Chemieunfall in Blaichach

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    In Blaichach läuft am Montagmorgen ein Großeinsatz der Rettungsdienste. Grund ist ein Chemikalienaustritt in einer Wäscherei.
    In Blaichach läuft am Montagmorgen ein Großeinsatz der Rettungsdienste. Grund ist ein Chemikalienaustritt in einer Wäscherei. Foto: Benjamin Liss

    In Blaichach im Oberallgäu hat es nach einem Chemieunfall am Montagmorgen (12.8.2024) einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk und Polizei gegeben. In einer Wäscherei waren gefährliche Dämpfe ausgetreten, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West berichtete.

    Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, zwei Feuerwehrmänner erlitten in den Schutzanzügen bei hochsommerlichen Temperaturen außerdem einen Kreislauf-Zusammenbruch.

    Der Austritt des chemischen Gefahrstoffes beschränkte sich aber größtenteils auf das Innere des betroffenen Gebäudes. Für die umliegende Bevölkerung bestand deshalb keine Gefahr. Auch die angrenzende Bahnstrecke sei davon nicht betroffen gewesen, heißt es von der Polizei.

    Anderes ließen Warnmeldungen im Radio und in Warn-Apps wie "Katwarn" oder "Nina" vermuten. Die Meldungen konnten zwischenzeitlich so interpretiert werden, dass in den Landkreisen Oberallgäu, Lindau, Ostallgäu und in den kreisfreien Städten Kempten und Kaufbeuren vor "Chemischer Gefahr" gewarnt wird.

    Ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Allgäu, die für die Herausgabe solcher Warnungen zuständig ist, bestätigt: "Die Warnmeldung war etwas missverständlich formuliert." Mehrere Medien hatten diese so verstanden und veröffentlicht. Auch im Radio hatte es geheißen, dass man etwa in Kaufbeuren die Fenster geschlossen halten solle.

    Großeinsatz in Blaichach nach Chemikalienaustritt in einer Wäscherei - Türen und Fenster geschlossen halten

    Am Vormittag wurden die Landkreise Oberallgäu, Lindau und Ostallgäu, sowie die kreisfreien Städte Kempten und Kaufbeuren wieder aus der Warnmeldung gestrichen. Sie galt nur mehr für die Gemeinden Blaichach und Burgberg. Hier sollten Anwohner Türen und Fenster geschlossen halten. Inzwischen sind die Warnungen komplett aufgehoben.

    Auch die Polizei empfahl: Wer hier unbedingt aus dem Haus müsse, könne das tun. Am besten sei es aber, in der Wohnung zu bleiben und Türen wie Fenster geschlossen zu halten.

    Chemikalienaustritt in Blaichach - 19 Menschen bislang behandelt

    Wie die Polizei am späten Abend mitteilt, hat der Rettungsdienst seit Beginn des Einsatzes insgesamt 19 Menschen behandelt. Mit einer Ausnahme wurden alle Patienten nach der Behandlung vor Ort wieder entlassen. Ein Mitarbeiter der Reinigungsfirma wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Beamten nahmen zunächst an, dass er mittelschwer verletzt worden sei. Am späten Abend berichtete die Polizei, dass er leichte Verletzungen erlitten hätte. Unter der 19 behandelten Menschen befanden sich auch zwei Feuerwehrler und eine Einsatzkraft des THW.

    Aktuell geht die Polizei von einem Betriebsunfall aus. Durch ein Leck in einem 1000-Liter-Behälter in der Wäscherei sind demnach etwa 300 Liter einer Reinigungschemikalie ausgelaufen. Sie reagierte in der Folge mit einem anderen Stoff, wodurch sich giftige Dämpfe bildeten.

    Ein Großteil der Flüssigkeit lief in das Kellergeschoss der Firma. Die Einsatzkräfte haben Proben des so entstandenen Chemikalien-Wasser-Gemischs genommen. Das Ergebnis der Proben ist entscheidend dafür, ob die Feuerwehr das Gemisch abpumpen kann, oder ob eine Spezialfirma dafür anrücken muss. Die Feuerwehr hat das Firmengebäude noch nicht freigegeben. Die Feuerwehr und das THW sind voraussichtlich noch bis in die Nacht im Einsatz.

    Die Feuerwehr versuchte, den Stoff abzubinden und den weiteren Austritt der gefährlichen Dämpfe zu verhindern. Es kommt im Umkreis des Gebäudes zu einem essigähnlichem Geruch, der jedoch unbedenklich sei, schreibt die Polizei.

    Vorsorglich sollen Anwohnerinnen und Anwohner weiterhin Fenster und Türen geschlossen halten. Evakuierungsmaßnahmen werden nach aktuellem Stand nicht erwartet, es besteht momentan keine Gefahr für die Bevölkerung.

    Camping-Platz in Blaichach evakuiert?

    Die Einsatzkräfte vor Ort hatten zwischenzeitlich auch damit begonnen, einen nahegelegenen Campingplatz zu evakuieren. 50 Gäste seien laut Blaichachs Bürgermeister Christof Endreß kurzzeitig in der Schule untergebracht worden. Nachdem die Messwerte aber wiederholt niedrig waren, durften sie zurückkehren.

    Neben der Wäscherei waren noch zwei weitere Gebäude gesperrt, darunter auch ein Supermarkt. Endreß sagt auch, die Alarmierung der Bevölkerung in der Umgebung sei rein vorsorglich gewesen. Der Supermarkt wurde zwischenzeitlich wieder freigegeben. In angrenzenden Wohnungen und einer Firma finden derzeit noch Messungen statt.

    Im Bereich der Immenstädter Straße kommt es auch am späten Abend weiterhin zu Verkehrsbehinderungen. "Allein wegen der vielen Einsatzfahrzeuge", wie ein Polizeisprecher am Morgen erklärte. Hunderte Einsatzkräfte sind dabei in Blaichach im Einsatz. Allein von den zahlreichen Feuerwehren aus dem Oberallgäu und aus Kempten seien etwa 190 Kräfte vor Ort. Der Rettungsdienst ist mit etwa 45 Rettern im Einsatz, vom THW Kempten sind 29 Mitarbeiter dabei. Außerdem sind mehrere Polizeistreifen in Blaichach. Auch die Bundeswehr aus Sonthofen war mit der ABC-Abwehr in den Einsatz involviert.

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