Dank intensiver Ermittlungen der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck, der Kriminalpolizei Oberbayern Nord und der Zentralstelle Cybercrime Bayern gelang der Polizei ein empfindlicher Schlag gegen Cyber-Betrüger. Drei mutmaßliche Mitglieder einer Tätergruppe die von Zypern aus operierte konnten verhaftet werden, gegen zwei von ihnen hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern nun Anklage erhoben.
Anzeige Anlagebetrug
Im Januar 2022 hat ein Mann aus Fürstenfeldbruck Anzeige wegen Anlagebetrugs erstattet. Er hatte Ende 2021 über Monate hinweg über eine halbe Millionen Euro auf der Trading-Plattform www.kryptoeuclub.com "investiert" und so sein eingesetztes Kapital vermeintlich mehr als verdoppelt. Erst als eine Auszahlung des Betrages nicht erfolgte, wurde ihm bewusst, dass er den Machenschaften von Cyberkriminellen zum Opfer gefallen war.
Callcenter-Betrug von Zypern aus
Die Täter hatten einer Pressemeldung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg zufolge aus einem Callcenter Nordteil der Insel Zypern aus agiert, die nicht unter der Kontrolle der Regierung der Republik Zypern steht. Von der sogenannten "Türkischen Republik Nordzypern" aus kontaktierten sie mehrere Personen im deutschsprachigen Raum und überredeten sie zu vermeintlich lukrativen Investments über die Trading-Plattform. Sich selbst bezeichneten die Täter dabei als die "Cheetah". Im Laufe der Ermittlungen wurden zahlreiche weitere Geschädigte bekannt.
Österreicherin unter den Beschuldigten
Im Zuge der Ermittlungen erhärtete sich schnell der Verdacht gegen eine 32-jährige Österreicherin. Die Bundespolizei verhaftete Anfang April 2022 die Frau am Flughafen Frankfurt am Main, seitdem befindet sie sich in Untersuchungshaft. Die Behörden in Zypern konnten dann nach internationaler Fahndung im Juli 2022 auch eine 28-jährige mutmaßliche Mittäterin in Nikosia festnehmen. Die deutsche und türkische Staatsangehörige wurde anschließend auf Betreiben der Zentralstelle Cybercrime Bayern nach Deutschland ausgeliefert. Im August 2022 erfolgte dann noch die Festnahme eines 36-jährigen israelischen Staatsangehörigen in Griechenland. Er soll der Tätergruppe als Teil der Management-Ebene angehört haben. Auch er wurde zwischenzeitlich auf Betreiben der Zentralstelle Cybercrime Bayern nach Deutschland ausgeliefert und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.
1,7 Millionen Euro in sechs Monaten
Jetzt hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern gegen die beiden Frauen Anklage zum Landgericht wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in einer Vielzahl von Fällen erhoben. Innerhalb von sechs Monaten soll die 32-jährige Beschuldigte als Teil der Management-Ebene einen Gesamtschaden von knapp 1,7 Millionen Euro angerichtet haben. Ihrer 28-jährigen Mittäterin wird vorgeworfen einen Gesamtschaden von knapp 200.000 Euro verursacht zu haben.
Bis zu zehn Jahre Knast
Über die Eröffnung des Hauptverfahrens hat nun eine Strafkammer des Landgerichts Bamberg zu entscheiden. Für gewerbs- und bandenmäßigen Betrug sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor. Die Ermittlungen im Gesamtkomplex dauern weiterhin an. Zuletzt kam es im Oktober 2022 bei mehreren Mitbeschuldigten zu koordinierten Durchsuchungen von Privatwohnungen in Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Dabei konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. Diese Beschuldigten sollen ebenfalls als Callcenter-Agenten für die Gruppierung gearbeitet haben