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Bildergalerie: Was ist die Palliativmedizin - Einblick am Klinikum Kaufbeuren

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Was ist die Palliativmedizin - Einblick am Klinikum Kaufbeuren

Vom 22. bis 26. März finden die Schmerz- und Palliativtage der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. statt. Dr. Bernd Hartmann am Klinikum Kaufbeuren im Interview über die moderne Palliativmedizin und deren Herausforderungen.
Herr Dr. Hartmann, Sie und Dr. Klasen leiten als Chefärzte den Bereich Palliativmedizin im Klinikum Kaufbeuren. Worum geht es bei der Palliativmedizin und der Arbeit auf einer Palliativstation? Dr. Bernd Hartmann Dr. Bernd Hartmann: Grundsätzlich werden auf einer Palliativstation Menschen betreut, die nicht mehr gesund werden können. Zu Beginn der Palliativmedizin vor ca. 50 Jahren waren Palliativpatienten vor allem Personen mit nicht heilbaren Tumorerkrankungen. Mittlerweile werden Menschen mit vielen unterschiedlichen, unheilbaren Erkrankungen behandelt. Beispielsweise Personen mit chronischen Herzschwächen, Lungenerkrankungen, aber auch neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Palliativmedizin unterstützt die Primär-Behandlung und wird bei starker Symptomlast involviert, welche die Lebensqualität bedeutend einschränken wie Schmerzen, Atemnot, Unruhe, Unwohlsein, Angst oder körperliche Schwäche.Was ist die Aufgabe der Palliativmedizin? Dr. Bernd Hartmann: Das Ziel der Palliativmedizin ist es, das Leiden von Menschen mit nicht mehr heilbaren Krankheiten soweit möglich zu lindern und ihre Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern. Der Mensch soll befähigt werden, in größtmöglichem Umfang wieder selbstbestimmt und selbstständig zu sein. Im Vordergrund steht dabei das Abwägen von Nutzen und Risiko bestimmter Therapien. Je nach Patient kann beispielsweise eine Chemotherapie eher belastend sein und den Menschen in der Lebensqualität stark einschränken. Generell möchten wir dem Patienten für die verbleibende Zeit das bestmögliche subjektive Wohlbefinden ermöglichen.Dies ist vermutlich der komplexeste Teil in der Behandlung von Palliativpatienten. Gehen hier die Meinungen von Angehörigen und Ärzten/Pflegepersonal auseinander? Dr. Bernd Hartmann: Eine solche Entscheidung ist immer individuell und ein gemeinsamer Prozess. Es ist daher umso wichtiger, frühzeitig mit Patienten und Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Hier geht es nicht primär um die Erkrankung oder die palliativmedizinische Behandlung, sondern zunächst um das Verständnis, was die Palliativmedizin leisten kann. Es werden Fragen geklärt, wie z. B.: Was muss getan werden, dass ich möglichst selbstständig bin? Welche Unterstützung braucht es hierfür? Wo bekomme ich außerklinische Hilfe? Das Angebot wird von einem multiprofessionellen Team aus qualifizierten Pflegekräften, Ärzten, Seelsorgern, Physio- und Psychotherapeuten unterstützt. Diese Aufklärung soll den Patienten zum Nachdenken anregen, sodass egal in welcher Phase der Krankheit die Palliativmedizin mit in die Behandlung einbezogen werden kann. Wann und wie werden Patienten auf der Palliativstation aufgenommen? Dr. Bernd Hartmann: Wie beschrieben handelt es sich um Patienten, die an einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung und unter Symptomen leiden, die so stark oder komplex sind, dass sie eine Krankenhausbehandlung brauchen. Die Steuerung und Planung läuft primär über den Hausarzt beziehungsweise im Krankenhaus über den jeweils behandelnden Arzt einer anderen Station. Hausärzte bilden sich zunehmend in der Palliativmedizin weiter und begleiten regelmäßig Menschen, die palliativ versorgt werden müssen.Handelt es sich bei einer Palliativstation um einen Ort zum Sterben? Dr. Bernd Hartmann: Das Stigma, dass eine Palliativstation eine Art „Sterbestation“ sei, stimmt nicht. Natürlich werden auch Patienten im Sterben begleitet, jedoch hat die Behandlung auf einer Palliativstation stets das Ziel, die Symptomlast soweit zu reduzieren, dass der Patient wieder entlassen werden kann. Viele wünschen sich, ihre letzten Tage in gewohntem Umfeld daheim zu verbringen und wir versuchen dies zu ermöglichen. Mehr als 60% der Patienten, die auf unserer Palliativstation behandelt werden, verlassen diese auch wieder.Auf der Palliativstation zu arbeiten ist sicher nicht immer einfach. Welche Unterstützungen gibt es für das Klinikpersonal? Dr. Bernd Hartmann: Je nach Aufenthaltsdauer werden natürlich Beziehungen zu den Patienten und deren Angehörigen aufgebaut. Wir erhalten Einblick in das Leben und die Geschichte dieser Menschen, und gerade wenn es um jüngere Patienten oder junge Eltern und deren Kinder geht, kann dies für das Team trotz aller Professionalität belastend sein. Hier helfen uns die regelmäßigen Supervisionen, in denen die Mitarbeiter sich austauschen können. Solche Gespräche über Schicksale, die besonders nahe gehen, sind wichtig für die eigene Psychohygiene. Es gibt auch Abschiedsgottesdienste in der Klinikkapelle, wo unsere Seelsorger gemeinsam mit Angehörigen und Mitarbeitern Abschied nehmen können. Generell ist es für das Team sowohl Alltag als auch Herzensangelegenheit, Schwerkranke dabei zu unterstützen, trotz Krankheit selbstbestimmt und möglichst schmerzfrei zu leben – bis zuletzt.
1/2Vom 22. bis 26. März finden die Schmerz- und Palliativtage der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. statt. Dr. Bernd Hartmann am Klinikum Kaufbeuren im Interview über die moderne Palliativmedizin und deren Herausforderungen. Herr Dr. Hartmann, Sie und Dr. Klasen leiten als Chefärzte den Bereich Palliativmedizin im Klinikum Kaufbeuren. Worum geht es bei der Palliativmedizin und der Arbeit auf einer Palliativstation? Dr. Bernd Hartmann Dr. Bernd Hartmann: Grundsätzlich werden auf einer Palliativstation Menschen betreut, die nicht mehr gesund werden können. Zu Beginn der Palliativmedizin vor ca. 50 Jahren waren Palliativpatienten vor allem Personen mit nicht heilbaren Tumorerkrankungen. Mittlerweile werden Menschen mit vielen unterschiedlichen, unheilbaren Erkrankungen behandelt. Beispielsweise Personen mit chronischen Herzschwächen, Lungenerkrankungen, aber auch neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Palliativmedizin unterstützt die Primär-Behandlung und wird bei starker Symptomlast involviert, welche die Lebensqualität bedeutend einschränken wie Schmerzen, Atemnot, Unruhe, Unwohlsein, Angst oder körperliche Schwäche.Was ist die Aufgabe der Palliativmedizin? Dr. Bernd Hartmann: Das Ziel der Palliativmedizin ist es, das Leiden von Menschen mit nicht mehr heilbaren Krankheiten soweit möglich zu lindern und ihre Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern. Der Mensch soll befähigt werden, in größtmöglichem Umfang wieder selbstbestimmt und selbstständig zu sein. Im Vordergrund steht dabei das Abwägen von Nutzen und Risiko bestimmter Therapien. Je nach Patient kann beispielsweise eine Chemotherapie eher belastend sein und den Menschen in der Lebensqualität stark einschränken. Generell möchten wir dem Patienten für die verbleibende Zeit das bestmögliche subjektive Wohlbefinden ermöglichen.Dies ist vermutlich der komplexeste Teil in der Behandlung von Palliativpatienten. Gehen hier die Meinungen von Angehörigen und Ärzten/Pflegepersonal auseinander? Dr. Bernd Hartmann: Eine solche Entscheidung ist immer individuell und ein gemeinsamer Prozess. Es ist daher umso wichtiger, frühzeitig mit Patienten und Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Hier geht es nicht primär um die Erkrankung oder die palliativmedizinische Behandlung, sondern zunächst um das Verständnis, was die Palliativmedizin leisten kann. Es werden Fragen geklärt, wie z. B.: Was muss getan werden, dass ich möglichst selbstständig bin? Welche Unterstützung braucht es hierfür? Wo bekomme ich außerklinische Hilfe? Das Angebot wird von einem multiprofessionellen Team aus qualifizierten Pflegekräften, Ärzten, Seelsorgern, Physio- und Psychotherapeuten unterstützt. Diese Aufklärung soll den Patienten zum Nachdenken anregen, sodass egal in welcher Phase der Krankheit die Palliativmedizin mit in die Behandlung einbezogen werden kann. Wann und wie werden Patienten auf der Palliativstation aufgenommen? Dr. Bernd Hartmann: Wie beschrieben handelt es sich um Patienten, die an einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung und unter Symptomen leiden, die so stark oder komplex sind, dass sie eine Krankenhausbehandlung brauchen. Die Steuerung und Planung läuft primär über den Hausarzt beziehungsweise im Krankenhaus über den jeweils behandelnden Arzt einer anderen Station. Hausärzte bilden sich zunehmend in der Palliativmedizin weiter und begleiten regelmäßig Menschen, die palliativ versorgt werden müssen.Handelt es sich bei einer Palliativstation um einen Ort zum Sterben? Dr. Bernd Hartmann: Das Stigma, dass eine Palliativstation eine Art „Sterbestation“ sei, stimmt nicht. Natürlich werden auch Patienten im Sterben begleitet, jedoch hat die Behandlung auf einer Palliativstation stets das Ziel, die Symptomlast soweit zu reduzieren, dass der Patient wieder entlassen werden kann. Viele wünschen sich, ihre letzten Tage in gewohntem Umfeld daheim zu verbringen und wir versuchen dies zu ermöglichen. Mehr als 60% der Patienten, die auf unserer Palliativstation behandelt werden, verlassen diese auch wieder.Auf der Palliativstation zu arbeiten ist sicher nicht immer einfach. Welche Unterstützungen gibt es für das Klinikpersonal? Dr. Bernd Hartmann: Je nach Aufenthaltsdauer werden natürlich Beziehungen zu den Patienten und deren Angehörigen aufgebaut. Wir erhalten Einblick in das Leben und die Geschichte dieser Menschen, und gerade wenn es um jüngere Patienten oder junge Eltern und deren Kinder geht, kann dies für das Team trotz aller Professionalität belastend sein. Hier helfen uns die regelmäßigen Supervisionen, in denen die Mitarbeiter sich austauschen können. Solche Gespräche über Schicksale, die besonders nahe gehen, sind wichtig für die eigene Psychohygiene. Es gibt auch Abschiedsgottesdienste in der Klinikkapelle, wo unsere Seelsorger gemeinsam mit Angehörigen und Mitarbeitern Abschied nehmen können. Generell ist es für das Team sowohl Alltag als auch Herzensangelegenheit, Schwerkranke dabei zu unterstützen, trotz Krankheit selbstbestimmt und möglichst schmerzfrei zu leben – bis zuletzt. Foto: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren
Vom 22. bis 26. März finden die Schmerz- und Palliativtage der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. statt. Dr. Bernd Hartmann am Klinikum Kaufbeuren im Interview über die moderne Palliativmedizin und deren Herausforderungen.
Herr Dr. Hartmann, Sie und Dr. Klasen leiten als Chefärzte den Bereich Palliativmedizin im Klinikum Kaufbeuren. Worum geht es bei der Palliativmedizin und der Arbeit auf einer Palliativstation? Dr. Bernd Hartmann Dr. Bernd Hartmann: Grundsätzlich werden auf einer Palliativstation Menschen betreut, die nicht mehr gesund werden können. Zu Beginn der Palliativmedizin vor ca. 50 Jahren waren Palliativpatienten vor allem Personen mit nicht heilbaren Tumorerkrankungen. Mittlerweile werden Menschen mit vielen unterschiedlichen, unheilbaren Erkrankungen behandelt. Beispielsweise Personen mit chronischen Herzschwächen, Lungenerkrankungen, aber auch neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Palliativmedizin unterstützt die Primär-Behandlung und wird bei starker Symptomlast involviert, welche die Lebensqualität bedeutend einschränken wie Schmerzen, Atemnot, Unruhe, Unwohlsein, Angst oder körperliche Schwäche.Was ist die Aufgabe der Palliativmedizin? Dr. Bernd Hartmann: Das Ziel der Palliativmedizin ist es, das Leiden von Menschen mit nicht mehr heilbaren Krankheiten soweit möglich zu lindern und ihre Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern. Der Mensch soll befähigt werden, in größtmöglichem Umfang wieder selbstbestimmt und selbstständig zu sein. Im Vordergrund steht dabei das Abwägen von Nutzen und Risiko bestimmter Therapien. Je nach Patient kann beispielsweise eine Chemotherapie eher belastend sein und den Menschen in der Lebensqualität stark einschränken. Generell möchten wir dem Patienten für die verbleibende Zeit das bestmögliche subjektive Wohlbefinden ermöglichen.Dies ist vermutlich der komplexeste Teil in der Behandlung von Palliativpatienten. Gehen hier die Meinungen von Angehörigen und Ärzten/Pflegepersonal auseinander? Dr. Bernd Hartmann: Eine solche Entscheidung ist immer individuell und ein gemeinsamer Prozess. Es ist daher umso wichtiger, frühzeitig mit Patienten und Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Hier geht es nicht primär um die Erkrankung oder die palliativmedizinische Behandlung, sondern zunächst um das Verständnis, was die Palliativmedizin leisten kann. Es werden Fragen geklärt, wie z. B.: Was muss getan werden, dass ich möglichst selbstständig bin? Welche Unterstützung braucht es hierfür? Wo bekomme ich außerklinische Hilfe? Das Angebot wird von einem multiprofessionellen Team aus qualifizierten Pflegekräften, Ärzten, Seelsorgern, Physio- und Psychotherapeuten unterstützt. Diese Aufklärung soll den Patienten zum Nachdenken anregen, sodass egal in welcher Phase der Krankheit die Palliativmedizin mit in die Behandlung einbezogen werden kann. Wann und wie werden Patienten auf der Palliativstation aufgenommen? Dr. Bernd Hartmann: Wie beschrieben handelt es sich um Patienten, die an einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung und unter Symptomen leiden, die so stark oder komplex sind, dass sie eine Krankenhausbehandlung brauchen. Die Steuerung und Planung läuft primär über den Hausarzt beziehungsweise im Krankenhaus über den jeweils behandelnden Arzt einer anderen Station. Hausärzte bilden sich zunehmend in der Palliativmedizin weiter und begleiten regelmäßig Menschen, die palliativ versorgt werden müssen.Handelt es sich bei einer Palliativstation um einen Ort zum Sterben? Dr. Bernd Hartmann: Das Stigma, dass eine Palliativstation eine Art „Sterbestation“ sei, stimmt nicht. Natürlich werden auch Patienten im Sterben begleitet, jedoch hat die Behandlung auf einer Palliativstation stets das Ziel, die Symptomlast soweit zu reduzieren, dass der Patient wieder entlassen werden kann. Viele wünschen sich, ihre letzten Tage in gewohntem Umfeld daheim zu verbringen und wir versuchen dies zu ermöglichen. Mehr als 60% der Patienten, die auf unserer Palliativstation behandelt werden, verlassen diese auch wieder.Auf der Palliativstation zu arbeiten ist sicher nicht immer einfach. Welche Unterstützungen gibt es für das Klinikpersonal? Dr. Bernd Hartmann: Je nach Aufenthaltsdauer werden natürlich Beziehungen zu den Patienten und deren Angehörigen aufgebaut. Wir erhalten Einblick in das Leben und die Geschichte dieser Menschen, und gerade wenn es um jüngere Patienten oder junge Eltern und deren Kinder geht, kann dies für das Team trotz aller Professionalität belastend sein. Hier helfen uns die regelmäßigen Supervisionen, in denen die Mitarbeiter sich austauschen können. Solche Gespräche über Schicksale, die besonders nahe gehen, sind wichtig für die eigene Psychohygiene. Es gibt auch Abschiedsgottesdienste in der Klinikkapelle, wo unsere Seelsorger gemeinsam mit Angehörigen und Mitarbeitern Abschied nehmen können. Generell ist es für das Team sowohl Alltag als auch Herzensangelegenheit, Schwerkranke dabei zu unterstützen, trotz Krankheit selbstbestimmt und möglichst schmerzfrei zu leben – bis zuletzt.
2/2Vom 22. bis 26. März finden die Schmerz- und Palliativtage der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. statt. Dr. Bernd Hartmann am Klinikum Kaufbeuren im Interview über die moderne Palliativmedizin und deren Herausforderungen. Herr Dr. Hartmann, Sie und Dr. Klasen leiten als Chefärzte den Bereich Palliativmedizin im Klinikum Kaufbeuren. Worum geht es bei der Palliativmedizin und der Arbeit auf einer Palliativstation? Dr. Bernd Hartmann Dr. Bernd Hartmann: Grundsätzlich werden auf einer Palliativstation Menschen betreut, die nicht mehr gesund werden können. Zu Beginn der Palliativmedizin vor ca. 50 Jahren waren Palliativpatienten vor allem Personen mit nicht heilbaren Tumorerkrankungen. Mittlerweile werden Menschen mit vielen unterschiedlichen, unheilbaren Erkrankungen behandelt. Beispielsweise Personen mit chronischen Herzschwächen, Lungenerkrankungen, aber auch neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Die Palliativmedizin unterstützt die Primär-Behandlung und wird bei starker Symptomlast involviert, welche die Lebensqualität bedeutend einschränken wie Schmerzen, Atemnot, Unruhe, Unwohlsein, Angst oder körperliche Schwäche.Was ist die Aufgabe der Palliativmedizin? Dr. Bernd Hartmann: Das Ziel der Palliativmedizin ist es, das Leiden von Menschen mit nicht mehr heilbaren Krankheiten soweit möglich zu lindern und ihre Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern. Der Mensch soll befähigt werden, in größtmöglichem Umfang wieder selbstbestimmt und selbstständig zu sein. Im Vordergrund steht dabei das Abwägen von Nutzen und Risiko bestimmter Therapien. Je nach Patient kann beispielsweise eine Chemotherapie eher belastend sein und den Menschen in der Lebensqualität stark einschränken. Generell möchten wir dem Patienten für die verbleibende Zeit das bestmögliche subjektive Wohlbefinden ermöglichen.Dies ist vermutlich der komplexeste Teil in der Behandlung von Palliativpatienten. Gehen hier die Meinungen von Angehörigen und Ärzten/Pflegepersonal auseinander? Dr. Bernd Hartmann: Eine solche Entscheidung ist immer individuell und ein gemeinsamer Prozess. Es ist daher umso wichtiger, frühzeitig mit Patienten und Angehörigen ins Gespräch zu kommen. Hier geht es nicht primär um die Erkrankung oder die palliativmedizinische Behandlung, sondern zunächst um das Verständnis, was die Palliativmedizin leisten kann. Es werden Fragen geklärt, wie z. B.: Was muss getan werden, dass ich möglichst selbstständig bin? Welche Unterstützung braucht es hierfür? Wo bekomme ich außerklinische Hilfe? Das Angebot wird von einem multiprofessionellen Team aus qualifizierten Pflegekräften, Ärzten, Seelsorgern, Physio- und Psychotherapeuten unterstützt. Diese Aufklärung soll den Patienten zum Nachdenken anregen, sodass egal in welcher Phase der Krankheit die Palliativmedizin mit in die Behandlung einbezogen werden kann. Wann und wie werden Patienten auf der Palliativstation aufgenommen? Dr. Bernd Hartmann: Wie beschrieben handelt es sich um Patienten, die an einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung und unter Symptomen leiden, die so stark oder komplex sind, dass sie eine Krankenhausbehandlung brauchen. Die Steuerung und Planung läuft primär über den Hausarzt beziehungsweise im Krankenhaus über den jeweils behandelnden Arzt einer anderen Station. Hausärzte bilden sich zunehmend in der Palliativmedizin weiter und begleiten regelmäßig Menschen, die palliativ versorgt werden müssen.Handelt es sich bei einer Palliativstation um einen Ort zum Sterben? Dr. Bernd Hartmann: Das Stigma, dass eine Palliativstation eine Art „Sterbestation“ sei, stimmt nicht. Natürlich werden auch Patienten im Sterben begleitet, jedoch hat die Behandlung auf einer Palliativstation stets das Ziel, die Symptomlast soweit zu reduzieren, dass der Patient wieder entlassen werden kann. Viele wünschen sich, ihre letzten Tage in gewohntem Umfeld daheim zu verbringen und wir versuchen dies zu ermöglichen. Mehr als 60% der Patienten, die auf unserer Palliativstation behandelt werden, verlassen diese auch wieder.Auf der Palliativstation zu arbeiten ist sicher nicht immer einfach. Welche Unterstützungen gibt es für das Klinikpersonal? Dr. Bernd Hartmann: Je nach Aufenthaltsdauer werden natürlich Beziehungen zu den Patienten und deren Angehörigen aufgebaut. Wir erhalten Einblick in das Leben und die Geschichte dieser Menschen, und gerade wenn es um jüngere Patienten oder junge Eltern und deren Kinder geht, kann dies für das Team trotz aller Professionalität belastend sein. Hier helfen uns die regelmäßigen Supervisionen, in denen die Mitarbeiter sich austauschen können. Solche Gespräche über Schicksale, die besonders nahe gehen, sind wichtig für die eigene Psychohygiene. Es gibt auch Abschiedsgottesdienste in der Klinikkapelle, wo unsere Seelsorger gemeinsam mit Angehörigen und Mitarbeitern Abschied nehmen können. Generell ist es für das Team sowohl Alltag als auch Herzensangelegenheit, Schwerkranke dabei zu unterstützen, trotz Krankheit selbstbestimmt und möglichst schmerzfrei zu leben – bis zuletzt. Foto: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren
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